Wenn Kunst und Glaube eine Synthese eingehen
Ausstellung „Kunst von Pfarrern im Südwesten“zeigt im Bürgerhaus Malerei und Skulpturen von acht Pfarrern
AALEN-WASSERALFINGEN - Kann der Glaube etwas mit der Kunst anfangen? Und kann – umgekehrt – die Kunst etwas mit dem Glauben anfangen? Diese Verbindung kann durchaus gewinnen, sagte Ordinariatsrat Gerhard Schneider bei der Eröffnung der Ausstellung „Kunst von Pfarrern im Südwesten“in der Museumsgalerie des Wasseralfinger Bürgerhauses.
Zu sehen sind die Arbeiten von acht Pfarrern, die auf ganz unterschiedlichen Wegen zum Malen oder zur Bildhauerei kamen. Den Besucher erwartet eine Fülle an Stilen, Techniken und Genres. Offenkundig sakrale oder ganz weltliche. Es ist neben diesem Mix auch die hohe künstlerische Qualität, die einen Besuch lohnt.
Acht Künstler vereint
Acht Künstler sind vereint in dieser Gemeinschaftsausstellung des Bunds für Heimatpflege und des Kunstvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Kaum möglich ist es da, jeden auch nur ein bisschen tiefergehend zu beleuchten. So muss man sich drei, vier stellvertretend herausgreifen.
Etwa Andreas Jauss. 2017 empfing er wenige Schritte gegenüber in der Stephanuskirche die Priesterweihe. Von glasklarem Realismus sind seine Bilder geprägt, eine Tankstelle im Nirgendwo, die Strandstraße mit einer eigentümlichen Melancholie oder schlicht das Meer. Mit das Faszinierende dabei: Mit etwas Abstand wirken die Bilder wie Fotografien. Mancher Besucher geht der Sache auf den Leim: „Das ist jetzt aber ein Foto.“Eben nicht. Steht man nahe dran, sieht man die unzähligen Pinselstriche. Nicht unzählige, aber viele Schichten verwendet Helmut A. Mayer-Ehinger, acht oder über 30, Sand, Ei-Tempura, Pigmente, so entstehen Raster und wortwörtliche vielschichtige Texturen mit „Tiefe“. Nikolaus Stark wählt die am „eindeutigsten“christlichen Themen. Die kirchlichen Hochfeste, die Madonna in Eiche, die Versuchung Christi, archaisch wirkend und in Muschelkalk, von Albert Maria Schmid stammt eine Aquarell-Auswahl mit dem Fokus auf dem Orient, Frank Scherer stammt aus der abstrahierenden Linie, bei Heinrich-Maria Burkhard vermischt sie sich stellenweise mit dem Naturalismus.
Oben im Plock-Saal tritt diese Synthese aus Kunst und Glaube in eine andere Dimension, die man durchaus subtil nennen kann bis sehr symbolbeladen. Wie der Flügelaltar von Bernhard Staudacher, seine herausragende „Muse“. Oben wird auch die Vergänglichkeit alles Irdischen in den Fokus gerückt: der „Totentanz“, ein Stück gesplitterter Holzstamm, in dem das Vorderteil einer rostigen Sense steckt. Daneben Sieger Köders bekannter „Aschermittwoch“, der ebenfalls zum Totentanz wird. Aus dem gerade noch feiernden Paar werden Totenmann und Totenfrau.
Beim Grußwort hat auch Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler Köder in den Vordergrund gerückt, dessen Vita und wie er auch mit seinen Bildern predigte. Seinen Lebensweg nannte Rentschler exemplarisch für die anderen Künstler, deren Werke zu sehen sind. „Eine besonders attraktive Ausstellung“, nennt Ortsvorsteherin Andrea Hatam diese Gemeinschafts-Kunstschau, die mit dem sensationellen Klavierspiel des erst 16-jährigen Matteo Weber einen entsprechenden Rahmen hatte.
Der Initiative von Joachim Wagenblast ist diese Ausstellung zu verdanken. Burkhard Michalsky (Bund für Heimatpflege) dankte ihm dafür, „wie’s mein Onkel (Sieger Köder) gemacht haben könnte“. „Der ideenreiche, nimmermüde, göttergleiche Bote der Kunst, der uns normalen Sterblichen auf geflügelten Schultern rastlos nur die ganz besonderen Genüsse vom Olympus herunterund nahezubringen versucht…“
Heinrich-Maria Burkhard (Kloster Heiligkreuztal), Andreas Jauss (Sindelfingen), Sieger Köder († 2015), Helmut A. Mayer-Ehinger (Altshausen), Franz Scherer († 2014), Albert Maria Schmid (Weingarten), Nikolaus Stark (ehemals Aalen-Dewangen, jetzt im Ruhestand in Wallerstein), Bernhard Staudacher (Baienfurt und Baindt). Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr.
Telefon 07361 / 97910 oder www.sieger-koeder-wasseralfingen.de