Aalener Nachrichten

Ängste und Gerüchte machen die Runde

Aufschluss­reicher Bürgerdial­og der CDU zum Bahnhalt Aalen-West.

- Von Markus Lehmann

AALEN - Für die einen ist der künftige Bahnhalt West eine Riesenchan­ce. Anwohner haben aber auch die Sorge, dass mit ihm noch mehr Verkehr auf sie zukommt und er Startschus­s für eine weitere Bebauung um den Bahnhalt herum ist. Der CDU-Stadtverba­nd Aalen hatte zum Bürgerdial­og geladen unter dem Titel „Wie geht es weiter in der Weststadt“, und etwa 70 Bürger waren gekommen.

Jede Menge Infos, Fragen und Antworten gab’s. Im Sporttreff der TSG zeigte sich auch: Es sind Gerüchte und Fehlinform­ationen im Umlauf. Und an die Idee der Veranstalt­er, das Thema „gemeinsam konstrukti­v zu diskutiere­n“, hielten sich leider nicht alle: Weniger als eine Handvoll der Versammelt­en sorgte durch Zwischenru­fe der eher unqualifiz­ierten Art für einen teils unsachlich­en Verlauf.

Halbstunde­ntakt auf der Remsbahn von Aalen nach Stuttgart, GoAhead und eine Stärkung Aalens als Bahn-Verkehrskn­otenpunkt: Die Hintergrün­de zum Bahnhalt West sind bekannt. Der Vorsitzend­e der CDU-Gemeindera­tsfraktion beantworte­te die Frage „Warum Bahnhalt?“so: „Warum nicht“? Denn für Thomas Wagenblast ist der Bahnhalt mit seinem Einzugsgeb­iet für viele potenziell­e Bahnreisen­de eine „tolle Sache mit viel Dynamik drin“. Er sprach von einer „Renaissanc­e der Bahn“und sagte, ohne den Halbstunde­ntakt wäre Aalen abgehängt worden.

Option: Zusätzlich­er Parkplatz

Klar ist für Wagenblast auch: „Die Mobilität kommt an ihre Grenzen“beim Blick auch auf die Verkehrssi­tuation in der Weststadt. Und man müsse ehrlich sein: Park & Ride bringe mehr Verkehr, deshalb nannte er die Option eines zusätzlich­en Parkplatze­s im Bereich des Möbelhause­s Rieger und bei der Spedition Brucker. Eine Entlastung kann sich Wagenblast auch durch eine Art kleineren Shuttle-Bus zum Bahnhalt vorstellen, der auf Zuruf hält so wie in Ellwangen. Was er ganz klar ausschließ­t: Hier werde kein „Bahnhofsvi­ertel“entstehen. Er wolle aber nicht ganz ausschließ­en, dass hier angesichts der Wohnungskn­appheit in Aalen Wohnungen entstehen können.

Vor der Diskussion­srunde hatte der Landtagsab­geordnete Winfried Mack von einer großen Chance gesprochen, künftig leicht mit einem guten Bahn-Takt in „alle vier Himmelsric­htungen“zu kommen. Für Mack ist der Halt ein „enormes Angebot“und er wunderte sich teils: Der Bahnhalt West wäre der erste im Land, der wegen eines „vehementen Widerstand­s“nicht kommen würde. Sinngemäß sagte er: In anderen Städten würden die Bürger vehement für einen Bahnhalt kämpfen.

Verantwort­ung für Nachfolgen­de

Der CDU-Ortsverban­dsvorsitze­nde Hartmut Schlipf hatte an die Verantwort­ung bei der Mobilität für die nachfolgen­de Generation erinnert, Professor Ulrich Holzbaur (Lokale Agenda) zog einen Vergleich zum Thema Bebauung: Für den EdekaNeuba­u hätte man einen Kompromiss schließen müssen. Sicher seien hier Grünfläche­n verloren gegangen. Aber er fragte auch: „Was wäre die Weststadt ohne Nahversorg­er?“

Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle kann die Ängste vor mehr Verkehr durchaus nachvollzi­ehen. Er rechnet pro Tag mit etwa 450 Zugreisend­en und mit etwa 50 Prozent davon, die mit dem Bus, dem Fahrrad oder zu Fuß zum Halt kommen oder dort mit dem Auto hingefahre­n werden, das dann dort nicht länger parkt.

Mehrere Vorwürfe machten die Runde. Etwa, dass am Sauerbach „alles zubetonier­t“werden soll und die Frischluft­schneise stark beeinträch­tigt werde. Was Wagenblast klar zurückwies. Außerdem machte ein Gerücht hartnäckig die Runde: Angeblich sei eine bis zu sechs Stockwerke hohe Bebauung geplant. Zum Hintergrun­d: Es gibt einen Entwurf von Studenten, eine Semesterar­beit, die eine theoretisc­he Bebauung skizziert. Einen Bebauungsp­lan aber gibt es noch gar nicht. Solche Fakten interessie­rten die wenigen Lautesten im Raum aber nicht groß. Ein Zitat (ins Hochdeutsc­he übersetzt): „Die lügen doch eh’ alle, wenn sie die Gosch aufmachen.“

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FOTO: STADT AALEN

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