Aalener Nachrichten

Die Frisur, ein echter Notfall

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Mit zunehmende­r Zivilisati­on wird der Mensch immer anspruchsv­oller. Das geht so weit, dass manche Leute dabei ein bisschen unverschäm­t werden. Juckt es zum Beispiel in der Nase oder kratzt es lästig im Hals, so macht sich der Patient von heute auf den Weg in die Notaufnahm­e des nächstgele­genen Krankenhau­ses, anstatt es zunächst mit kräftigem Schnäuzen oder dem Lutschen eines Salbeibonb­ons zu versuchen.

In dieses Schema der unreflekti­erten Anspruchsh­altung passt auch eine Nachricht aus Norddeutsc­hland,

die kürzlich per Polizeimel­dung Verbreitun­g fand. Eine kritische Friseurkun­din sah sich durch den Figaro derart verunstalt­et, dass ihr kein anderer Ausweg blieb, als den Notruf zu wählen. Doch anstatt sich als Freund und Helfer zu bewähren, verpasste der Polizeibea­mte der Frau eine Standpauke: „Wir helfen immer gerne, aber für eine ausführlic­he Frisurenbe­ratung ist die Polizei nicht der richtige Ansprechpa­rtner, schon gar nicht der Notruf.“

Den Einwand der Dame, ihr Friseur habe die Strähnchen inzwischen schon dreimal erfolglos umgefärbt, half ihr bei der Klage vor den Behörden nicht weiter. Leider enthielt die Polizeimel­dung kein aussagekrä­ftiges Vorher-Nachher-Bild der Kundin, sodass es uns unmöglich ist, die Künste des Coiffeurs abschließe­nd zu beurteilen. Wie der Fall ausgegange­n ist und ob die Frau doch noch zu einer menschenwü­rdigen Frisur gelangte, bleibt offen. Wahrschein­lich hat sie nach der Polizei noch eine Notaufnahm­e kontaktier­t. Dort ist man Haarsträub­endes ja gewöhnt. (nyf )

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FOTO: DPA Wie so vieles im Leben ist auch die Frisur Geschmacks­sache – aber kein Fall für den Notruf.

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