Mordsspaß auf Chouwenisch
Margarete Lamprecht aus Ulm ist Gastschauspielerin in „Venedig im Schnee“
AALEN - Den Spaß an ihrer Arbeit, den sieht man ihr auch beim Interview-Termin im „Rosmarie“am frühen Samstagnachmittag an. Margarete Lamprecht, derzeit Gastschauspielerin am Aalener Stadttheater, spielt die Patricia in Gilles Dyreks französischer Komödie „Venedig im Schnee“. Am Samstag ist sie extra nach Aalen gekommen, um sich den Kollegen Philipp Dürschmied in „Viel gut essen“anzugucken.
„Es macht Spaß, die Handlung auf die Spitze zu treiben“
„Als Darstellerin macht es richtig Spaß, die Handlung auf die Spitze zu treiben“, sagt Lamprecht lachend über „Venedig im Schnee“, „ich kenne keine Situation im richtigen Leben, in der man sich sowas trauen würde.“Sie spielt in „Venedig im Schnee“die Patricia, die bockig und voller Wut auf ihren Freund Christophe ein harmloses Essen unter Freunden sprengt, indem sie so tut, als stamme sie aus Chouwenien. Alles erfunden. Alles Quatsch.
Dabei hatte sie das Lustige, das Leichte nicht unbedingt auf dem Zettel. „Seit der Schauspielschule habe ich eigentlich eher die tragischen Sachen gespielt, Kindsmörderinnen, böse Mütter.“Etwa die Rose Bernd in Gerhart Hauptmanns gleichnamigem Drama. In Ulm war sie in Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“zu sehen oder in Lars von Triers „Dogville“– auch hier als böse Mutter. Margarete Lamprecht kann sich gut einfühlen ins Chouwenische.
Deshalb, so gesteht sie, mache ihr die Komödie jetzt umso mehr Spaß. Zumal sie bei „Venedig im Schnee“auf familiäre „Vorbelastung“zurückgreifen kann. „Meine Mutter stammt aus der Slowakei, deshalb komme ich bestens mit dem Akzent klar“, sagt sie, „bei manchen Szenen habe ich ganz deutlich eine Großtante von mir vor Augen.“
Zum Aalener Theater kam sie schon im vergangenen Januar, als das Theater die Heidenheimer Opernfestspiele in der Winteroper-Reihe bei „Die Entführung aus dem Serail“unterstützte. „Ich wohne in Ulm und wollte wegen meiner drei Kinder nicht groß herumreisen“, blickt sie zurück, „da habe ich mir in Aalen die Inszenierung von ,Macbeth' angeschaut, und es hat mir wirklich gut gefallen. Ich habe Tonio Kleinknecht angeschrieben. Der Rückruf kam ziemlich schnell, weil jemand gebraucht wurde – Glück gehabt.“
Schon bei der szenischen Lesung zur Mozart-Oper in Heidenheim habe die Chemie gestimmt, erzählt Margarete Lamprecht. Und so wurde mehr draus. Vorerst eben „Venedig im Schnee“. „Mit den Kollegen komme ich sehr gut zurecht“, freut sie sich. Aktuell gibt es Gespräche mit der stellvertretenden Intendantin Tina Brüggemann, wie es in der kommenden Spielzeit weitergehen könnte. Mehr kann und will sie noch nicht verraten. Aalen als Stadt kannte sie vorher noch nicht, aber: „Ich fühle mich hier pudelwohl.“
Neben aller Freude sei die Belastung durch die Kinder schon sehr groß – dreimal die Woche pendelte sie zu den Proben, zweimal pro Woche übernachtete sie – aber sie mache das sehr gerne: „Irgendwie geht’s immer.“Ihr Mann ist Musiker, leitet in Ulm mehrere Chöre. Und auch Margarete Lamprecht hat eine hohe Affinität zur Musik. Zwölf Jahre Klavierunterricht, sie spielt Akkordeon, Flöte, Gitarre und Ukulele.
Und sie singt: „Singen ist für mich eine wichtige Aufenthaltsform auf der Bühne.“Momentan arbeitet sie an einem Genre übergreifenden Liederabend mit Stücken von Milva, Alexandra, Schumann oder Xavier Naidoo mit dem schönen Titel „Mach ich gleich“. Da fällt ihr spontan ihre vernachlässigte Homepage ein. Es scheint, als würde nicht alles so viel Spaß machen wie Chouwenisch...
„Bei manchen Szenen habe ich ganz deutlich eine Großtante von mir vor Augen.“