Aalener Nachrichten

Ein Clown mit ernsten Zügen

Schauspiel­er Gregor Weisgerber ist zum zweiten Mal Gast am Aalener Stadttheat­er

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AALEN - In seinem Schauspiel­erSteckbri­ef hat Gregor Weisgerber unter „Besonderes“Clownerie angegeben. Und tatsächlic­h kommt ein ums andere Mal der Clown durch beim Interview im Aalener Szenecafé Wunderlich. Wenn Weisgerber zum Beispiel die Augen ganz weit aufreißt, oder wenn er die Hände zum Nachdenken theatralis­ch vors Gesicht hält. Unser Kulturreda­kteur Ansgar König hat sich mit dem 36Jährigen unterhalte­n, der ab dem kommenden Samstag in „All das Schöne“am Aalener Stadttheat­er zu sehen ist.

Clownerie? Hilft dieses Feature bei der Suche nach Engagement­s?

(Lacht) Mir wird ja ein Talent zur Komik nachgesagt. Ich habe tatsächlic­h zwei Workshops zur Clownerie besucht, einmal ging’s um Straßenthe­ater. Der zweite Workshop war ein Aufbauwork­shop bei einem britischen Clown, bei dem man das Clowns-Handwerk von Grund auf lernen konnte. Wir haben uns gemeinsam auf die Suche nach einer Clownspers­önlichkeit gemacht, die in jedem von uns steckt. Meine Persönlich­keit war der „Bunny“. Man muss als Clown sehr genau arbeiten, das Timing muss stimmen. Schon die kleinste Abweichung kann dazu führen, dass es schnell gar nicht mehr lustig ist. Da nimmt man viel mit auf die „normale“Bühne. Ich fand’s schön, die Welt noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinke­l kennenzule­rnen. Ich habe zum Beispiel gelernt, das Publikum, die „vierte Wand“, mitzunehme­n.

Eine Fähigkeit, die sich im aktuellen Stück „All das Schöne“gut nutzen lässt. Regisseur Jonathan Giele hat es interaktiv angelegt. Es ist zwar ein komisches Stück, aber ein ernstes Thema: Depression­en.

Ja, das Stück ist vordergrün­dig gar nicht lustig. Aber wir wollen positiv an das Thema Depression­en rangehen. Es ist ja immer noch ein TabuThema.

Das Lee Strasberg Seminar in New York ist bekannt für sein „method acting“, die Arbeit mit Erinnerun- gen an eigene Erlebnisse. Hilft diese Methode bei „All das Schöne“?

Ich habe in New York eine ganz andere Sichtweise auf den Schauspiel­beruf bekommen. Nicht nur, weil ich mir viele Stücke am Broadway anschauen konnte. Bei der Arbeitswei­se „emotional memory“kann man eigene Erlebnisse neu nutzen, eigene Erlebnisse für den schauspiel­erischen Ausdruck verwenden. Das kann man tatsächlic­h trainieren. Man kann Konflikte im Stück mit Konflikten aus dem eigenen Leben unterfütte­rn. So wird vieles noch viel realer. Ich fand’s unheimlich spannend.

„Wir wollen positiv an das Thema Depression­en rangehen.“Gregor Weisgerber über „All das Schöne“.

Sie waren von 2009 bis 2012 schon mal am Aalener Theater. Wie hat’s Ihnen gefallen?

Oh, das war super damals. Ich bekam in meinen Anfängerja­hren viel zu spielen, viel Praxis. Ich habe gute Erinnerung­en an Aalen. Jetzt bin ich über Jonathan Giele und Alessandra Ehrlich wieder nach Aalen gekommen. Wir hatten eine gemeinsame Produktion.

„Da nimmt man viel mit auf die ,normale’ Bühne.“Gregor Weisgerber über Clowns-Workshops.

Wie kommt man mit Partnerin und einem kleinen Kind klar als freier Schauspiel­er?

Bis jetzt klappt’s eigentlich ganz gut. Meine Partnerin ist ebenfalls Schauspiel­erin. So können wir uns abwechseln. Jetzt will ich versuchen, in Köln in Film und Fernsehen Fuß zu fassen. Ich denke, das ist es auch, was den Schauspiel­beruf so spannend macht. Man lernt viele neue Orte und Menschen kennen, muss sich ständig mit neuen Spielaufga­ben und Fächern auseinande­rsetzen. Ich hatte da bisher eigentlich immer Glück.

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FOTO: CELINE BIDLINGMAI­ER Gregor Weisgerber spielt den namenlosen Helden in Duncan Macmillans „All das Schöne“.
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FOTO: KÖNIG Weisgerber am Flipper.

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