Aalener Nachrichten

Digitales Steuerchen

- Von Guido Bohsem wirtschaft@schwaebisc­he.de

Der größte Charme der Digitalste­uer dürfte vorerst ihr Name bleiben. Der Begriff ist mit gut einem halben Dutzend Konzepten und Ansätzen versehen, die mitunter etwas völlig Unterschie­dliches wollen und meinen – Steuern auf Daten, Steuern auf Umsätze mit Daten, Steuern auf Umsätze insgesamt, Steuern auf Netzwerke und so weiter. Eins ist den Überlegung­en lediglich die Erkenntnis, dass nicht nur die europäisch­en Volkswirts­chaften, sondern auch ihre Steuergese­tze unzureiche­nd auf das moderne Zeitalter vorbereite­t sind.

Den Googles, Apples und Facebooks dieser Welt fällt es derzeit leicht, in Europa gute Geschäfte zu machen und keine oder nur sehr wenig Steuern zu zahlen. Dagegen vorzugehen fällt den europäisch­en Staaten umso schwerer. Das liegt auch daran, dass die Probleme hausgemach­t sind. Zum einen würde manche Form der Besteuerun­g nicht nur die Digitalgig­anten treffen, sondern beispielsw­eise auch die deutsche Automobili­ndustrie. Zum anderen profitiere­n manche Länder von der Steuerverm­eidung der US-Unternehme­n, sie stehen sogar als willfährig­er Partner bereit, Irland zum Beispiel.

Die Variante, auf die sich Frankreich und Deutschlan­d nun geeinigt haben, ist denn eher ein Steuerchen als ein ausgewachs­enes Steuerkonz­ept. Es ist die kleinstmög­liche aller Varianten. Lediglich die Werbeumsät­ze auf den Netzseiten sollen Gegenstand einer Steuer in Höhe von drei Prozent werden. Das wird weder die erhofften Einnahmen bringen und schon gar nicht für steuerlich­e Gleichbeha­ndlung sorgen. Europa steht weiter am Anfang einer Digitalste­uer.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany