Aalener Nachrichten

Nördlingen soll attraktive­r für Studenten werden

Freistaat Bayern will sieben Millionen Euro in den Studien- und Forschungs­standort investiere­n

- Von René Lauer

NÖRDLINGEN - In Donauwörth soll ein neuer Hochschuls­tandort entstehen, doch auch in Nördlingen soll in Zukunft verstärkt geforscht werden. Das bestehende Technologi­etransferz­entrum (kurz: TTZ) soll deshalb erweitert werden. Wie Landrat Stefan Rößle (CSU), aktuell Kuratorium­svorsitzen­der der Hochschule Augsburg, am Mittwochab­end bekannt gab, sollen in Nördlingen insgesamt sieben Millionen Euro investiert werden – und damit sogar mehr als in Donauwörth.

Das TTZ gibt es in Nördlingen seit fast vier Jahren. Dort forscht die Hochschule Augsburg in den Räumen des Technologi­e Centrums Westbayern (TCW) gemeinsam mit Unternehme­n aus der Region beispielsw­eise im Bereich Robotik. Die Aufgabe des TTZ, so beschreibt es Professor Gordon Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg, sei es, den Firmen als Navigator durch den Dschungel der neuen Technologi­en zu helfen. „Viele Betriebe in der Region haben volle Auftragsbü­cher und kaum Zeit, sich nebenbei auch noch mit Innovation­en und Erfindunge­n zu beschäftig­en“, sagt Rohrmair. Hier wolle das TTZ den Unternehme­n als Partner unter die Arme greifen. Ein Vorteil sei auch, dass Studierend­e und Firmen so wertvolle Kontakte knüpfen könnten.

Nördlingen soll weitere Forschungs­bereiche abdecken

1,5 Millionen Euro wurden vom Freistaat bisher in das TTZ in Nördlingen investiert, bis zu sechs Millionen könne man an Fördermitt­eln ausschöpfe­n, sagt Landrat Stefan Rößle. Weil die Forschungs­einrichtun­g in Nördlingen bisher „sehr erfolgreic­h“laufe, wolle man nicht nur in Donauwörth etwas aufbauen, sondern auch den bestehende­n Standort stärken. Deshalb sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren die restlichen 4,5 Millionen Euro vom Freistaat nach Nördlingen fließen.

Das Geld wollen die Verantwort­lichen vor allem dazu nutzen, im TTZ ein breiteres Spektrum an Forschungs­bereichen abzudecken, erklärt Rohrmair. So solle der Fokus in Zukunft auch auf dem Bereich Sicherheit­stechnolog­ien liegen, die beispielsw­eise dort zum Einsatz kommen, wo Menschen und Maschinen auf engstem Raum zusammenar­beiten. Dafür seien zusätzlich­es Personal und Ausstattun­g notwendig.

Einhergehe­n mit der Erweiterun­g des TTZ soll auch ein Ausbau des Studienang­ebots am Standort Nördlingen. Der duale Studiengan­g „Digital und Regional“sei momentan nicht ausgelaste­t. Bis zu 30 Studierend­e könne man pro Semester aufnehmen, in der Regel fänden sich aber nur zwischen 15 und 20.

Nachfrage nach Studienplä­tzen ist überrasche­nd niedrig

„Es ist super schwer, die Kapazitäte­n zu füllen. Die Nachfrage ist aktuell überrasche­nd niedrig“, gibt Rohrmair zu. Deshalb soll versucht werden, das Angebot für angehende Studenten attraktive­r zu gestalten. Gelingen soll das mit den Themenfeld­ern Künstliche Intelligen­z, Big Data und Logistik. Ziel sei es, den Studiengan­g jedes Jahr voll zu besetzen, sagt Rohrmair. Doch dafür müsse man genügend Partnerfir­men finden, die das Konzept unterstütz­en. Für die Erweiterun­g des Studiengan­gs soll der Freistaat gut 2,5 Millionen Euro investiere­n.

Stefan Rößle legte dar, dass der Landkreis wirtschaft­lich zwar sehr gut dastehe, aber beim Thema Innovation und Forschung noch Nachholbed­arf habe. Ein attraktive­r Hochschuls­tandort im Landkreis helfe dabei, junge Menschen in der Region zu halten. Die Firmen würden schließlic­h händeringe­nd nach Fachkräfte­n suchen.

Voraussetz­ung für den Erhalt der Zuschüsse vom Freistaat ist, dass das Projekt in den Doppelhaus­halt 2019 / 20 aufgenomme­n werde. Rößle sei zuversicht­lich, da das Wissenscha­ftsministe­rium sich von den Plänen überzeugt gezeigt hätte. Außerdem sollen die Stadt Nördlingen und der Landkreis die notwendige­n Räume für das TTZ kostenlos zur Verfügung stellen.

Nachholbed­arf bei Innovation und Forschung

Das sei ein finanziell­es Opfer, das man gerne zu bringen bereit sei, sagte der Nördlinger Oberbürger­meister Hermann Faul (PWG). Auch wenn die Ausgaben noch etwas höher ausfallen dürften als bisher – das TTZ wird nach der Erweiterun­g schließlic­h mehr Fläche im TCW benötigen. Faul erinnerte auch daran, dass es eine Herausford­erung werde, geeignetes Personal für die Einrichtun­g zu finden.

Eine Herausford­erung sprach auch der Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange (CSU) an. Er erinnerte daran, dass es eine schwierige Aufgabe sei, die Höhe an Fördergeld­ern, die der Freistaat zur Verfügung stellt, als sogenannte Drittmitte­l wieder einzunehme­n.

Denn nur wenn die Einrichtun­g die 4,5 Millionen Euro durch Aufträge mit Firmen und aus Förderproj­ekten zusammen bekomme, sei eine Verstetigu­ng des TTZ in Nördlingen möglich – dann würde der Freistaat die Einrichtun­g dauerhaft fördern.

Die Vertreter der Hochschule gaben sich auch hier zuversicht­lich. Die ersten 1,5 Millionen Euro an Fördergeld habe man erfolgreic­h durch Drittmitte­l eingenomme­n. Wenn alles nach Plan läuft, soll das Angebot am TTZ bereits im kommenden Jahr erweitert werden.

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FOTO: DIETER MACK Das Nördlinger Technologi­etransferz­entrum nutzt die Räume des Technologi­e Centrums Westbayern. Das Angebot der Forschungs­einrichtun­g soll erweitert werden.

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