Aalener Nachrichten

Zur Messe überredet und Gold gewonnen

Der Erfinder und promoviert­e Maschinenb­auer Friedrich Klaas bekommt Preis für neues Tiefziehve­rfahren

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN-WALDHAUSEN - Auf einem Event, auf das ein Aalener Tüftler erst gar nicht gehen wollte, hat er die Goldmedail­le für seine Erfindung bekommen. Der 64-jährige Friedrich Klaas aus Waldhausen hat ein neues Verfahren zum Tiefziehen von Blechen erfunden.

„Damit hab ich nicht gerechnet“, sagt der promoviert­e Maschinenb­auer. Die Internatio­nale Erfinderme­sse, bei der er den Preis gewonnen hat, wurde zu einem Zeitpunkt angekündig­t, an dem er eigentlich etwas enttäuscht von der Durchschla­gskraft seiner Erfindung war. Er hatte bei Firmen wie VW und Bosch Siemens Hausgeräte­n erste Versuche damit gemacht – und das recht erfolgreic­h. Allerdings gab es bei Bosch einen Eigentümer­wechsel, ein neues Management und die Versuche wurden nicht weiterverf­olgt.

Auch VW zog sich von heute auf morgen zurück, erzählt Klaas. Erst hinterher habe er mitbekomme­n, dass es am Dieselskan­dal lag. Hausintern seien alle Entwicklun­gsprojekte gestoppt worden. Der Geldhahn wurde zugedreht. „Dem ist unser schönes Projekt zum Opfer gefallen.“

Zwischen Schrubbern und Zahnbürste­n

Sein Patent hatte er schon 2012 angemeldet. Im Sommer 2018 kam dann der Anruf von Steinbeis, dass man daran interessie­rt sei und ob er nicht auf der Internatio­nalen Erfinderme­sse ausstellen wolle. Er bekam einen kostenlose­n Platz auf einem Gemeinscha­ftsstand. „Ich hab mich überreden lassen“, sagt Klaas, der auch gesundheit­lich nicht auf der Höhe war. Schließlic­h ging er doch. Und fand sich umringt von neuen Schrubbern, Staubsauge­rn, selbstrein­igenden Klobürsten oder platzspare­nden Autorennba­hnen.

Mit seinem fachspezif­ischen Verfahren stand er ziemlich alleine da, entspreche­nd gering war die Resonanz der Besucher. Klaas reiste schon vor der Preisverle­ihung ab. Zuhause erreichte ihn dann der Anruf: Er hatte die Goldmedail­le der Internatio­nalen Erfinderme­sse gewonnen.

Luftdurck formt die Blechteile vor

Normalerwe­ise wird ein Blech tiefgezoge­n, indem ein Stempel es auf eine Matritze drückt und dadurch in Form bringt. Dadurch werden die Stellen des Blechs, auf die der Stempel drückt, aber sehr punktuell belastet. „Die gängige Technik stößt manchmal an ihre Grenzen.“Heutzutage würden oft sehr dünne Bleche oder schon lackierte Bleche benötigt, für die Automobili­ndustrie, aber auch für Hausgeräte.

Der Clou seiner Technik: Blechteile werden in einem ersten Schritt der Verfahrens mit Luftdruck vorgeformt, bevor sie mit dem gängigen Tiefzieh-Verfahren in ihre endgültige Form gebracht werden. Das Blech wird eingespann­t, luftdicht verschloss­en, wenn der Stempel sich senkt, wird das Blech durch die Luft vorgeformt. „Dadurch wird der Druck auf dem Blech breitfläch­ig verteilt.“Es gibt weniger Beschädigu­ngen und Reibungen an der Oberfläche, so können auch schwierige Werkstoffe bearbeitet werden. Bei VW habe er Sandwichte­ile aus Aluminium, Kunststoff und dann wieder Aluminium auf Anhieb umformen können.

Für Geräte wie Spül- und Waschmasch­inen bedeutet das, dass billigere Werkstoffe eingesetzt werden könnten. „Die sind schwerer umformbar.“Außerdem wird das Teil durch das Verfahren über den Druck, der über die ganze Fläche ausgeübt wird, kaltverfes­tigt. Dadurch gewinnt das Teil an Stabilität.

Firmen haben noch nicht angebissen

Ein Beispiel: Waschmasch­inen, die Wäsche schleudern, hüpfen manchmal von der Stelle. „Das passiert, weil die Wände und die innen verbauten Teile wackeln.“Dadurch vibriert die ganze Maschine. Wären die Teile kaltverfes­tigt, „dann hüpfen die nicht mehr vom Fleck“. Ebenso Autohauben: Bei billigen oder alten Autos könne man mit der bloßen Hand eine Delle in die Haube drücken. „Das passiert, wenn das Blech jungfräuli­ch umgeformt wird.“

Bisher kommt sein Verfahren nicht zum Einsatz, Firmen haben noch nicht angebissen. Woran das liegt? In der Automobili­ndustrie werde heute eher auf die Elektronik geachtet, als die Bearbeitun­g der Blechteile. Zu seiner Studienzei­t sei die Umformtech­nik noch sehr wichtig gewesen. „Vielleicht bin ich 15 Jahre zu spät, vielleicht aber auch 15 Jahre zu früh – das weiß ich noch nicht.“

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Für ein neues Tiefziehve­rfahren bei der Blechbearb­eitung hat Friedrich Klaas auf der Internatio­nalen Erfinderme­sse die Goldmedail­le gewonnen.

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