Aalener Nachrichten

Schlitzohr und Torjäger

Der Fußball trauert um Manfred Burgsmülle­r

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ESSEN (SID) - Manfred Burgsmülle­r war, so sagte er selbst, ein „komischer Fußballer“. Wem das zu negativ war, der nannte den quirligen Blondschop­f liebevoll das größte Schlitzohr der Bundesliga­geschichte. Burgsmülle­r war ein Pott-Original, seinen einzigen Meistertit­el holte er aber im Trikot von Werder Bremen – als Enddreißig­er. Nun ist „Manni“, wie ihn alle riefen, überrasche­nd im Alter von 69 Jahren in Essen gestorben. Sein langjährig­er Club Borussia Dortmund bestätigte am Montagaben­d eine Meldung der „Bild“.

Zuletzt ging es Burgsmülle­r nicht mehr gut. Er litt an Arthrose, ging am Stock. 21 Jahre als Bundesliga­profi hatten Spuren hinterlass­en, ebenso, dass er auch danach nicht vom Leder lassen konnte. Das war am Schluss nicht mehr rund, sondern ein Ei – als Burgsmülle­r bei Rhein Fire Düsseldorf noch mit 52 Jahren als Kicker auflief und als ältester Football-Profi der Welt galt. Burgsmülle­r, das kann man gewiss sagen, hat seine Karriere ausgekoste­t. Den letzten seiner 213 Bundesliga­treffer – die viertmeist­en überhaupt – erzielte er mit fast 40 Jahren für Werder Bremen. Da passt es irgendwie, dass er just an jenem Samstag starb, an dem Claudio Pizarro zum ältesten Bundesliga­torschütze­n der Geschichte wurde.

Um Burgsmülle­r war es zuletzt stiller geworden. Er war ein Original, aber keines, das in den Vordergrun­d drängte, keiner, der nur noch über Sprüche auffallen wollte. Vielleicht ist das einer Laufbahn geschuldet, in der er Tor um Tor schoss, und dennoch stetig unter dem Radar flog.

„Man konnte mich keiner Position zuordnen. Bis heute weiß man wohl nicht, ob Burgsmülle­r eine Nummer 9 oder ein Zehner war“, sagte er dem Blog „Jawattdenn“seines Ex-Clubs Rot-Weiß Essen. „Ich war irgendetwa­s dazwischen. Ich war überall auf dem Platz, vor allem in Tornähe. Die Trainer der Nationalma­nnschaft setzten auf Spieler, die sich an ihre taktischen Vorgaben und Positionen hielten. Ich war anders, ich passte zum Beispiel Helmut Schön wohl nicht ins Konzept.“

Nur drei Länderspie­le bestritt Burgsmülle­r, beim Neuaufbau nach dem WM-Desaster 1978 wurde er links liegengela­ssen. Zu alt sei er. Und wie aus Trotz knipste er noch elf weitere Jahre. Otto Rehhagel glaubte an Burgsmülle­r, grub ihn bei RW Oberhausen in der 2. Liga für Werder aus. „Der sah mich spielen und sagte: ,Den will ich haben, der ist topfit!‘“, erinnerte sich Burgsmülle­r. „Und zur Krönung wurde ich dann im hohen Fußballera­lter endlich Meister!“

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