Aalener Nachrichten

LEA: Entscheidu­ng vertagt

Nach zwei Stunden Debatte zurück auf null – Nun wird am 14. Februar über den Vertrag abgestimmt

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Entscheidu­ng vertagt. Wie es mit der LEA weitergeht, darüber wird der Gemeindera­t am 14. Februar abstimmen. Die CDU stellte den Antrag auf Verschiebu­ng. Er wurde mit 22 zu 13 Stimmen angenommen. Unterstütz­t wurde der Antrag von der SPD, der OB enthielt sich. Rund 150 Zuhörer verfolgten die Diskussion.

Die CDU möchte Nachbesser­ungen bei der Laufzeit, sie soll verkürzt werden, und vor allem konkrete Zusagen des Landkreise­s, dass aus dem Plan, in Ellwangen eine Gesundheit­sakademie anzusiedel­n, mehr wird als ein Lippenbeke­nntnis. Das ist laut Oberbürger­meister Karl Hilsenbek in Arbeit. Der Verwaltung­srat der Kliniken habe den Auftrag erteilt, bis 4. Juni einen Realisatio­nsplan vorzulegen. Am Vertagungs­antrag hat das aber nichts mehr geändert.

Wie eine Abstimmung ausgegange­n wäre, ist offen. Die CDU-Fraktion hatte es ihren Mitglieder­n anheim gestellt, nach ihrem Gewissen abzustimme­n. Wie Fraktionsc­hef Rolf

Merz sagte, gebe es Befürworte­r, Gegner und solche, die nachverhan­deln wollten. Sie haben dann den Ausschlag für den Vertagungs­antrag gegeben. Merz machte aber auch deutlich, dass in seiner Fraktion alle einig seien, dass die Flüchtling­sbetreuung eine Aufgabe sei, der man nachkommen wolle.

Hieber: Politik funktionie­rt nicht nach Kosten-Nutzen-Denken

Klar gegen die LEA stellten sich die Freien Bürger. Für die Vertragsun­terzeichnu­ng argumentie­rten Grüne und SPD. „Wir müssen uns dieser Aufgabe stellen“, sagte Herbert Hieber (SPD). Ihm gefalle nicht, dass die Kritiker immer die Erwartunge­n hätten, dass die Stadt für die Zustimmung etwas bekommen müsse. Besser sei es, auf die Konversion zu setzen und die LEA zu belassen. Politik funktionie­re nicht nach Kosten-Nutzen-Denken. Die LEA funktionie­re sehr gut, bei allen Problemen sei sie ein Modell, wie Menschen, die existenzie­lle Bedrohunge­n erlebt hätten, betreut werden sollten. „Ellwangen kann LEA“, sagte Rudi

Kitzberger (Grüne). Die Alternativ­e zur LEA sei, dass die Stadt trotzdem Flüchtling­e unterbring­en müsste. Das erfordere finanziell­e Mittel für Schulen und Kinderbetr­euung. In der LEA hätten die Menschen Wohnraum, der zu 100 Prozent vom Land finanziert werde. Lehne der Gemeindera­t die LEA ab, habe das politische Auswirkung­en. Dabei sei Ellwangen in Sachen Landesgart­enschau auf Zuschüsse angewiesen.

Von den LEA-Gegnern wurde immer wieder ins Feld geführt, dass Land und Landkreis ihre Zusagen nicht eingehalte­n hätten und sich Flüchtling­e, die in der Anschlussu­nterbringu­ng seien, besser integriere­n ließen. Gunter Frick, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Bürger, waren die Regelungen im Vertrag zu dürftig. Seit die Soldaten 2012 abgezogen seien, warte die Stadt auf Hilfe vom Land. Gekommen sei nichts, keine Gesundheit­sakademie, keine Hochschule und keine Polizeisch­ule oder Zolldienst­stelle. Die Freien Bürger lehnten keine liberale Flüchtling­spolitik ab, aber „Männerhord­en in der Pampa“. LEA gehe menschenwü­rdig auch innerhalb des S-Bahnbereic­hs von Stuttgart. Sein Fraktionsk­ollege Franz Josef

Grill erinnerte daran, dass die Freien Bürger 2014 aus humanitäre­n Gründen geschlosse­n für die LEA gestimmt hätten. Damals seien Kriegsflüc­htlinge gekommen, heute überwiege die wirtschaft­liche Motivation: „Wir können die Probleme der Welt nicht in Ellwangen lösen.“Die LEA sei nicht unbedingt ein Aushängesc­hild, das Bild von außen sei geprägt von den Polizeiein­sätzen.

Josef Rettenmaie­r (CDU) aus Schrezheim lobte das große Engagement der Ehrenamtli­chen. Aber die LEA könne in einer Kleinstadt wie Ellwangen keine Dauerlösun­g sein. Zudem stehe im neuen Vertrag nichts Substanzie­lles drin. Worauf Oberbürger­meister Karl Hilsenbek konterte, dass Vertreter der Fraktionen bei zwei von drei Verhandlun­gsterminen dabei waren.

Anders als Rettenmaie­r kündigten Joseph Ott und Fritz Widmann von der CDU an, dem Vertrag zustimmen zu wollen, wozu es dann aber nicht kam. Widmann hielt die Erwartunge­n ans Land für unrealisti­sch, das könne nicht alle paar Monate große Dienststel­len verschiebe­n. Ihn habe die Hoffnung aber noch nicht verlassen. Er hielt es für unklug, sich den potenziell­en Partner zum Gegner zu machen.

Die LEA sei ein Erfolgsmod­ell, sekundiert­e Joseph Ott (CDU), das könne man nicht verpflanze­n. Regina Gloning (CDU) ärgerte sich zwar, dass ihre Kreistagsk­ollegen in Sachen Gesundheit­skakademie zu keinen konkreten Zusagen bereit seien, sie sei aber für Nachbesser­ungen offen. Es sei wichtig, nicht nur die Vergangenh­eit, sondern die Zukunft zu betrachten, fand Karl-Georg Romer, der die LEA im Zusammenha­ng mit der Konversion sah und vorschlug, bei den Flächen und deren Sanierung nachzuverh­andeln.

Einig waren sich alle, dass die Schrezheim­er unter der LEA zu leiden haben. So kam mehrfach der Vorschlag, das Nordtor zu öffnen. Das hätte man auch ohne Land und Landkreis im Gemeindera­t beraten können, sagte der OB. Am Beschluss, die Entscheidu­ng zu vertagen, änderte das aber nichts.

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FOTO: GR. Eigentlich sollte der Gemeindera­t Ellwangen über einen neuen LEA-Vertrag abstimmen. Nach zwei Stunden Diskussion wurde die Entscheidu­ng aber vertagt.

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