Jüdische Musik findet zurück in die Synagoge Oberdorf
Das Jewish Chamber Orchestra Munich bietet ein beeindruckendes Konzert
BOPFINGEN-OBERDORF (jole) - Ein eindrucksvolles Konzert haben die Zuhörer am vergangenen Freitag beim Auftritt des Jewish Chamber Orchestra Munich in der ehemaligen Synagoge in Oberdorf erlebt. Das international wirkende Kammerorchester unter der Leitung von Daniel Grossmann wollte mehr als ein Konzert bieten und das sollte gelingen. Mit Musik und Lesungen unter dem Thema „Der junge Gustav Mahler“brachte das Orchester die jüdische Kultur wieder dorthin zurück, wo sie hingehört. Im Zentrum des Konzerts stand der Komponist und jüdische Katholik Gustav Mahler. Bariton Ludwig Mittelhammer sang Lieder aus Mahlers Jugendzeit in einer Bearbeitung von Pierre Hoppé. Mahlers Beziehung zum Judentum wurde durch eine Einführung von Grossmann und Texte aus dem Off deutlich. Dabei wurde auch seine nicht ganz freiwillige Abkehr von der Religion seiner Vorfahren thematisiert. Lieder wie „Frühlingsmorgen“und „Erinnerung“erinnerten an vergangene Liebesgefühle. Eindrucksvoll war die kräftige und wohlklingende Stimme von Bariton Mittelhammer. Das unbeschwerte „Ringel, ringel Reih’n! Wer Sorgen hat, der lass’ sie daheim!“war zu hören, aber auch zwei Lieder mit Texten aus „Don Juan“. Das Orchester mit Mitgliedern aus vielen Nationen präsentierte sich auf hohem musikalischen Niveau. Grossmann hatte dafür ein Instrumentarium auf der Bühne versammelt, das die Klangfarben des vollen Orchesters auf kleine Besetzung reduzierte: Schlagwerk bis hin zur Kuhglocke, Akkordeon, Saxofon, Klavier, Streicher und natürlich die typischen Holzbläser. Die eingespielten Lesungen erzählten von der Entwicklung Mahlers. Schon früh war sein Talent sichtbar. Er habe sich heimat- und religionslos gefühlt und sei um seiner Musikkarriere willen konvertiert: „Ich fühle mich keiner Religion zugehörig, ich bin Musiker, darin ist alles enthalten!“Im Hauptteil standen Mahlers „Wunderhorn-Lieder“im Mittelpunkt. Er hat die Klavierlieder um 1890 geschrieben, die Texte sind aus der Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Mittelhammer bot eine durchweg eindrucksvolle Performance und Dirigent Grossmann animierte sein Orchester, dem zu folgen. Mit anhaltendem Beifall forderten die Zuhörer eine Zugabe, nach der sich der Vorsitzende des Fördervereins, Michael von Thannhausen für den herausragenden Abend bedankte.