Idee: Aalener Modell für Fachkräfte
Unternehmer sind zu Gast bei der 27. Wirtschaftsrunde der Stadt in Wasseralfingen
AALEN-WASSERALFINGEN - Ganz offenbar sind die Unternehmer in Aalen zufrieden damit, wie’s derzeit in der Stadt läuft. Denn der Diskussionsbedarf bei der jährlichen Wirtschaftsrunde, zu der die Stadt eingeladen hatte, ist mehr als gering gewesen. Dennoch hat sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Reden von Oberbürgermeister Thilo Rentschler, der IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle und von Hochschulrektor Gerhard Schneider gezogen: die Versorgung mit top ausgebildeten und hoch qualifizierten Fachkräften. Rentschler sprach gar von einem möglichen „Aalener Modell“zur Fachkräftegewinnung.
Zum 27. Mal hatte die Stadt zur Aalener Wirtschaftsrunde eingeladen. Turnusgemäß war in diesem Jahr wieder die Arbeitgeberseite an der Reihe, sprich die Unternehmer, die den Saal im „Wilden Mann“in Wasseralfingen ausnehmend gut füllten. Dessen Hotel-Neubau war denn auch für OB Thilo Rentschler der Aufhänger dafür, darauf hinzuweisen, dass auch mutige Investitionen Teil der Stadtentwicklung seien. Basis dafür seien die richtigen kommunalpolitischen Entscheidungen, die wiederum die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt positiv beeinflussen könnten und am Ende damit für gute Steuereinnahmen sorgten. Seit 2017 bewegten sich diese für Aalen auf Rekordhöhe, und auch für das nächste Jahr „gibt es noch keinen Grund zu jammern“.
Die dadurch möglichen hohen Ausgaben der Stadt kämen direkt oder indirekt ebenfalls wieder einer guten wirtschaftlichen Entwicklung in Aalen zugute, spann der OB den Faden weiter. Mit den 34 Millionen Euro, welche die Stadt an Kreisumlage zahle, sorge sie mit für eine gute, flächendeckende Krankenhausversorgung und für ein Berufsschulwesen auf Höhe der Zeit. Jeweils 15 Millionen Euro fließen laut Rentschler derzeit jährlich in die Sanierung und Modernisierung der Schulen sowie den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung. Auch das Themen, die sich letztlich unmittelbar auf die Wirtschaft auswirkten. Ebenso die Bemühungen der Stadt in Sachen Smart City, um eine vernetzte Mobilität der Zukunft und um den Wohnungsmarkt. Motor für Innovationen und für den Transfer direkt in die Unternehmen hinein sei die Aalener Hochschule. Kehrseite des Booms bei der Zahl der Studierenden sei möglicherweise allerdings die steigende Zahl an unbesetzten Ausbildungsstellen.
„Welcome Center“als Anlaufstelle
Die Stadt überlege daher zusammen mit der Agentur für Arbeit derzeit ein „Aalener Modell“, bei dem es darum gehe, Ausbildungsplatzsuchende aus wirtschaftsschwächeren Regionen, in denen es möglicherweise einen Bewerberüberschuss gebe, in die Stadt zu holen. Eine zweite Überlegung gelte einem „Welcome Center“, einer festen und professionell arbeitenden Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte, die zunehmend auch in Aalen gebraucht würden.
Hochschulrektor Gerhard Schneider sah einerseits durchaus den hohen Bedarf an Fachkräften aus der dualen Ausbildung, legte sich zugleich aber für eine starke Aalener Hochschule ins Zeug. Denn neben der dualen Ausbildung brauche man in immer höherem Maße auch die bestens ausgebildeten akademischen Fachkräfte – bis hin zur Promotion, wie Schneider sagte.
IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle zäumte das Pferd naturgemäß von der anderen Seite auf. Im Jahr 2017, so sagte sie, hätten in ganz Deutschland 17 000 Betriebe keine einzige der angebotenen Ausbildungsstellen mehr besetzen können. „Wir brauchen dringend dual ausgebildete junge Menschen“, appellierte sie und sprach sich zugleich für eine weitere Verzahnung von dualer Ausbildung und Studium aus. Digitalisierung, so griff Eberle einen weiteren Aspekt auf, könne nur mit den Unternehmen stattfinden. Die gesamte Region müsse sich dabei vernetzen und gegenseitig unterstützen. Ein Gedanke, den zuvor auch schon Schneider ins Feld geführt hatte. Bei der Digitalisierung, so sagte der Rektor, stehe Ostwürttemberg im harten Wettbewerb mit großen Zentren wie München oder Stuttgart, denen der Raum um Aalen entschieden etwas entgegensetzen müsse.