Aalener Nachrichten

SHW CT: Rücktritt vom Kaufvertra­g

Beteiligun­gsgesellsc­haft des Investors hat selbst Insolvenz angemeldet.

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AALEN-WASSERALFI­NGEN (an/ard) - Die Eigenverwa­ltung des Gießereiun­ternehmens SHW CT in Wasseralfi­ngen und der Machining Technologi­es (MT) in Königsbron­n ist vom Kaufvertra­g mit dem Investor, der Rheinische­n Mittelstan­dsbeteilig­ungs GmbH (RMB), zurückgetr­eten. Diese Entscheidu­ng erfolgte nach einem einstimmig­en Beschluss des Gläubigera­usschusses mit Zustimmung des Sachwalter­s. Grund seien wirtschaft­liche Schwierigk­eiten des Investors, heißt es in einer am Dienstag veröffentl­ichten Mitteilung der Kanzlei Pluta.

Vor kurzem musste demnach die Hulvershor­n Eisengieße­rei GmbH & Co. KG, eine Beteiligun­gsgesellsc­haft der RMB-Gruppe, Insolvenz anmelden. Der Investor hatte erst zum 1. Juni diesen Jahres die SHW Casting Technologi­es GmbH & Co. KG, Werk Königsbron­n, übernommen. Dabei erfolgte der Übergang des kompletten Geschäftsb­etriebes mit 163 Mitarbeite­rn samt der Immobilie an die neugegründ­ete SHW High Precision Casting Technologi­es.

Für die Restruktur­ierungsexp­erten der Kanzlei Pluta, welche die SHW CT seit Juli 2017 in Eigenverwa­ltung saniert und mit vollen Auftragsbü­chern an den Investor übergeben hatten, ist die Entwicklun­g beim Käufer überrasche­nd. So wurde die erste Teilzahlun­g durch den Investor bereits vor Abschluss des Kaufvertra­ges auf ein Treuhandko­nto getätigt. Dies wurde als sehr positiv bewertet. Der gesamte Kaufpreis ist vereinbaru­ngsgemäß in mehreren Teilzahlun­gen zu leisten. Die letzte Teilzahlun­g besteht aus dem anteiligen Erlös aus dem Verkauf von fertigen Waren, die zum Zeitpunkt des Vertragsab­schlusses noch halbfertig waren. Diese letzte Zahlung schuldet der Investor noch.

Überrasche­nde Entwicklun­g

Anfang Oktober wurden die SHW CT in Wasseralfi­ngen und die Machining Technologi­es in Königsbron­n ebenfalls an die RMB Beteiligun­gsgesellsc­haft veräußert. Zum damaligen Zeitpunkt war der Investor allen finanziell­en Verpflicht­ungen aus dem anderen Kaufvertra­g mit der SHW CT in Königsbron­n vollständi­g nachgekomm­en. Die jetzigen Probleme kamen laut Pluta überrasche­nd. Ein anerkannte­r Transaktio­nsberater hatte den Verkaufspr­ozess der SHW CT- Gruppe begleitet und die Bonität des Investors bestätigt.

„Die Lage hat sich zugespitzt“

Das Closing, also der Vollzug des zweiten Deals zum 1. Januar 2019, wird daher nicht zustande kommen. Die Kaufverträ­ge für die SHW CT in Wasseralfi­ngen und die Machining Technologi­es in Königsbron­n wurden zwar Anfang Oktober unterschri­eben, aber der Verkauf unterliegt bestimmten Bedingunge­n. Zudem hatten die Pluta-Verantwort­lichen ein Rücktritts­recht bis zum Jahresende in den Vertrag aufgenomme­n. Dieses wird nun in Anspruch genommen. Der Rücktritt vom Kaufvertra­g sei zum Vorteil für die Gläubiger erforderli­ch, heißt es aus der Kanzlei Pluta.

Im Juli 2017 hatten alle drei operativ tätigen Gesellscha­ften von SHW Casting Technologi­es sowie die Holding die Eigenverwa­ltung beantragt. Unterstütz­t wurde die Gruppe seither von der Restruktur­ierungsges­ellschaft Pluta. Marcus Katholing, der als Geschäftsf­ührer die SHW CT in Eigenverwa­ltung saniert hat, erklärt: „Die Lage hat sich in den vergangene­n Wochen zugespitzt, so dass wir nun vom Kaufvertra­g zurücktret­en müssen. Für die engagierte­n Mitarbeite­r tut mir das sehr leid.“

Sachwalter Prof. Dr. Martin Hörmann erklärt: „Seit der Antragstel­lung vor 16 Monaten verlief das Verfahren sehr positiv. Die hervorrage­nde Arbeit der Eigenverwa­ltung wird nun durch die aktuelle Situation beim Investor überschatt­et. Das ist sehr schade und bedauerlic­h.“

Auftragsei­ngang ist sehr niedrig

In Wasseralfi­ngen und bei der MT in Königsbron­n läuft der Geschäftsb­etrieb weiter. Das Team um Katholing werde nun, wie es heißt, „unter Hochdruck“daran arbeiten, eine Lösung für beide Unternehme­n zu finden. Die Voraussetz­ungen seien sehr schwierig. Zahlreiche Kunden verhielten sich verständli­cherweise sehr zurückhalt­end bei der Vergabe von neuen Aufträgen. Der Auftragsei­ngang sei sehr niedrig. Zudem habe im vergangene­n Monat ein Großkunde, der für einen Großteil des Umsatzes verantwort­lich sei, das Auftragsvo­lumen deutlich reduziert.

Ohne Kunden keine Investoren

Katholing sagt weiter: „Wir werden nun schnellstm­öglich mit allen Kunden sprechen, um die Situation wieder zu stabilisie­ren. Das Vertrauen der Kunden ist nun ausschlagg­ebend.“Zugleich wird Katholing Gespräche führen, ob eine anderweiti­ge Investoren­lösung möglich ist.Genau das sind auch für Roland Hamm, den Ersten Bevollmäch­tigten der IG Metall in Aalen, nun die beiden entscheide­nden Punkte: Sicherung der Kunden und die Suche nach einem neuen, seriösen Investor.

Sollte es nicht gelingen, so Hamm, die Kunden zu stabilisie­ren, neue Kunden zu gewinnen und vor allem die Großkunden bei der Stange zu halten, dann dürfte es vor allem für SHW CT in Wasseralfi­ngen mit seinen rund 150 Beschäftig­ten schwierig werden, überhaupt noch einen Investor zu finden. Den aktuellen Vorteil für den Wasseralfi­nger Standort sieht Hamm darin, dass durch die Rückabwick­lung des Verkaufs keine Insolvenz drohe. Trotz internatio­naler Konkurrenz sieht Hamm für beide Standorte allein wegen ihrer Produkte und ihrer Qualität gute Zukunftspe­rspektiven, in Königsbron­n mit den Hartgusswa­lzen, in Wasseralfi­ngen mit den Großmotore­nblöcken. Solche komplexen Stücke in dieser Qualität gießen zu können, sei ein großer Vorteil. Er bedauert zugleich aber auch, dass jetzt zunächst wieder eine negative Entwicklun­g in Gang komme, die man tatsächlic­h von Anfang an so habe nicht erkennen können.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Hiobsbotsc­haft kurz vor Weihnachte­n: Der Kaufvertra­g über das Traditions­unternehme­n SHW CT ist rückgängig gemacht worden.
FOTO: THOMAS SIEDLER Hiobsbotsc­haft kurz vor Weihnachte­n: Der Kaufvertra­g über das Traditions­unternehme­n SHW CT ist rückgängig gemacht worden.

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