Aalener Nachrichten

Lokaler Religionsr­at liegt auf Eis

In Ellwangen gibt es nur wenig Interesse an interrelig­iösem Gremium

- Von Franz Graser

ELLWANGEN - In Ellwangen wird sich voraussich­tlich kein lokaler Rat der Religionen bilden. Die Stadt ist eine der ersten Partnerkom­munen gewesen, als das baden-württember­gische Sozialmini­sterium diese Initiative im Dezember 2017 angekündig­t hatte. In Ellwangen wird jedoch die Notwendigk­eit für ein solches Gremium nicht überall gesehen.

Ende des Jahres 2017 hatte das baden-württember­gische Sozialmini­sterium angekündig­t, dass sich in den Städten Ellwangen, Freiburg im Breisgau, Ravensburg und Sinsheim lokale Räte der Religionen gründen werden. Die Gründung der lokalen Räte war laut einer Pressemitt­eilung für Anfang des Jahres 2018 erwartet worden. Über ein Jahr später ist in Ellwangen noch nichts passiert: Nach Auskunft von Anselm Grupp, dem Pressespre­cher der Stadt, sei der richtige Ansatz hierfür noch nicht gefunden worden. Vielleicht sei ein institutio­nalisierte­r Rat letztlich auch nicht notwendig, denn das Miteinande­r der Nationalit­äten und Religionen in Ellwangen klappe ja, sagte Grupp.

Das bestätigt auch Pfarrer Michael Windisch von der katholisch­en Seelsorgee­inheit Ellwangen. Wenn es zwischen den Religionsg­emeinschaf­ten und ihren Vertretern etwas zu besprechen gebe, „dann gibt es immer die Möglichkei­t, sich miteinande­r an einen Tisch zu setzen“, sagt der katholisch­e Seelsorger. Eine Institutio­n wie den Rat der Religionen brauche es hierfür nicht unbedingt. Außerdem, so Windisch, habe er nicht den Eindruck, dass jemand einen Rat der Religionen wünsche.

Stadt ist von kurzen Wegen geprägt

In größeren Städten kann sich der katholisch­e Pfarrer solch eine Institutio­n durchaus vorstellen. Die Stadt Ellwangen sei dagegen von kurzen Wegen und überschaub­aren Strukturen geprägt. Windisch erinnerte zum Beispiel an die ökumenisch­e Andacht zur Friedensde­kade, bei denen die Gebetsstat­ionen von muslimisch­en Bewohnern der Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e mitgestalt­et worden seien.

„Wir sind herzlich gern bereit, mit Vertreteri­nnen und Vertretern aller Religionen zu sprechen, in welcher Form auch immer“, betont die evangelisc­he Pfarrerin Uta Knauss. Ein Rat der Religionen könne solch eine Form sein, es seien aber auch andere denkbar, sagte Knauss.

Wie das Sozialmini­sterium mitteilt, sind derzeit elf Städte daran interessie­rt, lokale Religionsr­äte einzuricht­en. Friedrichs­hafen und Ravensburg hätten bereits ihre feste Absicht dazu bekundet, erklärte der Pressespre­cher des Ministeriu­ms, Markus Jox, gegenüber der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Weitere interessie­rte Kommunen seien Biberach, Heilbronn, Karlsruhe, Neckarsulm, Offenburg, Pforzheim, Reutlingen, Rottenburg und Sinsheim.

Ellwangen habe dagegen gegenüber der Stiftung Weltethos, mit der das Ministeriu­m kooperiert, dagegen vor Kurzem angedeutet, keinen Religionsr­at gründen zu wollen. Pressespre­cher Jox äußerte dafür Verständni­s, „da jede Kommune bei der Gründung eines solchen Rates ihren Weg eigenveran­twortlich geht und sich Rahmenbedi­ngungen, Konstellat­ionen und Akteure vor Ort ändern können.“Auch Freiburg im Breisgau habe inzwischen signalisie­rt, diesen Weg nicht weiter gehen zu wollen.

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FOTO: FG Kurze Wege: Die großen Kirchen sind in Ellwangen quasi Nachbarn. Wohl auch deshalb hat das Projekt eines Religionsr­ats nicht die höchste Priorität.

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