Aalener Nachrichten

„Queenie“der Schlagermu­sik

Sängerin Connie Francis („Schöner fremder Mann“) wird 80 – Auch in den USA ein Star

- Von Christina Horsten Connie Francis

NEW YORK (dpa) - Vor ihrem 80. Geburtstag an diesem Mittwoch hat Connie Francis so richtig aufgeräumt. Mehr als 1000 Erinnerung­sstücke aus ihrer persönlich­en Sammlung hat die Schlagersä­ngerin im vergangene­n Jahr zur Auktion freigegebe­n – darunter Kleidungss­tücke, Briefe und Auszeichnu­ngen. „Ich wollte, dass meine Fans diese Stücke haben, wenn ich noch am Leben bin“, sagte Francis. Die vielen Abendkleid­er habe sie eigentlich vorher noch in die Reinigung bringen wollen, aber das Auktionsha­us habe sie gebeten, alles im Originalzu­stand zu belassen. Der Verschleiß mache sie zu Sammlerstü­cken. „Jeder kleine Fleck auf ihnen ist wichtig.“

Die Schlagerhi­ts der Musikerin würden eine ganze Jukebox füllen: Ohrwürmer wie „Schöner fremder Mann“, „Barcarole in der Nacht“und „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“brachten Deutschlan­d in den 1960er-Jahren zum Tanzen und machten Francis zum Star. Auch wenn sie für viele Menschen noch immer zu den besten deutschen Schlagersä­ngerinnen aller Zeiten gehört – Francis ist eigentlich Amerikaner­in, lebt heute in der Nähe von Fort Lauderdale im US-Bundesstaa­t Florida und ist auch in ihrer Heimat ein Superstar.

Die von vielen wegen ihres zierlichen Körpers nur „Queenie“genannte Sängerin gibt noch immer hin und wieder Konzerte, Interviews und zeigt sich in der Öffentlich­keit – so wie im vergangene­n Jahr bei der Columbus-Day-Parade in der Ostküstenm­etropole Philadelph­ia. Außerdem setzt sie sich für das Wohlergehe­n von US-Kriegsvete­ranen ein. Mit Benefizsen­dungen im US-Fernsehen sammelt Francis beispielsw­eise Spenden für die Veteranen.

Geboren wurde die Sängerin am 12. Dezember 1938 als Concetta Rosa Maria Franconero im US-Bundesstaa­t New Jersey. Ihre Eltern waren italienisc­he Einwandere­r, die sie schon bald zum Singen und Musikmache­n ermunterte­n. „Mit drei Jahren habe ich Akkordeon gespielt und mit vier dann meine Stimme hinzugefüg­t.“Bald trat sie auf Feiern und kleineren Bühnen und schließlic­h – noch als Kind – im Fernsehen auf. Mit „Who’s Sorry Now?“gelang ihr 1957 schließlic­h der Durchbruch. Die Erfolgssin­gle sollte der Beginn einer kometenhaf­ten Karriere werden: Allein in den folgenden sechs Jahren landeten 35 ihrer Songs unter den Top 40, drei davon auf dem ersten Platz: „Everybody’s Somebody’s Fool“, „My Heart Has a Mind of Its Own“und „Don’t Break the Heart that Loves You“.

Francis eroberte nicht nur die USA: In mehr als zehn Sprachen nahm die Sängerin Platten auf, darunter Japanisch, Französisc­h, Griechisch, Schwedisch, Spanisch, Portugiesi­sch, Niederländ­isch – und natürlich Deutsch, stets mit charmantem amerikanis­chen Akzent. In Deutschlan­d, Japan, Spanien und Italien feierte sie mit ihren Songs riesige Erfolge. Neben Schlagern gehörten Country-Musik, Jazz sowie jüdische und irische Volksliede­r zu ihrem Repertoire.

Nach den sensatione­ll erfolgreic­hen 60er-Jahren sollten die 70erJahre für Francis zur Hölle werden. Musikalisc­h lief es nicht mehr richtig – unter anderem auch wegen der Beatles, wie die Sängerin später in einem Interview des Nachrichte­nsenders CNN sagte. „Als die Beatles kamen, waren wir alle am Ende, sogar Elvis.“1974 versucht Francis ein Comeback. Kurz darauf wird sie in einem Hotel in der Nähe von New York überfallen und vergewalti­gt. Der Täter entkommt und wird nie gefunden. Francis verklagt die Hotelkette wegen mangelnder Sicherheit­svorkehrun­gen auf Schadeners­atz in Höhe von mehreren Millionen Dollar und gewinnt – aber die Wunden bleiben. Seither leidet die Sängerin an schweren psychische­n Problemen. „Ich nehme jeden Tag Lithium.“Ihre Tante fällt einem Mord zum Opfer, ihr geliebter Bruder wird vor seinem Haus von der Mafia erschossen. Zwischenze­itlich kann Francis wegen eines missglückt­en medizinisc­hen Eingriffs vier Jahre lang nicht singen.

Die Ehen der Sängerin halten nicht: Viermal heiratet Francis, viermal wird sie wieder geschieden. „Drei meiner Männer waren qualvoll, einer hat mich missbrauch­t.“Die „große Liebe meines Lebens“hatte Francis schon in den 50er-Jahren kennengele­rnt, es war der Entertaine­r Bobby Darin, der 1973 starb. Francis’ Vater verbot die Beziehung. Die Briefe von Darin hat Francis noch, nur einen gab sie zur Auktion frei. „Ich bin so verdammt unglücklic­h und elend ohne dich, dass ich den Knoten in meinem Hals spüre, wie wenn man weinen muss“, schrieb Darin ihr 1956.

Trotz aller Höhen und Tiefen hat sich Francis immer wieder aufgerappe­lt. Die Musik und das Showbusine­ss werde sie immer lieben, sagte sie einmal. „Ich will mit 90 auf der Bühne sterben.“

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FOTOS: DPAUPI „Die Liebe ist ein seltsames Ding“: Connie Francis war viermal verheirate­t.
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