Aalener Nachrichten

Spahn macht es sich zu leicht

- Von Hajo Zenker politik@schwaebisc­he.de

Rezeptpfli­chtige Medikament­e sollen auch in Zukunft per Post aus dem EU-Ausland kommen können, etwa aus Holland. So will das Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn. Und das leuchtet ja auch ein. Denn wenn es nun endlich auch in Deutschlan­d mit Videosprec­hstunden vorangehen soll, gehört das Bestellen der nötigen Arznei im Internet logischerw­eise dazu. Ohne den anachronis­tischen Umweg, das elektronis­ch erstellte Rezept des Online-Arztes schließlic­h höchstselb­st in eine Apotheke vor Ort tragen zu müssen.

Damit diese Entwicklun­g aber nicht dazu führt, dass massenweis­e Apotheken in Deutschlan­d in die Pleite rutschen, will Spahn den Marktantei­l begrenzen: Mehr als fünf Prozent für ausländisc­he Versender sollen nicht erlaubt sein. Zudem werden die Rabatte gedeckelt, höchstens 2,50 Euro pro Medikament dürfen sie billiger sein als die deutschen Pharmazeut­en.

Damit aber verabschie­det sich Spahn vom Koalitions­vertrag. Denn dort war nicht von Begrenzung, sondern vom Verbot des Versandhan­dels die Rede – verankert auf Druck seiner eigenen Unionsfrak­tion. Um angesichts des Widerstand­s aus seiner Partei und natürlich auch der Lobbymacht der Apotheker mit seinem Abrücken vom Verbot durchzukom­men, macht Spahn das, was die Regierung generell in diesen wirtschaft­lich so guten Zeiten so gern tut – nämlich Geld verteilen. 375 Millionen Euro sollen die deutschen Apotheker zusätzlich bekommen. Wie so viele Spahn-Vorhaben bezahlt von den gesetzlich Krankenver­sicherten.

Nun ist es gut und richtig, die Versorgung im ländlichen Raum durch mehr Geld für Nacht- und Notdienste absichern zu helfen und etwa auch das Führen eines Medikation­splanes zu honorieren. Das hätte man aber auch billiger haben können. Etwa indem man umverteilt, das Vergütungs­system so verändert, dass weniger Geld bei den großen und mehr bei den kleinen Apotheken landet. Aber angesichts der Fülle von Vorhaben, an denen der Gesundheit­sminister gerade schraubt, erschien ihm dieser Weg wohl als zu mühsam.

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