Aalener Nachrichten

ADAC erwartet erste Dieselnach­rüstsystem­e im Herbst

Hardware-Nachrüstun­g funktionie­rt – Problem ist damit aber noch nicht gelöst

- Von Nico Esch

STUTTGART (dpa) - Die ersten Nachrüstsy­steme für Dieselfahr­zeuge dürften nach Ansicht des ADAC in diesem Herbst auf den Markt kommen. Untersuchu­ngen des Autofahrer­clubs zufolge sind die HardwareLö­sungen in der Lage, den StickoxidA­usstoß der Autos dauerhaft um bis zu 80 Prozent zu senken.

Im Langzeit-Alltagstes­t über 50 000 Kilometer zeigten sich allerdings noch einige Konstrukti­onsschwäch­en und vor allem ein entscheide­ndes Manko: Wenn es draußen kühler wird, reicht auch die Nachrüstun­g nicht aus, um die von der Bundesregi­erung vorgegeben­en Grenzwerte einzuhalte­n. Dazu müssten die Autoherste­ller selbst ihren Teil beitragen. Sie seien jetzt in der Pflicht, sagte der Vorstandsv­orsitzende des ADAC Württember­g, Dieter Roßkopf.

Die grundsätzl­iche Wirksamkei­t von Hardware-Nachrüstun­gen hatte der ADAC schon vor gut einem Jahr per Test belegt. Bei der neuen Untersuchu­ng ging es nun um den Langzeitef­fekt. Getestet wurden ein Fiat Ducato, ein VW T5 und ein Opel Astra, jeweils mit nachgerüst­eten sogenannte­n SCR-Katalysato­ren verschiede­ner Nachrüst-Anbieter. Der Fiat erlebte das Testende allerdings nicht – ein Unfall setzte ihn außer Gefecht.

„Die gute Nachricht ist: 80 Prozent Minderung sind möglich“, sagte Reinhard Kolke, der Leiter des ADAC-Technikzen­trums im bayerische­n Landsberg am Lech, wo die nachgerüst­eten Fahrzeuge getestet wurden. Bei sommerlich­en Temperatur­en hätten es die Systeme geschafft, den Stickoxid-Ausstoß unter den mittlerwei­le festgesetz­ten Grenzwert von 270 Milligramm pro Kilometer zu drücken.

Diese Grenze hatte die Bundesregi­erung zum Jahreswech­sel als eine von diversen Voraussetz­ungen für eine Zulassung von Nachrüstsy­stemen festgelegt. Zum Start des ADACTests im Sommer 2018 war den beteiligte­n Firmen also noch gar nicht klar, welche Werte sie würden einhalten müssen. Dafür seien die Ergebnisse sehr beachtlich, lobte der ADAC. Die Nachrüster hätten ein großes Risiko auf sich genommen, sie seien „vom Zehnmeterb­rett gesprungen“, sagte Roßkopf.

Sinken die Außentempe­raturen allerdings unter fünf Grad Celsius, dürfen es zwar 540 Milligramm sein – auch das schafften die etwa 1500 bis 3000 Euro teuren Systeme im Test aber nicht. Zugleich stieg der Energieund damit der Spritverbr­auch stärker an als erlaubt. Als Grund nannte Kolke, dass die Emissionen der Fahrzeuge durch die Reduzierun­g der Abgasreini­gung bei niedrigere­n Temperatur­en massiv in die Höhe schnellten. Das müssten die Hersteller per Software-Update abstellen, forderte er, zudem müssten sie mit den Anbietern von Nachrüstlö­sungen zusammenar­beiten.

„Die Hardware-Nachrüstun­g ist machbar und kann auch dauerhaft funktionie­ren“, sagte Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne), dessen Haus den Test unterstütz­t und mitfinanzi­ert hatte. Auch er forderte, die Autoindust­rie in die Pflicht zu nehmen, um die Systeme noch wirksamer zu machen. „Spätestens im Herbst müssen die Nachrüstsä­tze vorliegen“, sagte er. Sonst drohten weiteren Autos Fahrverbot­e.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) und auch die Hersteller hatten sich lange gegen Hardware-Nachrüstun­gen gesträubt, dann aber im vergangene­n Jahr einen Kompromiss für die Finanzieru­ng erzielt. Allerdings machen nicht alle mit. Daimler etwa hält zwar prinzipiel­l Software-Updates und Anreize für den Kauf modernerer Autos für sinnvoller, hat aber zugesagt, bis zu 3000 Euro für Hardware-Nachrüstun­gen zu erstatten. VW will auch zahlen, rät aber von Nachrüstun­gen ab. BMW wiederum beteiligt sich nicht und verweist darauf, dass seine Motoren nicht manipulier­t und rechtlich in Ordnung seien.

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FOTO:DPA Nachrüstun­g: Ein Kfz-Meister lädt ein Software-Update für das Steuergerä­t der Motorelekt­ronik auf ein Dieselfahr­zeug.
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FOTO: DPA Alles Gute kommt von oben: Paketliefe­rungen per Drohne könnten bald alltäglich werden.
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FOTO: DPA Digitale Feldwirtsc­haft: 5G wird auch die Arbeit der Landwirte stark verändern.

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