Wichtige Akteure
Sebastian Kurz
Der 32-jährige Bundeskanzler wurde für die ÖVP-FPÖ-Koalition als jemand kritisiert, der den Rechtspopulisten das Tor zur Macht aufgestoßen hat. Mit der neuen Distanzierung von der FPÖ hofft er auf gute Chancen bei Neuwahlen. Kurz gilt als äußerst kontrolliert, als jemand, der kaum Fehler macht. Nun kämpft er dagegen an, dass die Krise sein Image des Siegertyps beschädigt. Er kann für sich verbuchen, dass die Koalition bisher viele Projekte wie Steuersenkungen und Abbau der Staatsschulden umgesetzt oder begonnen hat. Er wollte als Reform-Kanzler in die Geschichte eingehen, nicht als Kopf einer gescheiterten Koalition.
Norbert Hofer
Er ist der neue starke Mann der FPÖ. Der nach einem schweren Paragleiter-Unfall gehbehinderte Politiker gilt als das eher gemäßigte Gesicht der Freiheitlichen. Zugleich ist der 48-Jährige seit vielen Jahren einer der Chefideologen. Im Kabinett Kurz wurde er Verkehrsminister und setzte sich für eine Erhöhung des Tempolimits von 130 auf 140 Stundenkilometer auf zwei Autobahn-Teststrecken in Österreich ein. Bekannt wurde Hofer als FPÖ-Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Er unterlag 2016 im zweiten Wahlgang dem Grünen-nahen Alexander Van der Bellen mit 31 000 Stimmen.
Herbert Kickl
Der Triathlet gilt als Hirn der FPÖ. Als Generalsekretär organisierte er höchst erfolgreiche Wahlkämpfe. Die Kritik an der Zuwanderung packte er in Slogans wie „Daham statt Islam“. Als Innenminister im Kabinett Kurz setzte er um, was er seinen Anhängern versprochen hatte: einen rigiden Anti-MigrationKurs. Die Asylzentren ließ der 50-Jährige demonstrativ in „Ausreisezentren“umbenennen. Er polarisiert. Seine Fans schätzen ihn, seine Kritiker halten ihn für brandgefährlich.
Pamela Rendi-Wagner
Die 48-jährige Medizinerin könnte die Gewinnerin der Krise sein. Sie ist seit November 2018 die erste Frau an der Spitze von Österreichs Sozialdemokraten. Die ehemalige Gesundheitsministerin wirkt nicht immer wie eine VollblutPolitikerin. In den ersten Monaten ihrer Amtszeit war sie als Oppositionsführerin bemüht, aber letztlich blass. Bisher prallte ihre Kritik über die von der ÖVPFPÖ-Koalition zu verantwortende „soziale Kälte“an der Regierung ab. Künftig ist die SPÖ aber im Machtpoker wieder voll dabei. (dpa)