Klinsmann will kein Besserwisser im TV sein
Ex-Bundestrainer gibt vor RTL-Debüt den Mahner
BERLIN (SID) - Jürgen Klinsmann muss immer wieder breit grinsen, als er mit ausladenden Gesten über Fußball philosophiert. Kurz vor seiner Rückkehr auf die große Bühne ist der Vater des Sommermärchens von 2006 voll in seinem Element. Immer noch ist er der schwäbelnde Klinsi, der mit seiner Aura einen Raum spielend leicht ausfüllt. Nur eins ist neu: Statt in der Umkleidekabine voller Profis urteilt der 54-Jährige vor Millionen von Fans am Bildschirm über die Nationalmannschaft.
Als Scharfrichter des angeschlagenen deutschen Fußballs sieht sich Klinsmann aber nicht. „Ich bin kein Kritiker und kein Besserwisser. In keinster Weise. Ich diskutiere halt gerne über Fußball“, sagt der Weltund Europameister vor seinem Debüt als neuer TV-Experte bei RTL am Mittwoch (20.45 Uhr) beim Länderspiel Deutschlands gegen Serbien. Zu diskutieren wird es bei der derzeitigen Lage der Dinge reichlich geben – Stichwort Dreifach-Ausbootung. Da ist das Ergebnis schon fast egal.
Und auch, wenn er sich nicht als Kritiker sieht, will Klinsmann seinen früheren Co-Trainer Löw nicht in Watte packen. „Das Schöne am Fußball ist, dass du immer über Fakten redest – über das, was du siehst“, sagte er: „Wenn das gut ist, dann gibst du Komplimente. Wenn es schlecht ist, musst du es kritisch ansprechen. Und da hat kein Fußballtrainer ein Problem mit. Auch Jogi nicht.“
Das WM-Aus und der Abstieg in der Nations League seien beides „Katastrophen“gewesen, ein Champions-League-Viertelfinale ohne deutsche Beteiligung nennt der gebürtige Göppinger „ein verheerendes Bild für die Bundesliga“.
Bei so viel Meinung könnte der Zuschauer auf die Idee kommen, Klinsmann würde gerne selbst das TV-Mikrophon wieder gegen Trillerpfeife tauschen. Aber der frühere Stuttgart- und Bayern-Profi ist eben Familienmensch und rücksichtsvoll. Denn im kalifornischen Huntington Beach büffelt Tochter Laila in der High School. „Ich habe immer gesagt, dass – solange sie drüben zur Schule geht – nur ein Nationaltrainerjob infrage kommt. Da war Amerika optimal“, sagt Klinsmann. USACoach ist er schon seit 2016 nicht mehr. Wie gut, dass da RTL anrief: „Es ist eine schöne Aufgabe für mich, um mal wieder nah dran zu sein.“