Nur der Abgang war gut
Eine klar strukturierte, intelligent formulierte Rede, vorgetragen mit Überzeugung und Emotion – Theresa Mays Rücktrittserklärung enthielt alle Elemente guter politischer Kommunikation. Leider hat die britische Premierministerin in ihrer knapp dreijährigen Amtszeit diese elementare Tugend einer Politikerin im 21. Jahrhundert vermissen lassen.
Zurecht betonte die Konservative am Freitag: Für den anstehenden Brexit müssen beide Seiten Kompromisse machen. Dabei war sie selbst wenig kompromissbereit. Weil sie in ihrer EU-feindlichen Partei den vermeintlichen Makel wiedergutmachen wollte, beim Referendum für den Verbleib gestimmt zu haben, machte sie sich die härteste aller harten Linien zu eigen. Gesprächen mit der Opposition wich sie aus, im Gegenteil: Mit der desaströsen vorgezogenen Neuwahl vor zwei Jahren wollte sie Labour kaputtmachen und durchregieren. Selbst nach dem demütigenden Verlust der Mehrheit ging sie nicht auf die Vertreter jener 48,1 Prozent zu, die wie sie selbst die EU-Mitgliedschaft für wertvoll gehalten hatten.
Erst nach den historischen Niederlagen im Parlament besann sich May auf jene Kompromissbereitschaft, die sie nun predigt. Zu spät – viel zu lang hatte sie dem Nationalismus und EU-Hass ihrer Parteirechten Zucker gegeben. Dass deren Vertreter ebenso wie Nationalpopulist Nigel Farage nun unentwegt von Mays „Verrat“und Großbritanniens „Demütigung“reden, ist die Folge. May wird als total überforderte, miserable Premierministerin in die Geschichte eingehen.