Mehrere Interessenten für SAM
Amtsgericht Aalen hat das Insolvenzverfahren eröffnet – Geschäftsbetrieb läuft stabil weiter
BARTHOLOMÄ/BÖHMENKIRCH (is) - Für die Übernahme des insolventen Autozulieferers SAM automotive group mit Sitz in Böhmenkirch und Hauptverwaltung in Steinheim gibt es offenbar mehrere Interessenten. „Wir führen Gespräche mit diversen Investoren und haben auch mehrere unverbindliche Angebote vorliegen“, erklärt Insolvenzverwalter Dr. Holger Leichtle von Schultze & Braun auf Nachfrage. „Unser Ziel ist es, die Verhandlungen möglichst rasch, vielleicht schon bis zum Jahresende, abzuschließen, um die SAM zum neuen Jahr in neue Hände zu übergeben.“
Leichtle wurde mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht Aalen am 1. November zum Insolvenzverwalter bestellt. Er führt das Unternehmen mit insgesamt elf Werken in Steinheim am Albuch, Laichingen-Feldstetten, Böhmenkirch und Söhnstetten seit dem Insolvenzantrag im August unverändert fort. „Der Geschäftsbetrieb läuft stabil. Dafür haben wir insbesondere auf Zuliefererseite unzählige Gespräche in den vergangenen Wochen geführt, um Unsicherheiten in Verbindung mit der Insolvenz zu beseitigen und die Perspektiven des Unternehmens aufzuzeigen.“Außerdem könne das Unternehmen auf „maßgebliche Unterstützung seitens des Hauptkunden Volkswagen und der Kreisparkasse Göppingen“zählen, die sich „enorm engagierten“, wie Leichtle mit Nachdruck betont. Auch zur IG Metall und zum Betriebsrat bestehe „ein guter Kontakt und ein sehr konstruktiver Austausch.“
Parallel zu der Fortführung bemüht sich Dr. Leichtle zusammen mit dem Beratungsunternehmen Pricewaterhousecoopers intensiv um einen neuen Investor für die Unternehmensgruppe. „Es besteht hoher Sanierungsbedarf, den das Unternehmen nicht alleine schultern kann. Deswegen muss es einen Investor geben, der mit frischem Geld einsteigt und das Unternehmen in den kommenden Jahren durch den Restrukturierungsprozess begleitet. Wir verzeichnen erfreulicherweise hier großes Interesse. Ich bin daher zuversichtlich, dass ein Verkauf zeitnah gelingen sollte“, sagt Leichtle .
100 Leiharbeiter fest angestellt – 70 weitere folgen
Der Insolvenzverwalter hat in der Automobilbranche erfahrene Sanierer der Beratungsfirmen sycon und Andersch bei SAM ins Boot geholt. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung werden die Restrukturierungsmaßnahmen, die bereits vor dem Insolvenzantrag begonnen wurden, weiter forciert und zusätzliche Maßnahmen definiert. „Wir wollen die Produktion in allen Werken insgesamt effizienter und schneller machen.Dafür haben wir sogar während des vorläufigen Insolvenzverfahrens etwa 100 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die zuvor als Leiharbeitskräfte tätig waren. Zum Dezember werden noch etwa 70 weitere folgen“, kündigt der Insovenzverwalter an. Gleichzeitig arbeite man intensiv daran, die Folgen des Großbrandes im März in einem SAM-Werk, der von der alten Unternehmensleitung – neben einer abgeschwächten Nachfrage als wesentliche Ursache für die Insolvenz genannt wurde – zu beseitigen. „Das sind alles große und vielfältige Aufgaben, die wir gleichzeitig bewältigen müssen. Damit wir das hinbekommen, brauchen wir eine gute Teamarbeit im gesamten Unternehmen. Hier kann ich an alle Beteiligten nur ein großes Lob aussprechen. Was hier geleistet wird, ist enorm“, sagt Leichtle.