Dem Kabarettistenauge entgeht nichts
Michael Klink, alias der „Linkmichel“aus Neuffen, sorgt im Farrenstall für beste Unterhaltung
NEULER - Das muss ihm erst einer nachmachen: Er findet die gewissen Momente, die man so schön „austappen“und dann darüber lachen kann, ohne dass es lächerlich wird. Michael Klink, alias der „Linkmichel“aus Neuffen. Er beschloss das diesjährige Kleinkunstjahr in der Neulermer Kulturscheuer Farrenstall. Gewiss kein Mensch der leisen Töne, findet er aber das Komische des Alltags in vielen Situationen. Und weil dies jeder mit- und nachempfinden kann, muss man einfach mitlachen und sich darüber freuen.
Ob es E-Bike fahrende Männer oder Frauen mittleren Alters auf dem Mountainbike sind, halt „Mädle, Mitte 50, radelnd im hautengen, knallorangegelbpinkfarbenen Nikedress und damit trotz wurstförmigen Aussehens für streunende Wölfe uninteressant, weil das Auge mitisst“, oder Mütter beim Elternabend, die ihren Kindern durch Ernährungsumstellung zu einem höheren IQ verhelfen wollen, selber aber „IQ-negativ“ sind: Es gibt kaum etwas, was das Kabarettistenauge nicht erspäht und für einen Gag nutzt. Sein Fazit in diesem Fall: „Ein Depp bleibt halt ein Depp“. Übrig bleibt in diesem Fall höchstens eine Karotin-Intoleranz, weil der enorme Karottenbestandteil eines bestimmten Vitamins wegen doch nichts gebracht hat.
Klare Sprache, ausdrucksstarke Mimik und Gestik, hervorgerufen durch „gefühlt 600 Gesichtsmuskeln“– so trägt der Linkmichel seine Texte vor, höchstens unterbrochen durch spontanes Lachen und durch Szenenapplaus des Publikums. Nordic Walker hat er beobachtet und festgestellt, dass sie ohne ihre Stöcke bedeutend schneller wären. Seiner in der Weihnachtszeit alles dekorierenden Frau ist er beim Mittagsschlaf auf dem heimischen Sofa nicht mehr entkommen, als er mit einer Lichterkette dekoriert aufwacht.
Zuhause sei er sowieso immer benachteiligt, weil sämtliche familiären Abstimmungen immer eins zu vier gegen ihn ausgehen: Michael Klink hat drei heranwachsende Töchter. Dabei verriet er auch noch ein kleines Geheimnis: Seine große Tochter sei jetzt ausgezogen, „sie wohnt jetzt wieder bei uns“. Überhaupt die heranwachsende Jugend. Als er in der Allerheiligennacht verfrüht nach Hause kommt und sich durch eine dort stattfindende Halloweenparty zu seinem Schlafzimmer durchkämpft, das jedoch belegt ist, hat er ein trotz weißer Schminke 16jähriges „Draculäle“erbleichen sehen, als er sich als Erziehungsberechtigter outet.
Und weil die erste Zugabe eh schon eingeplant ist – hätte er sie weggelassen, wäre es Betrug am Kunden gewesen –, macht er noch eine weitere und erzählt seine Erfahrungen mit dem Film „Bäsig Inschdingt“(Basic Instinkt). Das Publikum brüllt vor Lachen, als er von der berühmten Verhörszene mit Sharon Stone erzählt und nun träumt, wie sie nach Neuffen kommt und den Weltstar Michael Klink kennenlernt…