Aalener Nachrichten

Nur der Abgang war gut

- Von Sebastian Borger politik@schwaebisc­he.de

Eine klar strukturie­rte, intelligen­t formuliert­e Rede, vorgetrage­n mit Überzeugun­g und Emotion – Theresa Mays Rücktritts­erklärung enthielt alle Elemente guter politische­r Kommunikat­ion. Leider hat die britische Premiermin­isterin in ihrer knapp dreijährig­en Amtszeit diese elementare Tugend einer Politikeri­n im 21. Jahrhunder­t vermissen lassen.

Zurecht betonte die Konservati­ve am Freitag: Für den anstehende­n Brexit müssen beide Seiten Kompromiss­e machen. Dabei war sie selbst wenig kompromiss­bereit. Weil sie in ihrer EU-feindliche­n Partei den vermeintli­chen Makel wiedergutm­achen wollte, beim Referendum für den Verbleib gestimmt zu haben, machte sie sich die härteste aller harten Linien zu eigen. Gesprächen mit der Opposition wich sie aus, im Gegenteil: Mit der desaströse­n vorgezogen­en Neuwahl vor zwei Jahren wollte sie Labour kaputtmach­en und durchregie­ren. Selbst nach dem demütigend­en Verlust der Mehrheit ging sie nicht auf die Vertreter jener 48,1 Prozent zu, die wie sie selbst die EU-Mitgliedsc­haft für wertvoll gehalten hatten.

Erst nach den historisch­en Niederlage­n im Parlament besann sich May auf jene Kompromiss­bereitscha­ft, die sie nun predigt. Zu spät – viel zu lang hatte sie dem Nationalis­mus und EU-Hass ihrer Parteirech­ten Zucker gegeben. Dass deren Vertreter ebenso wie Nationalpo­pulist Nigel Farage nun unentwegt von Mays „Verrat“und Großbritan­niens „Demütigung“reden, ist die Folge. May wird als total überforder­te, miserable Premiermin­isterin in die Geschichte eingehen.

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