Kita-Plätze: Zeiss-Angebot strittig
Gemeinderat billigt mehrheitlich Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung
OBERKOCHEN - Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung die Bedarfsplanung 2018/19 für die Kinderbetreuung mehrheitlich gebilligt. Strittig war lediglich die Frage, wie sich die Stadt zu dem Angebot der Firma Zeiss stellt, wonach Unternehmen und Kommune gemeinsam eine weitere Kindertageseinrichtung mit Krippe und Ganztagsplätzen bauen und sich die Kosten teilen.
Dieser Vorschlag hatte bereits in der Haushaltsrede von Bürgermeister Peter Traub eine Rolle gespielt, über die wir in unserer Dienstagsausgabe berichtet haben. Während Joachim Heppner für die Grünen geltend machte, es gebe zur Zeit keine ausreichende Planungsbasis für eine weitere Tagesstätte, wollte die Ratsmehrheit auf Antrag von Jörg Schulle (CDU) dem Weltunternehmen signalisieren, dass es dem Vorhaben positiv gegenüber stehe, weil auch der örtliche Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen steige.
Zeiss sieht eine weiter steigende Nachfrage bei seinen Beschäftigten. Dabei handelt es sich um Eltern, die auswärts wohnen und in Oberkochen arbeiten. Da auch Einheimische verstärkt Betreuungsplätze nachfragen, kann der Bedarf laut Verwaltung nicht mehr befriedigt werden, denn die bestehenden Plätze seien voll belegt. Dabei müsse man berücksichtigen, sagte Bürgermeister Traub, dass man immer eine gewisse Anzahl von Plätzen für nachrückende Kinder aus dem Bereich der unter Dreijährigen freihalten müsse. „Sonst müssten wir Kinder rauswerfen und das wäre nicht schön!“
Die Mehrheit wollte daher weitere Gespräche mit Zeiss, wonach bis zum Jahr 2020 eine neue Kindertagesstätte auf dem Gelände des Unternehmens im interkommunalen Gewerbegebiet gebaut werden soll. Die Betriebsführung soll die Stadt übernehmen. Die gesamten Kosten des Neubaus bezifferte der Bürgermeister auf sechs Millionen Euro. Hinzu kämen die laufenden Betriebskosten, die sich Zeiss und Stadt ebenfalls teilen würden.
In seiner Haushaltsrede hatte Traub auch gesagt, von dieser öffentlich-rechtlichen Kooperation würden beide Seiten profitieren. Zudem wäre dies ein weiterer Mosaikstein in der bisherigen engen Zusammenarbeit zwischen Zeiss und seinem Kernstandort Oberkochen. Der Bürgermeister weiter: „Dabei wäre es in unserem Interesse, nicht nur den nach wie vor steigenden Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen zu erfüllen, sondern auch die Standortvoraussetzungen für unsere heimischen Unternehmen weiter zu verbessern!“
Heppner wies dagegen darauf hin, ein Drittel der Krippenplätze in Oberkochen sei mit auswärtigen Kindern belegt. Da Kinder grundsätzlich an ihrem Wohnort betreut werden sollten, müsse man zunächst mit den Nachbargemeinden klären, welchen Anteil des Bedarfs der Auswärtigen sie befriedigen könnten. Der Bedarf, der dann noch in Oberkochen bleibe, könne voraussichtlich in den bestehenden Einrichtungen abgedeckt werden.
Heppner: Kita gehört in den Ort
Heppner weiter: „Selbst wenn der Bedarf an einer neuen Kindertagesstätte nachgewiesen werden könnte, woran wir sehr zweifeln, halten wir es für völlig falsch, eine Kindertagesstätte außerorts im interkommunalen Gewerbegebiet in Sicht und Hörweite der Bundesstraße 19 anzusiedeln. Kindertagesstätten gehören genauso wie Schulen in den Ort!“