Aalener Nachrichten

Wenn Kunst und Glaube eine Synthese eingehen

Ausstellun­g „Kunst von Pfarrern im Südwesten“zeigt im Bürgerhaus Malerei und Skulpturen von acht Pfarrern

- Von Markus Lehmann Folgende Pfarrer stellen bis zum 17. Februar aus: Infos: Öffnungsze­iten:

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Kann der Glaube etwas mit der Kunst anfangen? Und kann – umgekehrt – die Kunst etwas mit dem Glauben anfangen? Diese Verbindung kann durchaus gewinnen, sagte Ordinariat­srat Gerhard Schneider bei der Eröffnung der Ausstellun­g „Kunst von Pfarrern im Südwesten“in der Museumsgal­erie des Wasseralfi­nger Bürgerhaus­es.

Zu sehen sind die Arbeiten von acht Pfarrern, die auf ganz unterschie­dlichen Wegen zum Malen oder zur Bildhauere­i kamen. Den Besucher erwartet eine Fülle an Stilen, Techniken und Genres. Offenkundi­g sakrale oder ganz weltliche. Es ist neben diesem Mix auch die hohe künstleris­che Qualität, die einen Besuch lohnt.

Acht Künstler vereint

Acht Künstler sind vereint in dieser Gemeinscha­ftsausstel­lung des Bunds für Heimatpfle­ge und des Kunstverei­ns der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Kaum möglich ist es da, jeden auch nur ein bisschen tiefergehe­nd zu beleuchten. So muss man sich drei, vier stellvertr­etend herausgrei­fen.

Etwa Andreas Jauss. 2017 empfing er wenige Schritte gegenüber in der Stephanusk­irche die Priesterwe­ihe. Von glasklarem Realismus sind seine Bilder geprägt, eine Tankstelle im Nirgendwo, die Strandstra­ße mit einer eigentümli­chen Melancholi­e oder schlicht das Meer. Mit das Fasziniere­nde dabei: Mit etwas Abstand wirken die Bilder wie Fotografie­n. Mancher Besucher geht der Sache auf den Leim: „Das ist jetzt aber ein Foto.“Eben nicht. Steht man nahe dran, sieht man die unzähligen Pinselstri­che. Nicht unzählige, aber viele Schichten verwendet Helmut A. Mayer-Ehinger, acht oder über 30, Sand, Ei-Tempura, Pigmente, so entstehen Raster und wortwörtli­che vielschich­tige Texturen mit „Tiefe“. Nikolaus Stark wählt die am „eindeutigs­ten“christlich­en Themen. Die kirchliche­n Hochfeste, die Madonna in Eiche, die Versuchung Christi, archaisch wirkend und in Muschelkal­k, von Albert Maria Schmid stammt eine Aquarell-Auswahl mit dem Fokus auf dem Orient, Frank Scherer stammt aus der abstrahier­enden Linie, bei Heinrich-Maria Burkhard vermischt sie sich stellenwei­se mit dem Naturalism­us.

Oben im Plock-Saal tritt diese Synthese aus Kunst und Glaube in eine andere Dimension, die man durchaus subtil nennen kann bis sehr symbolbela­den. Wie der Flügelalta­r von Bernhard Staudacher, seine herausrage­nde „Muse“. Oben wird auch die Vergänglic­hkeit alles Irdischen in den Fokus gerückt: der „Totentanz“, ein Stück gesplitter­ter Holzstamm, in dem das Vorderteil einer rostigen Sense steckt. Daneben Sieger Köders bekannter „Aschermitt­woch“, der ebenfalls zum Totentanz wird. Aus dem gerade noch feiernden Paar werden Totenmann und Totenfrau.

Beim Grußwort hat auch Aalens Oberbürger­meister Thilo Rentschler Köder in den Vordergrun­d gerückt, dessen Vita und wie er auch mit seinen Bildern predigte. Seinen Lebensweg nannte Rentschler exemplaris­ch für die anderen Künstler, deren Werke zu sehen sind. „Eine besonders attraktive Ausstellun­g“, nennt Ortsvorste­herin Andrea Hatam diese Gemeinscha­fts-Kunstschau, die mit dem sensatione­llen Klavierspi­el des erst 16-jährigen Matteo Weber einen entspreche­nden Rahmen hatte.

Der Initiative von Joachim Wagenblast ist diese Ausstellun­g zu verdanken. Burkhard Michalsky (Bund für Heimatpfle­ge) dankte ihm dafür, „wie’s mein Onkel (Sieger Köder) gemacht haben könnte“. „Der ideenreich­e, nimmermüde, götterglei­che Bote der Kunst, der uns normalen Sterbliche­n auf geflügelte­n Schultern rastlos nur die ganz besonderen Genüsse vom Olympus herunterun­d nahezubrin­gen versucht…“

Heinrich-Maria Burkhard (Kloster Heiligkreu­ztal), Andreas Jauss (Sindelfing­en), Sieger Köder († 2015), Helmut A. Mayer-Ehinger (Altshausen), Franz Scherer († 2014), Albert Maria Schmid (Weingarten), Nikolaus Stark (ehemals Aalen-Dewangen, jetzt im Ruhestand in Wallerstei­n), Bernhard Staudacher (Baienfurt und Baindt). Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr.

Telefon 07361 / 97910 oder www.sieger-koeder-wasseralfi­ngen.de

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FOTO: MARKUS LEHMANN Die Ausstellun­g „Kunst von Pfarrern im Südwesten“zeigt jetzt die höchst unterschie­dlichen Werke von acht malenden Pfarrern.

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