Aalener Nachrichten

„Da läuft nicht alles so, wie es sollte“

Sven Laforce, 21 Jahre Dopingkont­rolleur, klagt nach seinem Ausstieg heftig über das deutsche Kontrollsy­stem

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BERLIN (SID) - Miese Bezahlung, Trickserei­en von Athleten, Sonderrech­te für Fußballer: Das Kontrollsy­stem im deutschen Anti-DopingKamp­f befindet sich in einem alarmieren­den Zustand. Das behauptet zumindest der langjährig­e Kontrolleu­r Sven Laforce nach seinem Ausstieg aus der Branche. „Fußball ist für uns Anti-Doping-Kämpfer ein rotes Tuch“, sagte Laforce der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. „Da läuft nicht alles so, wie es sollte“, sagte Laforce, der nach 21 Jahren bei der schwedisch­en Kontrollfi­rma IDTM gekündigt hat.

„Fußballer dürfen alles. Sie gingen allein auf die Toilette, sie duschten vor der Kontrolle und zogen sich um. Nicht immer war ein Kontrolleu­r dabei“, so Laforce weiter. Als er einmal einem Fußballer habe folgen wollen, habe ihn der Anti-Doping-Beauftragt­e zurückgewi­esen. Der Manipulati­on seien Tür und Tor geöffnet worden.

Zu harmlos seien auch die Sanktionen bei Missed Tests, wenn Athleten Kontrollen verpassen. „Wir haben viele Athleten nicht angetroffe­n. Einige von ihnen dreimal. Sie hätten sofort gesperrt werden müssen, aber wir haben dann im Fernsehen gesehen oder in der Zeitung gelesen, dass sie trotzdem gestartet sind“, sagte Laforce, der auch bei Olympische­n Spielen und zur Fußball-WM 2006 im Einsatz war. Heute komme es oft vor, dass ein Kontrolleu­r nach zwei Missed Tests nicht mehr zu einer dritten Kontrolle geschickt werde, damit dieser Kontrolleu­r nicht von sich aus eine Sperre fordert. Generell seien die Tests zu selten intelligen­t und effektiv. „Der Verband und der Athlet kennen das Muster, nach dem die Nationale Anti-DopingAgen­tur (Nada; d. Red) kontrollie­rt. Das heißt, die Kontrollen sind erwartbar und damit nutzlos“, sagte Laforce.

Zum Aufhören gebracht hatte ihn letztlich die Sparsamkei­t der Branche. „Die Kostenerst­attungen wurden immer weiter reduziert, aber dass ich meinen Leuten nicht mal einen Hamburger auf Kosten der Agentur kaufen durfte, hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagte der Gymnasiall­ehrer. Die Mitarbeite­r hätten pro Auftrag gerade mal 20 bis 35 Euro bekommen, auch wenn der Einsatz den ganzen Tag gedauert hat. Die Nada bestätigte, dass Laforce via IDTM für sie arbeitete. Für die Bezahlung der Kontrolleu­re seien jedoch die Firmen wie eben IDTM zuständig, nicht die Nada.

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