Ängste und Gerüchte machen die Runde
Aufschlussreicher Bürgerdialog der CDU zum Bahnhalt Aalen-West.
AALEN - Für die einen ist der künftige Bahnhalt West eine Riesenchance. Anwohner haben aber auch die Sorge, dass mit ihm noch mehr Verkehr auf sie zukommt und er Startschuss für eine weitere Bebauung um den Bahnhalt herum ist. Der CDU-Stadtverband Aalen hatte zum Bürgerdialog geladen unter dem Titel „Wie geht es weiter in der Weststadt“, und etwa 70 Bürger waren gekommen.
Jede Menge Infos, Fragen und Antworten gab’s. Im Sporttreff der TSG zeigte sich auch: Es sind Gerüchte und Fehlinformationen im Umlauf. Und an die Idee der Veranstalter, das Thema „gemeinsam konstruktiv zu diskutieren“, hielten sich leider nicht alle: Weniger als eine Handvoll der Versammelten sorgte durch Zwischenrufe der eher unqualifizierten Art für einen teils unsachlichen Verlauf.
Halbstundentakt auf der Remsbahn von Aalen nach Stuttgart, GoAhead und eine Stärkung Aalens als Bahn-Verkehrsknotenpunkt: Die Hintergründe zum Bahnhalt West sind bekannt. Der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion beantwortete die Frage „Warum Bahnhalt?“so: „Warum nicht“? Denn für Thomas Wagenblast ist der Bahnhalt mit seinem Einzugsgebiet für viele potenzielle Bahnreisende eine „tolle Sache mit viel Dynamik drin“. Er sprach von einer „Renaissance der Bahn“und sagte, ohne den Halbstundentakt wäre Aalen abgehängt worden.
Option: Zusätzlicher Parkplatz
Klar ist für Wagenblast auch: „Die Mobilität kommt an ihre Grenzen“beim Blick auch auf die Verkehrssituation in der Weststadt. Und man müsse ehrlich sein: Park & Ride bringe mehr Verkehr, deshalb nannte er die Option eines zusätzlichen Parkplatzes im Bereich des Möbelhauses Rieger und bei der Spedition Brucker. Eine Entlastung kann sich Wagenblast auch durch eine Art kleineren Shuttle-Bus zum Bahnhalt vorstellen, der auf Zuruf hält so wie in Ellwangen. Was er ganz klar ausschließt: Hier werde kein „Bahnhofsviertel“entstehen. Er wolle aber nicht ganz ausschließen, dass hier angesichts der Wohnungsknappheit in Aalen Wohnungen entstehen können.
Vor der Diskussionsrunde hatte der Landtagsabgeordnete Winfried Mack von einer großen Chance gesprochen, künftig leicht mit einem guten Bahn-Takt in „alle vier Himmelsrichtungen“zu kommen. Für Mack ist der Halt ein „enormes Angebot“und er wunderte sich teils: Der Bahnhalt West wäre der erste im Land, der wegen eines „vehementen Widerstands“nicht kommen würde. Sinngemäß sagte er: In anderen Städten würden die Bürger vehement für einen Bahnhalt kämpfen.
Verantwortung für Nachfolgende
Der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Hartmut Schlipf hatte an die Verantwortung bei der Mobilität für die nachfolgende Generation erinnert, Professor Ulrich Holzbaur (Lokale Agenda) zog einen Vergleich zum Thema Bebauung: Für den EdekaNeubau hätte man einen Kompromiss schließen müssen. Sicher seien hier Grünflächen verloren gegangen. Aber er fragte auch: „Was wäre die Weststadt ohne Nahversorger?“
Aalens Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle kann die Ängste vor mehr Verkehr durchaus nachvollziehen. Er rechnet pro Tag mit etwa 450 Zugreisenden und mit etwa 50 Prozent davon, die mit dem Bus, dem Fahrrad oder zu Fuß zum Halt kommen oder dort mit dem Auto hingefahren werden, das dann dort nicht länger parkt.
Mehrere Vorwürfe machten die Runde. Etwa, dass am Sauerbach „alles zubetoniert“werden soll und die Frischluftschneise stark beeinträchtigt werde. Was Wagenblast klar zurückwies. Außerdem machte ein Gerücht hartnäckig die Runde: Angeblich sei eine bis zu sechs Stockwerke hohe Bebauung geplant. Zum Hintergrund: Es gibt einen Entwurf von Studenten, eine Semesterarbeit, die eine theoretische Bebauung skizziert. Einen Bebauungsplan aber gibt es noch gar nicht. Solche Fakten interessierten die wenigen Lautesten im Raum aber nicht groß. Ein Zitat (ins Hochdeutsche übersetzt): „Die lügen doch eh’ alle, wenn sie die Gosch aufmachen.“