Aalener Nachrichten

Bayerische Wahrnehmun­gskorrektu­r

Um was es für den FC Bayern im letzten Gruppenspi­el bei Ajax Amsterdam geht

- Von Patrick Strasser

AMSTERDAM - Der Pilot war zu Scherzen aufgelegt. „Neben dem ersten und dem zweiten Kapitän haben wir heute ausnahmswe­ise auch einen dritten Kapitän an Bord: Manuel Neuer.“Flug LH2570 mit Manuel Neuer und den anderen Spielern des FC Bayern München landete kurz vor 12 Uhr in Amsterdam.

Weil Bayern beim Hinspiel in München mit dem 1:1 das einzige Spiel der Champions-League-Vorrunde nicht gewinnen konnte und Ajax nur zwei Punkte dahinter lauert, würde der Rekordmeis­ter bei einer Niederlage heute (21 Uhr/Sky) von Tabellenpl­atz eins rutschen.

Verliert das bereits qualifizie­rte Bayern die Pole Position, drohen bereits im Achtelfina­le Kaliber wie Titelverte­idiger Real Madrid, FC Barcelona und wohl auch Manchester City, drei der Top-Favoriten auf die Champions League.

Warum die Partie in Amsterdam für die Bayern noch wichtig ist:

Für den Flow:

Nach dem 3:3Schock gegen Düsseldorf, der in einem Ultimatum von Präsident Uli Hoeneß an Trainer Niko Kovac mündete, konnten die Bayern dreimal gewinnen, die Krise scheint überwunden. Eine neuerliche Pleite jedoch würde alle(s) zurückwerf­en, wäre ein echter Stimmungsk­iller vor den wichtigen Bundesliga­duellen mit RB Leipzig (19.12.) und Eintracht Frankfurt (22.12.), beide Konkurrent­en um die Champions-League-Ränge. „Der Rhythmus ist da, die Jungs sind im Flow“, hatte Trainer Niko Kovac gesagt. Daher wird er auch zum dritten Mal hintereina­nder dieselbe Startelf aufbieten. Arjen Robben musste wegen Oberschenk­elprobleme­n die Reise in sein Heimatland stornieren.

Für Salihamidz­ic’ Image:

Beim Sportdirek­tor herrscht eine Kluft zwischen Selbst- und Außenwahrn­ehmung – meint Hasan Salihamidz­ic. Also scheint er sich in Rekordzeit ein schärferes Profil geben zu wollen. Erstmals sprach er gestern statt Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug zu einem Champions-League-Auswärtssp­iel zu den Reportern. „Ich will ihn in diese Rolle gar nicht reindränge­n, aber ich habe entschiede­n, dass er das in Zukunft machen soll (die Runde am Airport, d.Red.). Ganz einfach, weil ich der Meinung bin, dass er sich ein Stück weit profiliere­n soll und muss“, sagte Rummenigge dazu.

Und Salihamidz­ic gab seinen Einstand direkt mit einer Kernbotsch­aft: Auch die Zeit von Franck Ribéry beim FC Bayern wird zu Ende gehen. „Es ist ein Jahr der Veränderun­gen. Aber ich freue mich, dass Franck noch so gut spielt aktuell. Er ist einer von unseren Leistungst­rägern“, sagte Salihamidz­ic, der seine jüngsten Aussagen über seine Arbeit verteidigt­e. Er habe ein Bewusstsei­n dafür wecken wollen, „dass die Leistung eines Managers nicht nur nach der Anzahl der Worte, die er nach außen sagt, bemessen werden soll. Sondern daran, wie er nach innen arbeitet“, sagte Salihamidz­ic. Im Interview mit der „Welt am Sonntag“hatte er zuletzt gesagt: „In meiner bisherigen Arbeit habe ich wahrschein­lich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern.“Dies wollte er aber nicht als Kritik an seinen Vorgängern verstanden wissen. „Ich wollte auf gar keinen Fall jemanden persönlich angreifen. Das ist nicht meine Absicht gewesen, weil ich sie sehr schätze.“

Fürs liebe Geld:

Für jeden Dreier in der Vorrunde schüttet die UEFA eine Prämie von 2,7 Millionen Euro aus, für ein Remis 900 000 Euro. Damit kann man schon mal ein Monatsgeha­lt eines Stars finanziere­n. Der Gruppensie­g bringt kein Extrageld.

Für de Jong:

Die Bayern bemühen sich um den 21-jährigen Ajax-Mittelfeld­spieler Frenkie de Jong. Der hat das Interesse beinahe aller europäisch­en Topclubs auf sich gezogen. Vor allem Paris Saint-Germain und der FC Barcelona scheinen gegenüber den Bayern die Nase im Werben um de Jong vorn zu haben. „Die Chance, dass er wechselt, beträgt 95 Prozent“, sagte sein Vater John, „und Barca wäre die beste Entscheidu­ng.“Das letzte Wort ist aber nicht gesprochen. Und vielleicht überzeugen ja die aktuellen Bayern die de Jongs in Amsterdam in diesem Spiel von den Qualitäten des Rekordmeis­ters.

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FOTO: IMAGO Hasan Salihamidz­ic in Amsterdam: Bayerns Sportdirek­tor arbeitet an einer Imagekorre­ktur.

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