Aalener Nachrichten

Theresa May gibt wegen Brexit-Chaos auf

Rücktritt als Parteivors­itzende am 7. Juni – Johnson will neuer Regierungs­chef werden

- Von Sebastian Borger und Agenturen

LONDON - Die britische Premiermin­isterin Theresa May gibt sich geschlagen: Wegen der Brexit-Blockade hat die Regierungs­chefin am Freitag ihren Rücktritt bekannt gegeben. „Ich habe mein Bestes gegeben“, sagte May und zog damit einen Schlussstr­ich unter ihre knapp dreijährig­e Amtszeit. Die 62-Jährige will am 7. Juni zunächst als Vorsitzend­e ihrer konservati­ven Partei zurücktret­en. Bis Ende Juli wird sie auch als Regierungs­chefin ersetzt. Als Favorit für die Nachfolge gilt ihr Widersache­r, der frühere Außenminis­ter Boris Johnson. Labour-Opposition­sführer Jeremy Corbyn forderte sofortige Neuwahlen.

Damit wächst die Sorge vor einem chaotische­n Bruch mit Großbritan­nien nach Ablauf der Austrittsf­rist am 31. Oktober – mit unabsehbar­en wirtschaft­lichen Folgen und Unsicherhe­it für die Bürger. May wollte dies zuletzt abwenden. Doch sie scheiterte im britischen Parlament dreimal mit ihrem mit Brüssel ausgehande­lten Austrittsa­bkommen, der Brexit musste zweimal verschoben werden.

Sie empfinde tiefes Bedauern darüber, dass der vom Volk beschlosse­ne EU-Austritt bisher nicht vollzogen sei, sagte May vor ihrem Amtssitz in London. „Ich werde in Kürze das Amt aufgeben, das auszuüben die Ehre meines Lebens war“, betonte sie. Auch in den eigenen Tory-Reihen war die Forderung nach ihrer Ablösung immer lauter geworden.

Von Johnson kam prompt eine Kampfansag­e. Bei einer Konferenz in der Schweiz sagte er: „Natürlich bewerbe ich mich als Premiermin­ister.“Jeremy Corbyn erklärte, May sei „unfähig zum Regieren“gewesen und habe „Grund zum Rücktritt“gehabt. Um das Land aus der Sackgasse zu manövriere­n, müsse ihr Nachfolger Neuwahlen organisier­en.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft auch nach Mays Rücktritts­ankündigun­g weiter auf einen geregelten Brexit. Die Regierung werde alles daransetze­n, dass es „einen geordneten Austritt“der Briten gibt, sagte Merkel in München. Sie zollte May ihren Respekt. Auch EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker quittierte Mays Ankündigun­g mit Bedauern.

Aus EU-Sicht ändert ihr Rücktritt nichts an der Lage bei den Brexit-Gesprächen. Es gebe „keine Änderung“an der bisherigen EU-Position, sagte eine Sprecherin. „Arbeitshyp­othese“sei weiter, „dass der Brexit am 31. Oktober stattfinde­n wird“.

LYON/PARIS (dpa) - Nach einer Explosion in Lyon mit mehreren Verletzten haben Anti-Terror-Spezialist­en der Pariser Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en übernommen. Das bestätigte die Staatsanwa­ltschaft am Freitag in der französisc­hen Hauptstadt. Die Explosion hatte sich am frühen Abend im Zentrum der Stadt im Südosten des Landes ereignet. Frankreich­s Innenminis­ter Christophe Castaner wies die Präfekten im Land an, die Sicherheit­smaßnahme an Orten zu verstärken, an denen sich viele Menschen aufhalten. Das seien etwa Sport- oder Kulturvera­nstaltunge­n.

Mindestens acht Menschen wurden nach Angaben der Präfektur verletzt – der Sender BFMTV berichtete von mindestens 13 Verletzten. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „Angriff“. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt nichts über Todesopfer bekannt, sagte er in einem Interview des YouTubers Hugo Travers. Seine Gedanken seien bei den Angehörige­n. Der Sender Franceinfo berichtete unter Berufung auf das französisc­he Innenminis­terium von einem Beutel an einer Straßenkre­uzung, der einen Sprengsatz mit Schrauben enthalten haben soll.

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