Aalener Nachrichten

Dem Kabarettis­tenauge entgeht nichts

Michael Klink, alias der „Linkmichel“aus Neuffen, sorgt im Farrenstal­l für beste Unterhaltu­ng

- Von Hermann Sorg

NEULER - Das muss ihm erst einer nachmachen: Er findet die gewissen Momente, die man so schön „austappen“und dann darüber lachen kann, ohne dass es lächerlich wird. Michael Klink, alias der „Linkmichel“aus Neuffen. Er beschloss das diesjährig­e Kleinkunst­jahr in der Neulermer Kultursche­uer Farrenstal­l. Gewiss kein Mensch der leisen Töne, findet er aber das Komische des Alltags in vielen Situatione­n. Und weil dies jeder mit- und nachempfin­den kann, muss man einfach mitlachen und sich darüber freuen.

Ob es E-Bike fahrende Männer oder Frauen mittleren Alters auf dem Mountainbi­ke sind, halt „Mädle, Mitte 50, radelnd im hautengen, knallorang­egelbpinkf­arbenen Nikedress und damit trotz wurstförmi­gen Aussehens für streunende Wölfe uninteress­ant, weil das Auge mitisst“, oder Mütter beim Elternaben­d, die ihren Kindern durch Ernährungs­umstellung zu einem höheren IQ verhelfen wollen, selber aber „IQ-negativ“ sind: Es gibt kaum etwas, was das Kabarettis­tenauge nicht erspäht und für einen Gag nutzt. Sein Fazit in diesem Fall: „Ein Depp bleibt halt ein Depp“. Übrig bleibt in diesem Fall höchstens eine Karotin-Intoleranz, weil der enorme Karottenbe­standteil eines bestimmten Vitamins wegen doch nichts gebracht hat.

Klare Sprache, ausdruckss­tarke Mimik und Gestik, hervorgeru­fen durch „gefühlt 600 Gesichtsmu­skeln“– so trägt der Linkmichel seine Texte vor, höchstens unterbroch­en durch spontanes Lachen und durch Szenenappl­aus des Publikums. Nordic Walker hat er beobachtet und festgestel­lt, dass sie ohne ihre Stöcke bedeutend schneller wären. Seiner in der Weihnachts­zeit alles dekorieren­den Frau ist er beim Mittagssch­laf auf dem heimischen Sofa nicht mehr entkommen, als er mit einer Lichterket­te dekoriert aufwacht.

Zuhause sei er sowieso immer benachteil­igt, weil sämtliche familiären Abstimmung­en immer eins zu vier gegen ihn ausgehen: Michael Klink hat drei heranwachs­ende Töchter. Dabei verriet er auch noch ein kleines Geheimnis: Seine große Tochter sei jetzt ausgezogen, „sie wohnt jetzt wieder bei uns“. Überhaupt die heranwachs­ende Jugend. Als er in der Allerheili­gennacht verfrüht nach Hause kommt und sich durch eine dort stattfinde­nde Halloweenp­arty zu seinem Schlafzimm­er durchkämpf­t, das jedoch belegt ist, hat er ein trotz weißer Schminke 16jähriges „Draculäle“erbleichen sehen, als er sich als Erziehungs­berechtigt­er outet.

Und weil die erste Zugabe eh schon eingeplant ist – hätte er sie weggelasse­n, wäre es Betrug am Kunden gewesen –, macht er noch eine weitere und erzählt seine Erfahrunge­n mit dem Film „Bäsig Inschdingt“(Basic Instinkt). Das Publikum brüllt vor Lachen, als er von der berühmten Verhörszen­e mit Sharon Stone erzählt und nun träumt, wie sie nach Neuffen kommt und den Weltstar Michael Klink kennenlern­t…

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FOTO: HERMANN SORG Er ist nicht nur ein ganz „G’scheiter“, ihm entgeht im Alltag auch nichts, das es nicht lohnen würde, auf die Schippe genommen zu werden: Michael Klink, alias der „Linkmichel“aus Neuffen.

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