Die Frisur, ein echter Notfall
Mit zunehmender Zivilisation wird der Mensch immer anspruchsvoller. Das geht so weit, dass manche Leute dabei ein bisschen unverschämt werden. Juckt es zum Beispiel in der Nase oder kratzt es lästig im Hals, so macht sich der Patient von heute auf den Weg in die Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses, anstatt es zunächst mit kräftigem Schnäuzen oder dem Lutschen eines Salbeibonbons zu versuchen.
In dieses Schema der unreflektierten Anspruchshaltung passt auch eine Nachricht aus Norddeutschland,
die kürzlich per Polizeimeldung Verbreitung fand. Eine kritische Friseurkundin sah sich durch den Figaro derart verunstaltet, dass ihr kein anderer Ausweg blieb, als den Notruf zu wählen. Doch anstatt sich als Freund und Helfer zu bewähren, verpasste der Polizeibeamte der Frau eine Standpauke: „Wir helfen immer gerne, aber für eine ausführliche Frisurenberatung ist die Polizei nicht der richtige Ansprechpartner, schon gar nicht der Notruf.“
Den Einwand der Dame, ihr Friseur habe die Strähnchen inzwischen schon dreimal erfolglos umgefärbt, half ihr bei der Klage vor den Behörden nicht weiter. Leider enthielt die Polizeimeldung kein aussagekräftiges Vorher-Nachher-Bild der Kundin, sodass es uns unmöglich ist, die Künste des Coiffeurs abschließend zu beurteilen. Wie der Fall ausgegangen ist und ob die Frau doch noch zu einer menschenwürdigen Frisur gelangte, bleibt offen. Wahrscheinlich hat sie nach der Polizei noch eine Notaufnahme kontaktiert. Dort ist man Haarsträubendes ja gewöhnt. (nyf )