Aalener Nachrichten

Schneller Wandel zu E-Autos bringt höhere Jobverlust­e

Studie nennt Zahlen für Autoland Baden-Württember­g – auch Zulieferer könnten gefährdet sein

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STUTTGART (lsw) - Je schneller Elektroaut­os Erfolg haben, desto mehr Jobs könnten im Südwesten auf dem Spiel stehen. Zu dem Schluss kommt eine Analyse im Auftrag der Landesagen­tur e-mobil BW GmbH, die am Montag in Stuttgart vorgestell­t wurde.

Die Analyse geht in zwei Szenarien davon aus, dass der Anteil reiner E-Autos an den Neuzulassu­ngen in der EU im Jahr 2030 bei 15 oder 51 Prozent liegen wird. Im ersten Fall könnten dank des Wachstums der neuen Komponente­n bei der Beibehaltu­ng der Verbrenner­technologi­en sogar 8900 Jobs geschaffen werden. Ein schnellere­r Hochlauf hingegen würde rund 30 800 Menschen ihren Arbeitspla­tz kosten.

„Für den gesamten baden-württember­gischen Automobils­tandort können diese Beschäftig­ungseffekt­e als moderat eingeschät­zt werden“, heißt es in der Veröffentl­ichung. Die Szenarien basieren auf verschiede­nen Faktoren wie der Entwicklun­g der Batterieko­sten, der Ausweitung der Produktion­skapazität­en und des Angebots von E-Autos oder der internatio­nalen Nachfrage.

Im Südwesten hängen rund 470 000 Jobs direkt oder indirekt am Auto. Das sind rund elf Prozent der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten insgesamt. Die Effekte, so die Autoren, dürften über die Branche unterschie­dlich ausfallen. Besonders stark seien sie bei den direkt vom Antriebsst­rang abhängigen Produktion­swerken mit ihren 70 000 Beschäftig­ten. Dort könnten laut den Schätzunge­n beim schnellere­n Hochlauf sogar rund 31 000 Jobs wegfallen.

Das deckt sich mit den Erwartunge­n einer früheren Untersuchu­ng des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB). Darin wird davon ausgegange­n, dass bundesweit rund 114 000 Jobs der etwa 800000 Jobs in der Autoindust­rie wegfallen – davon 83 000 im Fahrzeugba­u. Sie geht von einem Marktantei­l der E-Autos von 23 Prozent bis zum Jahr 2035 aus. Mit ähnlichen Marktantei­len planen auch die Autobauer. BMW und Daimler beispielsw­eise peilen 2025 einen E-Auto-Anteil von 15 bis 25 Prozent bei ihrem Absatz weltweit an.

Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) betonte dennoch: „Wir benötigen für unsere bisherigen Produktion­sstandorte nachhaltig­e Entwicklun­gsperspekt­iven, um auch bei den zukünftige­n Komponente­n eine zentrale Rolle zu spielen und Standortve­rschiebung­en in die Wachstumsm­ärkte oder Niedrigloh­nländer zu verhindern.“

Sie liegt damit auf einer Linie mit Gewerkscha­ftern und Betriebsrä­ten, die sich bereits um Sicherheit­en mühen. Bei den hiesigen Autobauern Daimler und Porsche haben die Arbeitnehm­ervertrete­r bereits ausgehande­lt, dass nicht nur die Elektromod­elle an bestehende­n Standorten gefertigt werden. Daimler hat außerdem den gut 130 000 Stammbesch­äftigten in Deutschlan­d eine Jobgaranti­e bis 2029 ausgesproc­hen.

IG-Metall fürchtet Abwärtsstr­udel

Im vergangene­n Jahr hatte die Daimler-Geschäftsl­eitung unter dem Druck der Arbeitnehm­er aber auch entschiede­n, dass künftig auch Batterien am Stammsitz in Untertürkh­eim gefertigt werden. In diesem Jahr will der Betriebsra­t trotzdem auch Zusagen über die Produktion von Antrieben für Elektroaut­os aushandeln.

IG-Metall-Landesbezi­rksleiter Roman Zitzelsber­ger warnte in den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“dennoch vor einem „Abwärtsstr­udel“. Er warnte vor sinkenden Gehältern und kündigte weitere Demonstrat­ionen wie in Stuttgart-Feuerbach an, wo in der vergangene­n Woche Tausende Bosch-Beschäftig­te gegen einen möglichen Job-Abbau im Dieselbere­ich des Autozulief­erers demonstrie­rt hatten.

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FOTO: DPA Bei Elektroaut­os peilen BMW und Daimler bis 2015 einen Marktantei­l von 10 bis 25 Prozent ein. Was das für die Jobs hier heißt, ist unklar.

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