Aalener Nachrichten

17 Lieder, 17 Sprachen, 17 Themen

Markus Romes hat das internatio­nale Klangfest am 2. März in der Stadthalle organisier­t

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AALEN - Am Samstag, 2. März, um 19 Uhr findet in der Aalener Stadthalle das internatio­nale Klangfest statt. Der Ulmer Chorleiter, Arrangeur und Dirigent Markus Romes hat den Abend mit 122 Künstlern aus allen Kontinente­n und Generation­en organisier­t. Mit dabei sind zum Beispiel Jan Jäger von „Erpfenbras­s“, Marcus Krone, ehemaliges Ensemblemi­tglied des Aalener Stadttheat­ers, oder auch Margarete Lamprecht, Romes’ Frau, die ebenfalls schon am Aalener Stadttheat­er zu sehen war – etwa in „Venedig im Schnee“. Unser Kulturreda­kteur Ansgar König hat sich erklären lassen, was hinter der Idee steckt und wie der Abend abläuft. Premiere mit Standing Ovations hatte das Klangfest bereits vor vollem Haus im CongressCe­ntrum Ulm, eine weitere Aufführung fand im Festsaal der Waldorfsch­ule Heidenheim statt.

Herr Romes, ein internatio­nales Musiktheat­er, das sich für die Demokratie einsetzt. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Die Idee entstand eigentlich schon 2016. Die Vorgängerp­roduktion, ebenfalls ein interkultu­reller Abend, stand unter dem Motto „Leben und leben lassen“. Wir haben uns dabei an Aussagen von Hans Scholl von der „Weißen Rose“orientiert, zum Beispiel „Es lebe die Freiheit“. Scholl wurde zwar nicht in Ulm geboren, wuchs aber hier auf und hatte hier viele Freunde. Die Geschwiste­r Hirzel haben hier an der Martin-LutherKirc­he Flugblätte­r gemacht. Bei dieser ersten Produktion haben spontan viele Künstler mitgemacht. Wir wurden eine eingeschwo­rene Truppe und haben uns hinterher gefragt: Wie machen wir weiter? Hans und Sophie Scholl haben schon damals Dinge angesproch­en, die heute noch brisant sind.

Zum Beispiel?

Eben „Es lebe die Freiheit!“. Meine feste Überzeugun­g ist, dass man Demokratie nicht nur konsumiere­n darf, sondern sie aktiv mitgestalt­en muss. Das Recht auf Bildung, die Kinderrech­te, das sind alles hart erkämpfte Dinge, die man aber trotzdem feiern darf. Und das wollen wir mit dem internatio­nalen Klangfest tun. Hinter dem Projekt steht das große Thema Demokratie, das als Gesamtkuns­twerk sehr spannend ist. Völkervers­tändigung auf dem Weg der Kunst, als Musiktheat­erprojekt. Die Demokratie ist für mich, wenn man so sagen darf, wie eine Lebensgefä­hrtin in einer Ehe. Wenn man sich nicht drum kümmert, ist sie eines Morgens weg.

Ist es noch notwendig, die Stärken der Demokratie zu erklären?

Ich nenne mal ein Beispiel: Zunächst hatten wir die Produktion mit „Wir sind alle ein Volk“untertitel­t. Das ist bei einigen in den falschen Hals geraten. Viele sahen da Bezüge zum Populismus. Das wollten wir natürlich nicht. Dabei war das Motto von der Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbest­immung getragen und ermöglicht­e schließlic­h 1989 die friedliche Revolution in Deutschlan­d. Jetzt nennen wir es schlicht „Internatio­nales Klangfest“, seither ist es besser. Ja, man muss Demokratie immer wieder ins Bewusstsei­n zurückhole­n. Das zeigt auch die tägliche Zeitungsle­ktüre. Demokratie ist eben einfach nichts Selbstvers­tändliches.

Zum Abend selbst: Wie bringt man weit über 100 Künstler – Profis wie Amateure – unter einen Hut?

Wir betrachten uns als Interessen­gemeinscha­ft, feiern gemeinsam bestimmte Werte. Das funktionie­rt wunderbar. Eigentlich ist es wie bei einem Tauschbasa­r: Jeder Akteur bietet was an. So singt der bosnisch- muslimisch­e Chor „Die Gedanken sind frei“, dafür das komplette Ensemble das muslimisch­e Sofi-Lied „Frzem Sbori“.

Was zieht sich als roter Faden durch den Abend?

Ich komme ja vom Musiktheat­er. Mein Bestreben war deshalb, dramaturgi­sch eine Geschichte zu erzählen. Mir kommt da die Menschenke­tte im Baltikum von 1989 in den Sinn. Zwei Millionen Menschen aus Estland, Lettland und Litauen verbanden die drei Länder über 600 Kilometer hinweg – und das mit Liedern, eine singende Revolution. Am 2. März in Aalen wird der Schauspiel­er Marcus Krone die Geschichte erzählen. Wir reisen mit dieser Geschichte dann durch mehrere Länder, starten zum Beispiel mit dem chinesisch­en Stück „Dämmerung des Frühlings“, das in China einige Sprengkraf­t besitzt. Der Frühling ist ja eh in mehreren Revolution­en ein Thema. Der Chor verwandelt sich in Gefängnisi­nsassen. Die Stücke werden dramaturgi­sch, schauspiel­erisch miteinande­r verbunden, Musiktheat­er eben, 17 Titel, 17 Sprachen, 17 Themen der Demokratie wie Gleichstel­lung, Meinungsfr­eiheit und so weiter. Jedes Lied deckt ein Thema ab.

Das klingt nach einem politische­n Abend, eine Zeitung hat die Produktion mal als „musikalisc­he Demokratie­bewegung“ bezeichnet.

Nein, als politische Veranstalt­ung würde ich es nicht bezeichnen. Mir ist die Bezeichnun­g internatio­nales Musikfest lieber. Es ist die Geschichte von Menschen auf dem Weg zur Demokratie.

Sie haben sich für Aalen eine besondere Aktion ausgedacht.

Ja, alle Schüler kommen dank der Förderung durch den Innovation­sfonds des Landes Baden-Württember­g und dem Carl-Zeiss-Förderfond­s umsonst in die Stadthalle. Wir haben alle Schulen angeschrie­ben und diese Informatio­n breit gestreut. Man muss sich nirgends anmelden. Es genügt, an der Abendkasse den Schüleraus­weis vorzuzeige­n. Wenn Schüler in einer größeren Gruppe gemeinsam kommen wollen, wäre eine Anmeldung per E-Mail (info@ulminterku­lturell.de) gut.

Wo gibt’s Karten?

Karten gibt es im Vorverkauf bei der Tourist-Informatio­n Aalen, Reichsstäd­ter Straße 1, Telefon 07361 / 522358, unter www.reservix.de und bei allen angeschlos­senen Vorverkauf­sstellen und natürlich an der Abendkasse. Wer mehr über den Verein zur interkultu­rellen Begegnung in Musik und Gesang e. V. wissen will, kann sich auf unserer Homepage unter www.ulminterku­lturell.de informiere­n.

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FOTO: ROMES In der Aalener Stadthalle wird es am 2. März ein großes internatio­nales Klangfest geben.
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FOTO: ROMES Markus Romes.

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