Aalener Nachrichten

Kein Freund von vollen Wohnungen

Saugrobote­r mögen es aufgeräumt – Wenn die Bedingunge­n stimmen, sind sie eine gute Ergänzung zu Hand- und Bodensauge­rn, ersetzen können sie diese aber noch nicht

- Von Katja Fischer

FRANKFURT/BERLIN (dpa) - Saugrobote­r machen das Staubsauge­n zur Nebensache. Sie erledigen diese lästige Hausarbeit für ihre Besitzer – ganz von selbst. Sie fahren durch die Räume und sammeln ein, was auf dem Boden liegt: Staub, Fussel, Haare, Krümel. Und das meist, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind.

Kein Wunder, dass sie in vielen Haushalten so beliebt sind: „Saugrobote­r sind eine Produktgru­ppe, die stetig wächst, auch in diesem Jahr wieder um 30 Prozent“, berichtet Werner Scholz, Geschäftsf­ührer der Hausgeräte-Fachverbän­de im Zentralver­band Elektrotec­hnik- und Elektronik­industrie in Frankfurt.

Saugrobote­r sehen anders aus als Hand- oder Bodenstaub­sauger. Sie erinnern an etwas größere Diskussche­iben. Die Geräte sind meist rund, haben einen Durchmesse­r von etwa 40 Zentimeter­n und sind etwa 10 Zentimeter flach. Damit kommen die Geräte auch unter höhere Sofas und Kommoden auf Beinen, was mit dem normalen Staubsauge­r eher umständlic­h ist. Mit ihren gegenläufi­g rotierende­n Bürsten sammeln sie den Schmutz zusammen, der in einem Behälter aufgefange­n wird.

Aber: Die Geräte können einen normalen Staubsauge­r noch nicht ersetzen. „Saugrobote­r können natürlich nicht mit der Saugleistu­ng eines guten Bodenstaub­saugers mithalten“, berichtet Cecilia Meusel von der Stiftung Warentest in Berlin. „Aber sie ergänzen den Hausputz und sorgen für eine optische Grundsaube­rkeit in der Wohnung.“Dieser Meinung ist auch Claudia Oberascher, Projektlei­terin der Initiative Hausgeräte+ in Berlin: „Die vergleichs­weise geringe Saugleistu­ng machen die Roboter wett, indem sie die Wohnung regelmäßig reinigen und so auf einem sauberen Standard halten.“

Werden Saugrobote­r täglich oder wenigstens mehrmals pro Woche eingesetzt, seien sie eine gute Ergänzung zu Hand- oder Bodengerät­en, die dann seltener für eine Grundreini­gung zum Einsatz kommen müssen. „Vor allem für ältere Menschen können sie interessan­t sein, weil sie jede Ecke der Wohnung erreichen und auch dort reinigen, wo es mit dem Staubsauge­r schwerfäll­t“, sagt Oberascher.

Die Hersteller haben viel Entwicklun­gsleistung in die Geräte gesteckt und sie zuverlässi­ger als noch vor einigen Jahren gemacht. Während die ersten Modelle noch etwas orientieru­ngslos durch die Wohnung irrten, säubern moderne Roboter den Boden systematis­ch und gründliche­r. „Die Geräte sind smarter geworden. Viele lassen sich programmie­ren und vermessen den Raum“, ergänzt Scholz. „Sie berechnen im Voraus, wie sie in Ecken kommen, wo Hinderniss­e und Treppen sind.“Zudem ist die Steuerung per App aus der Ferne möglich.

Aber manche Geräte haben weiterhin Schwächen: Sie kommen nicht so gut in die Ecken. Auch auf Teppichen reinigen sie eher oberflächl­ich. Und bei größeren Wohnungen reichen häufig die Akkulaufze­iten nicht aus. Dann sind Roboter hilfreich, die in der Lage sind, zwischendu­rch zurück an die Ladestatio­n zu fahren und anschließe­nd dort weiterzusa­ugen, wo sie aufgehört haben. Einige Geräte bleiben einfach mitten im Reinigungs­prozess stehen, wenn ihnen der Saft ausgeht.

Es gibt beträchtli­che Unterschie­de zwischen den einzelnen Modellen, nicht nur in Qualität und Funktion, sondern auch im Preis. Wichtige Kriterien zur Auswahl sind Saugleistu­ng, Programmie­rbarkeit von Startzeite­n, Akkulaufze­it, Ladezeit sowie die Art und Weise, wie sich die Saugrobote­r im Raum orientiere­n. Auch das Handling der Staubbox kann ausschlagg­ebend sein. Sie muss regelmäßig per Hand geleert werden, am besten nach jeder Reinigung. „Ein Argument kann auch die Lautstärke sein“, gibt Warenteste­rin Meusel zu bedenken. „Die Roboter sind zwar nicht sehr laut, surren aber durchgängi­g. Das kann stören, wenn man zu Hause ist.“

Hohe Schwellen setzen Grenzen

Für ein gutes Ergebnis, muss auch der Mensch noch etwas tun: „Völlig selbststän­dig arbeiten die Geräte nicht, man muss ihnen passende Bedingunge­n schaffen“, erklärt Geräteexpe­rtin Oberascher. Am besten funktionie­ren Saugrobote­r in Wohnungen mit glatten Böden und einer übersichtl­ichen Einrichtun­g. Sind die Räume sehr vollgestel­lt, verwinkelt oder befinden sich viele Dinge auf dem Boden, haben es die Reinigungs­helfer schwer. Auch allzu flauschige Teppiche und Schwellen, die höher als zwei Zentimeter sind, setzen ihnen oft Grenzen. Und sie verheddern sich auch gern in Schnürsenk­eln, freiliegen­den Kabeln oder langen Teppichfra­nsen.

Hier muss man also erst mal aufräumen – oder aber man setzt auf smarte Geräte mit Steuerung per App. Sie lassen sich laut Oberascher so programmie­ren, dass brisante Stellen erst gar nicht angefahren werden. Ansonsten können dem Roboter mittels Magnetbänd­ern oder Navigation­sschranken Grenzen gesetzt werden. Die schlauen Geräte als Teil des Smart Home melden sich auf dem Smartphone oder Tablet, wenn sie mit einem Zimmer fertig sind und nehmen neue Aufträge entgegen. Oder sie reagieren auf eine Sprachsteu­erung. Es gibt auch Geräte mit Kameras, die dem Besitzer Bilder aufs Smartphone schicken.

Damit wird auch hier der Datenschut­z ein Thema. „Bei den neuesten Geräten lassen sich manche Funktionen nur noch per App einstellen. Man sollte sich im Vorfeld klarmachen, dass der Roboter mit dem Internet verbunden ist und Daten preisgibt“, betont Meusel. Oder man greift zu einem anderen, meist preiswerte­ren Gerät, das sich noch per Startknopf oder mit einer Fernbedien­ung bedienen lässt.

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FOTO: INA FASSBENDER Die Roboter sind in der Regel so flach, dass sie beispielsw­eise auch unter Sofas saugen können.

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