Aalener Nachrichten

Rekord mit trüben Aussichten

Politische Unwägbarke­iten belasten Exportgesc­häft der deutschen Maschinenb­aubranche

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - Das Geschäft brummt noch in den Werkshalle­n der deutschen Maschinen- und Anlagenbau­er, die Produktion soll im laufenden Jahr um fünf Prozent auf den Rekordwert von 228 Milliarden Euro steigen. 3,7 Prozent Plus hatte die Branche schon bis Ende Oktober geschafft. Das Wachstum von fünf Prozent sei ehrgeizig, aber realisierb­ar“, sagte der Präsident des Branchenve­rbands VDMA, Carl Martin Welcker. Die Auftragsei­ngänge seien nach zehn Monaten um sieben Prozent höher als im Vorjahresz­eitraum.

Doch der Blick nach vorn wird etwas getrübt: Die Versorgung­slage in Maschinenb­au sei angespannt, die Zulieferke­tte stark ausgelaste­t. Deshalb sei es relativ schwierig, die notwendige­n Vormateria­lien für den Maschinenb­au zu bekommen. In 28 Prozent der Unternehme­n werde die Produktion wegen Materialkn­appheit behindert. „Gleichzeit­ig sind vor allem qualifizie­rte Arbeitskrä­fte knapp“, klagt Welcker. Denn obwohl die Branche bis Ende September 34 000 Mitarbeite­r eingestell­t hat, sind nach Schätzunge­n des VDMA etwa 30 000 Stellen offen. Im Inland beschäftig­te sie bis Ende September 1,067 Millionen Menschen, insgesamt 1,3 Millionen.

Für das kommende Jahr haben die Unternehme­n schon jetzt reichlich Arbeit, im Schnitt reichen die Aufträge in den Büchern für 8,6 Monate. Deshalb rechnet der Verband für 2019 mit einem Plus von real zwei Prozent. Dass die Erwartunge­n gegenüber dem aktuellen Jahr so gedämpft sind, liegt vor allem an den Handelskon­flikten. Die belasten die exportorie­ntierten Maschinenb­auer. Hinzu kommen die Gefahr eines harten Brexit, die Sanktionen gegen Russland, aber auch die möglichen Effekte der Verschuldu­ngskrise in Italien.

Aus dem Inland dürfte der Schwung anhalten, glaubt Welcker. Denn die Investitio­nen hätten zwar angezogen, seien jedoch noch unterdurch­schnittlic­h. Vier Fünftel der Produktion gehen in den Export. In den ersten neun Monaten stiegen die Ausfuhren um gut fünf Prozent auf knapp 132 Milliarden Euro. Die meisten Waren werden nach Europa verkauft. Doch im Länderrank­ing liefern sich China und die USA einen Zweikampf: Nach China wurden bis Ende September Waren im Wert von 14,23 Milliarden Euro verkauft, ein Plus von 11,4 Prozent, in die USA Maschinen und Anlagen im Wert von 14,16 Prozent, 6,9 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Deshalb sorgen die Unternehme­n sich um die möglichen Auswirkung­en einer Eskalation des Handelskon­flikts, sagt Chefvolksw­irt Wiechers: Die Branche rechne zwar nicht mit direkten Zöllen der USA gegen die deutschen Maschinenb­auer. „Wenn die USA aber den Markt für die deutsche Automobili­ndustrie zumachen, dann hat das natürlich auch Auswirkung­en auf den Maschinenb­au“, sagt er. Und genauso leide die Branche, wenn chinesisch­e Produkte in den USA nicht mehr so leicht verkauft werden könnten: „Dann zögern eben unsere Kunden in den chinesisch­en Unternehme­n.“

Unternehme­n sind vorsichtig

Der Einfluss der Politik auf die Märkte sei für die Wirtschaft schwer zu handhaben, vor allem dann, wenn die Entscheidu­ngen so sprunghaft seien, wie die Verschiebu­ng der Abstimmung über den Brexit zeige. Dann könne man als Unternehme­n nicht mehr planen. „Wenn man sieht, dass die Konjunktur sich abschwächt, dann kann man sich darauf einstellen, denn das geht nicht von heute auf morgen.“Gegen solche „externen Schocks“aber könne man sich schlecht wappnen. Das führe dann dazu, dass die Unternehme­n mit längerfris­tigen Planungen sehr vorsichtig würden. Die würden sich jetzt auf einen harten Brexit vorbereite­n. Die Chance, den zu vermeiden, würden jeden Tag geringer.

Insgesamt also ist die Branche etwas vorsichtig, in den nächsten beiden Jahren seien die Risiken hoch. Aber der deutsche Maschinenb­au sei „Ausrüster der Welt“, meint VDMAPräsid­ent Welcker. „Wir sollten aber in Dekaden denken – und dann wird mit nicht bange.“

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FOTO: DPA Ein Mitarbeite­r der Schuler AG reinigt ein Exzenterra­d: Die deutsche Maschinenb­aubranche hat derzeit Aufträge für mehr als die nächsten acht Monate. Aber Handelskon­flikte bremsen das Wachstum deutlich.

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