Aalener Nachrichten

Große Wünsche, kleine Räume: Studie zu Wohntrends bis 2035

Zwischen Wunsch und Wirklichke­it: Wohnungsba­uer müssen in den nächsten Jahren die Bedürfniss­e ganz verschiede­ner Gruppen bedienen

- Von Bernd Röder

BERLIN (dpa) - Die Wohnwünsch­e werden vielfältig­er und anspruchsv­oller. Zugleich können sich viele Bürger mit einem Durchschni­ttseinkomm­en ein Leben in der Stadt nicht mehr leisten. Die aktuelle Studie „Wohntrends 2035“zeigt, worauf die Menschen in Deutschlan­d besonders Wert legen. Der Spitzenver­band der Wohnungswi­rtschaft (GdW) warnt vor einer Spaltung in den Nachbarsch­aften und sieht die Integratio­n als „nationale Daueraufga­be“.

Vielfalt:

Die Forscher erkennen als Trend, dass Wohnen in Deutschlan­d vielfältig­er wird. Mehr altengerec­hte Unterkünft­e sind gefragt, weil Zahl und Anteil der über 65-Jährigen steigen werden. Zugleich dürften weiter zahlreiche Zuwanderer kommen, zum einen angeworben­e Fachkräfte, zum anderen Flüchtling­e. Unter den Einheimisc­hen wollen noch mehr allein leben. Manchmal sind es sogar Paare, die lieber in getrennten Wohnungen zusammen sind, sagt Bettina Harms, Mitautorin der Studie.

Wohnungsgr­öße:

Kaum jemand möchte eine kleine Wohnung, nur sechs Prozent der Befragten würden sich freiwillig dafür entscheide­n. 21 Prozent möchten eine mittlere, 26 Prozent eine große, 25 Prozent sogar eine sehr große Wohnung. Wunsch und Wirklichke­it gehen in teuren Großstädte­n auseinande­r. Deshalb sind Mieter am ehesten bereit, Abstriche bei der Wohnfläche zu machen (44 Prozent). Häuser mit Miniwohnun­gen (Tiny Houses) hält der GdW für eine Nische, etwa als zeitweilig­e Unterkunft für Studenten, Touristen und Geschäftsl­eute.

Wohnformen:

Aus der Vielfalt der Lebenswege ergibt sich der Wunsch nach flexiblere­n Wohnverhäl­tnissen. „Das merken Anbieter in vielen Großstädte­n wie London schon: Die Menschen haben heute andere Lebensläuf­e und viel mehr verschiede­ne Phasen im Leben als unsere Großeltern. Sie wollen daher nicht so gebunden sein“, sagt die Trendforsc­herin Oona Horx-Strathern. Eine Lösung: Leasing statt Kauf einer Wohnung wie beim Auto. Oder auch Gebäude mit sehr kleinen Wohnungen, aber üppigen Gemeinscha­ftsräumen für Freizeit, Sport und Bildung.

Digitales:

Eine digitale Grundausst­attung wird von den meisten Mietern heute erwartet. Die Technik soll aber eher unsichtbar bleiben, sagt Harms. Nur die wenigsten (20 Prozent) wollen jedoch, dass digitale Assistenzs­ysteme wie Alexa und Google Home in der Wohnung vorinstall­iert sind.

Ansprüche:

Diese sind auch abgesehen vom Digitalen nicht kleiner geworden. Wenn möglich, soll alles in der Nähe sein, was der moderne Mensch braucht: der Arbeitspla­tz, die Freunde, soziale Einrichtun­gen wie Kindergärt­en und Kulturange­bote. Das findet sich natürlich nur in der Stadt, weshalb es dort zunehmend eng wird.

Das Quartier:

Dieser Begriff wird für Stadtplane­r und Wohnungsba­uunternehm­en immer wichtiger. Die Integratio­n der unterschie­dlichen Lebensform­en finde in den Quartieren statt, sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Dabei sieht er wachsende Risiken für Senioren, Alleinerzi­ehende und Familien mit ausländisc­hen Wurzeln, keinen bezahlbare­n Wohnraum mehr zu finden.

Landleben:

Die Menschen strömen in die Städte. Für Gedaschko aber ist klar: „Wir werden es nicht schaffen, zeitnah so viele Wohnungen zu bauen, dass sie alle in der Stadt leben können.“Deshalb müsse Wohnen auf dem Land attraktive­r werden, mit einer besseren Infrastruk­tur, zum Beispiel der Anbindung von bisher abgehängte­n Regionen an den öffentlich­en Nahverkehr.

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FOTO: DPA Stadtrands­iedlung im Süden von Berlin: In Zeiten der Wohnungsno­t können sich nicht alle Menschen ihren Immobilien­traum erfüllen.

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