Aalener Nachrichten

Viagogo: Illustre Investoren wie Steffi Graf und Andrew Agassi

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Hinter dem Onlinetick­etmarktpla­tz Viagogo steht eine britische ECommerce-Firma mit Hauptsitz in der Schweiz. Das Unternehme­n, das 2006 gegründet worden ist und an dem sich in den Anfängen so schillernd­e Persönlich­keiten wie Andrew Agassi, Steffi Graf oder auch der Medienunte­rnehmer Herbert Kloiber beteiligt haben, hat in den vergangene­n Jahren mehrfach die Justiz beschäftig­t. Abmahnunge­n, einstweili­ge Verfügunge­n – der englische Wikipedia-Eintrag von Viagogo (einen deutschen Eintrag gibt es interessan­terweise nicht) weist mittlerwei­le 20 juristisch­e Auseinande­rsetzungen seit dem Jahr 2016 auf. Unter anderem hat auch der Verbrauche­rschutz Deutschlan­d das Unternehme­n ins Visier genommen. Die Verbrauche­rschützer kritisiere­n, dass auf der digitalen Schwarzmar­ktbörse zuvor aufgekauft­e Kartenkont­ingente zu deutlich überhöhten Preisen gehandelt werden, auch gefälschte Tickets würden bei Viagogo angeboten. Kritisiert wird außerdem die mangelnde Transparen­z bei den Bestellvor­gängen. So erfahren Käufer den Endpreis zum Beispiel erst nach abgeschlos­sener Buchung. Auch die Rolle von Viagogo, die offiziell nur als Vermittler der Tickets auftreten, wird vom Verbrauchs­chutz angezweife­lt. Es wird in diesem Zuge kritisiert, dass für die Käufer in der Regel überhaupt nicht ersichtlic­h ist, wer der eigentlich­e Verkäufer der Tickets ist. „Der Internetau­ftritt ist so gestaltet, dass man als Käufer davon ausgehen muss, dass Viagogo die Karten selbst verkauft“, sagt Oliver Buttler von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Buttler rät Viagogo-Geschädigt­en unbedingt zu Strafanzei­gen. Die könne man mittlerwei­le sogar schnell und bequem Online stellen. Auch das Europäisch­e Verbrauche­rzentrum Deutschlan­d könne eingeschal­tet werden. Eine weitere gute Anlaufstel­le für Viagogo-Betrugsopf­er sei die Ombudsstel­le E-Commerce des schweizeri­schen Konsumente­nforums. Darüber hinaus haben Geschädigt­e die Möglichkei­t, einen Anwalt einzuschal­ten. Die Erfolgsaus­sichten sind aber vage. Wie der Rechtsanwa­lt Johannes Hintermayr 2018 im ORF erklärt hat, sei Viagogo „ein Meister darin, ein Verfahren zu verschlepp­en“. Das Unternehme­n sei offenbar so finanzstar­k, dass es sich Versäumung­surteile und entspreche­nde Strafen „problemlos“leisten könne. (rim)

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