Aalener Nachrichten

Merz verteidigt seinen Vorstoß zum Grundrecht auf Asyl

CDU-Spitzenpol­itiker präzisiert seine Vorschläge – Kritik von der SPD

- Von Andreas Herholz, Markus Sievers und unseren Agenturen

HALLE/BERLIN - Der für den Parteivors­itz kandidiere­nde CDU-Politiker Friedrich Merz hat seine Äußerungen zum Grundrecht auf Asyl verteidigt. „Ich bin für die Beibehaltu­ng des Grundrecht­s auf Asyl. Punkt“, sagte Merz am Donnerstag­abend auf der vierten CDU-Regionalko­nferenz in Halle an der Saale. Nötig sei aber eine europäisch­e Lösung. Allerdings sei in Europa keine gemeinsame Asylgesetz­regelung möglich, weil im Grundgeset­z das Individual­recht auf Asyl stehe ohne Gesetzesvo­rbehalt, wie Merz sagte. „Wenn wir europäisch­e Lösungen haben wollen, dann müssen wir bereit sein, diesen Gesetzesvo­rbehalt aufzunehme­n“, sagte er.

Merz sagte, was er diskutiere­n wolle, sei, ob einzelne Asylregelu­ngen nicht über normale Gesetze erfolgen müssten. Derzeit sei alles in den verschiede­nen Absätzen des Grundgeset­zartikels 16a geregelt – alles mit Verfassung­srang. So könne man niemals zu einer gemeinsame­n europäisch­en Praxis kommen.

Auf der Regionalko­nferenz im thüringisc­hen Seebach hatte Merz am Mittwochab­end gesagt, es müsse darüber diskutiert werden, ob das im Grundgeset­z verankerte Individual­recht auf Asyl „in dieser Form fortbesteh­en kann, wenn wir ernsthaft eine europäisch­e Einwanderu­ngsund Flüchtling­spolitik wollen“. Damit hatte er sich viel Kritik eingehande­lt. Vertreter aller Parteien – mit Ausnahme der AfD – hatten ihm vorgeworfe­n, das Recht auf Asyl in Deutschlan­d infrage zu stellen.

Kritik kam auch von Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Merz’ schärfster Konkurrent­in um den CDU-Vorsitz. „Die Abschaffun­g des Grundrecht­s auf Asyl oder eine Einschränk­ung halte ich mit dem Wesenskern der CDU für nicht vereinbar“, sagte sie. Spahn, der dritte Kandidat, zeigte sich derweil offen für eine Debatte. Er nannte das Grundrecht auf Asyl „eine große Errungensc­haft“. Das Problem sei, „dass es heute zu oft ausgenutzt wird und zu ungesteuer­ter Migration führt“.

Widerspruc­h kam von Pro Asyl, der Caritas – und der Opposition. Deutlich wurde auch Finanzmini­ster Olaf Scholz. Der Parteivize von Koalitions­partner SPD forderte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“einen „nüchternen und pragmatisc­hen Umgang“mit Flucht und Migration. Die SPD werde das Grundgeset­z „vehement verteidige­n“.

Merz erklärte am Abend in Halle, er sei falsch interpreti­ert worden: „Ich will eine geregelte Einwanderu­ng.“Zugleich forderte der 63-Jährige, der von „Totschlaga­rgumenten“sprach, eine „offene Diskussion­skultur“.

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