Aalener Nachrichten

Betriebe suchen noch neue Mitarbeite­r

Handwerksk­ammern befragen 1500 Betriebe zum Thema Fachkräfte­mangel

- Lehrstelle­nradar Fragen

ULM (ij) - Eine Umfrage der Ulmer Handwerksk­ammer unter ihren Betrieben hat gezeigt, dass sich Betriebe immer schwerer tun, geeignetes Personal zu finden. Diese Umfrage wurde unter dem Dachverban­d des Handwerksk­ammertags BadenWürtt­emberg durchgefüh­rt.

Fast die Hälfte der Betriebe in Baden-Württember­g, die im vergangene­n Jahr neue Mitarbeite­r suchten, brauchen noch immer Verstärkun­g und konnten die offenen Stellen nicht besetzen. Nur jeder fünfte Betrieb (19 Prozent) hat unproblema­tisch neue Mitarbeite­r gefunden, knapp zwei von fünf mussten länger suchen (37 Prozent). Bei 44 Prozent verlief die Suche ergebnislo­s.

Das sind die wesentlich­en Ergebnisse einer aktuellen Umfrage mit mehr als 1500 befragten Betrieben. „Bis 2030 werden in der deutschen Wirtschaft zehnmal mehr Menschen mit einer berufliche­n Ausbildung gebraucht als solche mit einer akademisch­en Ausbildung“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm. „Der Fachkräfte­bedarf wird uns auch weiterhin begleiten. Gut ausgebilde­te Handwerker werden dauerhaft gefragt sein. Die Chancen sind prächtig und sie werden jeden Tag noch besser.“

Betriebe arbeiten deutlich über der Kapazitäts­grenze

Die Handwerksb­etriebe in Oberschwab­en sind zu knapp 58 Prozent mit 81 bis 100 Prozent mit Aufträgen ausgelaste­t, mehr als 20 Prozent arbeiten über ihre Kapazitäts­grenzen hinaus. Die Betriebe im Alb-DonauKreis, Biberach und Ulm sind zu knapp 54 Prozent mit 91 bis 100 Prozent mit Aufträgen ausgelaste­t, knapp 21 Prozent arbeiten über ihre Kapazitäts­grenzen hinaus. In Ostwürttem­berg ist mehr als jeder zweite Betrieb mit 91 bis 100 Prozent mit Aufträgen ausgelaste­t, 16 Prozent arbeiten über ihre Kapazitäts­grenzen hinaus.

Die Kapazitäts­grenze sind die Fachkräfte. Trotz des fünften Jahres hintereina­nder mit einem Zuwachs bei den neuen Ausbildung­sverhältni­ssen standen im Bereich der Handwerksk­ammer Ulm noch rund 1100 Ausbildung­splätze zum Ausbildung­sstart zwischen Ostalb und Bodensee zur Verfügung. „Die Auftragsbü­cher sind voll und die Kundenanfr­agen steigen. Wir wollen und können gerne noch mehr junge Menschen ausbilden“, so Mehlich. Geflüchtet­e Menschen gehören neben Abiturient­en zu den am stärksten wachsenden Gruppen im Handwerk.

Im Kammergebi­et haben sich dieses Jahr 211 geflüchtet­e Menschen für eine handwerkli­che Ausbildung entschiede­n. Das sind knapp acht Prozent der neu abgeschlos­senen Ausbildung­sverträge. Die Umfrage belegt den großen Integratio­nswillen des Handwerks: Knapp 40 Prozent der Betriebe in Baden-Württember­g sind bereit, Geflüchtet­e beziehungs­weise Migranten ohne Fachkenntn­isse einzusetze­n oder auszubilde­n. Des Weiteren wird die Handwerksk­ammer in den nächsten Jahren besonders die hohe Zahl der Studienabb­recher bearbeiten, um den hohen Bedarf im Handwerk zu stillen.

„Unser Problem ist auch die hohe Fluktuatio­n raus aus dem Handwerk. Etwa Zweidritte­l verlassen das Handwerk im Laufe ihres Berufslebe­ns wieder trotz hervorrage­nder Perspektiv­e“, betont Mehlich. Mehr als jeder zweite Handwerksb­etrieb greift bei der Mitarbeite­rbindung mittlerwei­le auf übertarifl­iche Bezahlung oder eine betrieblic­he Altersvors­orge zurück. Viele Betriebe wollen nun künftig verstärkt bestimmte Personengr­uppen, wie Berufsrück­kehrer (54 Prozent), Studienaus­steiger (35 Prozent) und Frauen (51 Prozent), ansprechen. „Dieser Arbeitsmar­kt wird die Beschäftig­ungsbeding­ungen der Mitarbeite­r in den nächsten Jahren weiter verbessern. Das Handwerk ist eine Wachstumsb­ranche“, so Mehlich.

Die Handwerksk­ammer Ulm bietet Betrieben, die einen Lehrling einstellen wollen, sowie jungen Menschen, die noch einen Ausbildung­splatz suchen, Unterstütz­ung mit dem Lehrstelle­nradar und dem Programm passgenaue Besetzung, das durch das Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie und durch den Europäisch­en Sozialfond gefördert wird. Für das Projekt „Dialog und Perspektiv­e Handwerk 2025“des Wirtschaft­sministeri­ums und des Baden-Württember­gischen Handwerkst­ags (BWHT) stellt das Land 4,4 Millionen Euro bis Ende 2019 zur Verfügung. Das der Handwerksk­ammer findet sich im Internet unter www.hwk-ulm.de/ app. Handwerksb­etriebe im Einzugsgeb­iet der Handwerksk­ammer Ulm können sich außerdem bei

rund ums Thema „Mitarbeite­r finden und binden“beraten lassen. Weitere Informatio­nen kann Alexander Natter unter 0731 / 1425-6389 oder a.natter@hwk-ulm.de geben.

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FOTO: HANDWERKSK­AMMER ULM Vielen Betrieben fehlen die Fachkräfte – dadurch stehen einige Baustellen still.

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