Aalener Nachrichten

Montags gehört Vati wieder den Kindern

Auch die Zweite Liga schafft Montagsspi­ele ab – Was Sky damit zu tun hat

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FRANKFURT (SID/dpa) - Der 25 Jahre währende Kampf endete am Dienstag um 15.41 Uhr mit einer dürren Pressemitt­eilung. Seit der Einführung im Jahr 1993 hatten Fans von Kiel bis München mit Tröten, Plakaten und manchmal auch bunten Luftballon­s und Tennisbäll­en gegen Montagsspi­ele protestier­t. Nun wurden sie tatsächlic­h erhört: Nach den Bundesligi­sten haben sich auch die Vereine der Zweiten Liga für eine Abschaffun­g der Montagsspi­ele ausgesproc­hen.

Bei einem Treffen am Montag hätten sich die Vereine mit großer Mehrheit darauf geeinigt, teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit. Ab der Saison 2021/2022 wird es statt des ungeliebte­n Termins am Montag eine Partie am Samstag um 20.15 Uhr ausgetrage­n.

„Wir glauben, dass der Samstagabe­nd die deutlich sinnvoller­e und bessere Alternativ­e ist, auch aus Sicht der Fans“, sagte Markus Rejek, der Geschäftsf­ührer von Arminia Bielefeld. Auch der 1. FC Köln stimmte dem Vorschlag zu. „Der 1. FC Köln unterstütz­t die klare Mehrheit innerhalb der Liga für eine Abschaffun­g der Montagsspi­ele und hat entspreche­nd abgestimmt“, sagte Kölns Geschäftsf­ührer Alexander Wehrle.

Vorausgega­ngen war ein jahrelange­r Kampf vor allem der aktiven Fanszenen. „Montags gehört Vati mir!“, hatte 1997 das St.-Pauli-Fanmagazin „Der Übersteige­r“in Abwandlung eines alten Gewerkscha­ft-Slogans beim Kampf um Arbeitszei­tverkürzun­g getitelt. Doch der meist kreativ, manchmal aber auch unter der Gürtellini­e geführte Einsatz blieb erfolglos. Wohl auch, weil die Spiele bis 2017 mit ordentlich­en Einschaltq­uoten im DSF und dem Nachfolger Sport1 im FreeTV liefen. Nicht-Stadiongän­ger freute, wenn sie die Spiele ihres Teams im frei empfangbar­en Fernsehen schauen konnten. Seit vergangene­r Saison ist auch das Montagsspi­el der Zweiten Liga nur noch im Pay-TV zu sehen.

Fans freuen sich

„Mit dem Wechsel aller Übertragun­gsrechte zu Sky und der Einführung von Montagsspi­elen auch in der 1. Liga hat sich die Situation und die Stimmung geändert“, erklärt etwa Michael Voigt, der Geschäftsf­ührer von Erzgebirge Aue. „Die meisten Fans und Vereine sehen die Montagaben­dspiele inzwischen kritischer und negativer als früher.“

Nun zeigte der zuletzt intensivie­rte Protest Wirkung. Am vergangene­n Spieltag schwiegen die Fans in vielen Stadien minutenlan­g, beim 1:1 am Montag zwischen dem 1. FC Nürnberg und Bayer Leverkusen betraten die Nürnberger Fans erst in der zweiten Halbzeit den Fanblock.

Das Fan-Bündnis „ProFans“begrüßte die Entscheidu­ng ausdrückli­ch. „Das ist sicher eine Erleichter­ung für die aktiven Fans, vor allem für die Auswärtsfa­hrer. Das lag uns sehr am Herzen, insofern ist das ein Erfolg, der uns beflügelt und weitere Ziele angehen lässt“, sagte Sprecher Sig Zelt, „es ist gut, dass mehr und mehr erkannt wird, dass Fans dem Fußball einen Mehrwert geben.“Und weiter: „Diese Protestkul­tur scheint doch erfolgreic­h zu sein. Aus meiner Sicht ist es schade, dass es nur so geht und alle Gespräche vorher nichts gebracht haben“, sagt Fanspreche­r Zelt. „ProFans“hatte 2015 ebenso wie weitere Fanorganis­ationen den Dialog mit den Verbänden eingestell­t. „Es wäre gut, wenn es langfristi­g wieder zu Gesprächen käme“, sagte Zelt nun.

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FOTO: IMAGO So protestier­ten Fans diesen Montag beim 1:1 des 1. FC Nürnberg gegen Leverkusen gegen Montagsspi­ele. Zumindest in der Bundesliga und Zweiten Liga geht ihr Wunsch in Erfüllung.

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