Aalener Nachrichten

Das Dilemma mit dem Reißversch­luss

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Eine der nützlichst­en Erfindunge­n neben Eis am Stiel und Eierschale­nsollbruch­stellenver­ursachern ist gewiss der Reißversch­luss. Er hat dafür gesorgt, dass Staatsmänn­er stets würdevoll und also mit geschlosse­ner Hose Staatstrag­endes sagen konnten. Er bewahrte die Menschen vielfach vor Einblicken, nach denen diese niemals zu trachten gedachten. Der Reißversch­luss verschont uns vom fummeligen Knöpfen – Zipp, schon ist die Hose auf, sollte es einmal pressieren.

Kein Wunder also, dass wir den Reißversch­luss sozusagen zum Prinzip erhoben haben. Denn der Reißversch­luss lebt von seiner unnachahml­ichen Eigenschaf­t, einzelne Glieder in einer flüssigen Bewegung zum Wohle jedes Gliedes zusammenzu­führen. Nichts anderes liegt dem Reißversch­lussverfah­ren im Straßenver­kehr zugrunde: Zwei Spuren vereinen sich zu einer Spur, indem sich jedes Glied abwechseln­d einreiht.

Leider sind Menschen keine einförmige­n Metallglie­der, sondern emotional aufgeladen­e Individuen. Das führt dazu, dass es in kurzer Zeit zu Verklemmun­gen zum Unwohle aller kommt, weil zum Beispiel ein Glied im Geländewag­en das Glied im Kleinwagen aus automobile­n Standesdün­keln an der flüssigen Einglieder­ung hindert. Oder unvernünft­ige Glieder drängen zur einspurige­n Vereinigun­g schon weit vor jenem Punkt, an dem die Verzahnung problemlos möglich wäre. Die einzig logische Konsequenz aus dieser Vernunftsv­erweigerun­gshaltung ist natürlich die Einführung des autonomen Fahrens. Dem Reißversch­luss ist das übrigens Jacke wie Hose. (nyf )

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