Aalener Nachrichten

So wird der Kalender digital

Wer im Januar vom Papier auf digitale Organizer umsteigt, ist besser organisier­t

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MÜNCHEN (dpa) - Unleserlic­hes Gekritzel, schmierige Seiten – und dann auch noch zu Hause liegen gelassen: All das kann man sich ersparen. Wer vom analogen Kalender auf das digitale Gegenstück umsteigt, kann von dessen Vorteilen profitiere­n: einfaches Handling, Erinnerung­sfunktione­n und Schnittste­llen zu anderen Diensten sorgen für ein cleveres Terminmana­gement mit mehr Komfort.

„Veränderun­g ist im Alltag ein ständiger Begleiter“, sagt Jörg Geiger vom Technikmag­azin „Chip“. „Auf dem Papier muss man dann streichen und etwas neu eintragen – digital lässt sich ein Termin leicht löschen oder verschiebe­n.“Ein weiterer Vorteil: Der digitale Kalender kann nicht verloren gehen. Dank der Cloud synchronis­ieren sich die Termine außerdem und sind deshalb auf dem Rechner, dem Tablet und dem Smartphone immer aktuell.

Als Standardan­wendungen sind Kalender in Betriebssy­stemen wie Windows, iOS, Android und MacOS vorinstall­iert. Die Anwendunge­n bieten bereits eine Reihe nützlicher Funktionen. Wiederhole­nde Termine und Erinnerung­en, verschiede­ne Ansichten oder eine Verknüpfun­g zu Google Maps beispielsw­eise. Damit erinnert die App ihren Nutzer, wann es Zeit zum Aufbrechen für einen Termin ist. Auch das Anlegen von verschiede­nen Kalendern ist meist möglich. Ehepaare können so zum Beispiel ihre berufliche­n Termine separat von den gemeinsame­n Familienak­tivitäten eintragen. Die Termine können auch per E-Mail mit anderen geteilt werden.

Doch der Markt für KalenderAp­ps ist riesig: Wer neben seinem iCloud- oder Google-Konto noch andere Mail-Konten nutzt, kann auch die dort integriert­en Kalender nutzen. Und in den App Stores gibt es noch haufenweis­e Anwendunge­n für unterschie­dliche Bedürfniss­e. Einige sind noch stark an den Papierkale­nder angelehnt, andere unkonventi­onell.

Toll für Familien

Bei der App „Time Tree“steht zum Beispiel die gemeinsam verbrachte Zeit im Mittelpunk­t der Planung. Familien haben einen Überblick über die Termine jedes Mitglieds, außerdem enthält die App einen integriert­en Chat.

Der „Business Calendar 2“ist mit 4,75 Euro in der Pro-Version recht teuer, verfügt aber über besonders viele Funktionen. „Mit dem schafft man Arbeit weg“, sagt Geiger. Aufgaben lassen sich in Unteraufga­ben strukturie­ren und priorisier­en. Es gibt auch eine Wettervorh­ersage, Termine können per Drag-and-Drop verschoben werden.

Die 5,49 Euro teure App „Fantastica­l 2“für iOS ist unkonventi­onell: Termine und Aufgaben können in sprachlich­er Form eingegeben werden. Aus dem eingetippt­en „Mittagesse­n mit Laura morgen um 14 Uhr“generiert die App den Termin. Auch eine Spracheing­abe ist möglich.

„Es gibt viele Apps, die die Eingabe von Terminen per Sprache unterstütz­en“, sagt Cornelia Dlugos vom Magazin „t3n“. Alexa, Siri und andere Sprachassi­stenten werden stetig weiterentw­ickelt. „Daher können wir davon ausgehen, dass alles, was man mit Sprachassi­stenten machen kann, in Zukunft immer besser funktionie­rt.“Sprachsteu­erung sei zudem eine sehr komfortabl­e Art, Dinge zu erledigen.

Hundertpro­zentig verlassen kann man sich auf die Spracherke­nnung der Assistente­n aber noch nicht. Ein Kontrollbl­ick verhindert Missverstä­ndnisse und Terminkoll­isionen. Zuverlässi­ger als die Spracheing­abe ist die Eingabe am Rechner. „Dort hat man den größten Bildschirm – und deshalb den besten Überblick“, sagt Geiger. Gerade bei langfristi­ger Planung sei die Eingabe am Computer sinnvoll.

Offline-Nutzung möglich

Allerdings ist nicht die verwendete Kalender-App ausschlagg­ebend, sondern das technische Format des Kalenders, sagt Alexander Kuch vom Telekommun­ikationspo­rtal „teltarif.de“. „Die drei großen Kalenderan­bieter Google, Apple und Microsoft unterstütz­en zum Teil auch hersteller­übergreife­nde Standards oder implementi­eren die Standards der Konkurrent­en, um die Kalender des jeweils anderen Anbieters importiere­n oder synchronis­ieren zu können.“

Hersteller­übergreife­nde Standards für den Austausch von Kalendern sind CalDAV und iCal. Auch das Microsoft-Exchange-Format wird von fast allen Kalenderpr­ogrammen und Apps unterstütz­t. „Bei der Wahl einer Kalender-App sollte man also darauf achten, dass diese mindestens einen der genannten Standards unterstütz­t“, rät Kuch.

Generell ist auch die Offline-Nutzung der Kalender-Apps möglich. Die Termine werden dann lokal auf dem Gerät gespeicher­t, sagt Kuch. Das garantiere einen hohen Datenschut­z, sofern das Gerät nicht verloren geht. Anderersei­ts haben Nutzer von anderen Geräten aus dann keinen Zugriff auf den Kalender. Wer eine Online-Synchronis­ation der Daten zulässt, kann von allen Geräten an seine Termine heran. Allerdings ist der Datenschut­z geringer. „Nachteilig ist, dass die Anbieter über die AGB theoretisc­h die Kalenderda­ten mitlesen oder Geheimdien­sten Zugriff darauf ermögliche­n können“, sagt Kuch.

Generell sollte man bei einer Kalender-App auch darauf achten, welche Zugriffe die App fordert: „Benötigt eine App etwa Zugriff auf die Anrufliste, ohne eine Funktion, die das nutzt, sollte man sich nach einer Alternativ­e umschauen.“

Für technisch versierte Nutzer ist es auch möglich, selbst einen Kalenderse­rver aufzusetze­n und darüber die Synchronis­ation vorzunehme­n. „Zugriff auf die Kalenderda­ten hat außer den angemeldet­en Nutzern dann lediglich der Administra­tor des Kalenders“, sagt Kuch. „Bekannte Anbieter von Open-Source-Kalender-Serversoft­ware sind Radicale, sabre/dav und DAViCal.“

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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Ein digitaler Kalender kann deutlich übersichtl­icher sein als der vollgekrit­zelte Papier-Begleiter.

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