Jagstzell wird zu Yakszell
Familie Bold aus Riegersheim überlässt urigen Himalaya-Rindern sieben Hektar Land
JAGSTZELL-RIEGERSHEIM - Die Gemeinde Jagstzell und die Ostalb sind um eine Attraktion reicher. Zu verdanken ist das Familie Bold aus Riegersheim. Unterstützt durch den Landschaftserhaltungsverband Ostalb haben sie auf ihrem Land jetzt eine kleine Yak-Herde angesiedelt. Die urtümlichen Rinder, die eigentlich in Zentralasien beheimatet sind, sollen auf dem Boldschen Grünland künftig für eine möglichst schonende Beweidung und damit gleichzeitig für mehr Biodiversität sorgen.
Vorerst stehen den acht OstalbYaks bei Riegersheim zwei Hektar Fläche zur Verfügung. Ab Herbst 2020 sollen es aber schon sieben Hektar Land sein. Flächen, die der Nebenerwerbslandwirt Josef Bold zuletzt nicht mehr landwirtschaftlich genutzt hat. Das Gelände ist extrem abschüssig, der Aufwand für Bold viel zu groß. Doch statt das Land nun aufzuforsten, was in diesen Fällen gerne gemacht wird, entschied sich Bold dafür, die Grünflächen zu erhalten. Yak-Rinder sollen hier künftig das ganze Jahr über grasen, für eine nachhaltige Beweidung der Flächen sorgen und dem Land, das ansonsten sich selbst überlassen wird, einen Hauch von Wildnis verpassen.
Yaks, die sich vor allem durch ihre große Genügsamkeit auszeichnen, Temperaturen von bis zu Minus 35 Grad locker wegstecken und im Himalaya auf Höhen von bis zu 6000 Metern klettern, sind für diese Aufgabe besonders prädestiniert, weil sie deutlich weniger Trittschaden als andere Haustierarten verursachen und weil sie weiden, ohne Wurzeln zu beschädigen. Am Ende trägt das alles zu deutlich mehr Biodiversität auf dem Gelände bei.
In Südtirol wurde die Idee geboren
Die Idee zur Ansiedelung der Tiere hatte übrigens Josef Bolds Sohn Stephan. Der hat zwar selbst gar nichts mehr mit Landwirtschaft am Hut, war aber bei einem Urlaub in Südtirol auf die faszinierenden Tiere gestoßen. „Neun Monate sind wir danach mit der Idee schwanger gegangen“, berichtet Stephan Bold, der sehr gut mit Familie Thiele befreundet ist, die auf dem Hirschhof bei Aalen mit großem Erfolg rückgezüchtete Auerochsen hält.
Schlussendlich wagten dann auch die Bolds den Schritt, meisterten alle bürokratischen Hürden und schafften sich tatsächlich Yaks an. Zwei Rinder kamen aus dem Erlebnispark Tripsdrill, zwei weitere wurden einem Tierpark abgekauft und vier bei einem Züchter geordert.
Großes Geld werden die Bolds mit ihrer kleinen Yak-Herde künftig nicht verdienen. „Wenn am Ende eine schwarze Null steht, wären wir schon zufrieden“, sagt Stephan Bold. Sein Bruder Matthias ergänzt: „Für dieses Projekt braucht es auf jeden Fall Idealismus.“Ihm und auch seinem Bruder sei es vor allem darum gegangen, dass auf dem Land der Eltern wieder Tiere weiden und so auch seine Kinder wieder einen Bezug zur Landwirtschaft erhalten. „Sie sollen schon wissen, dass ein Steak nicht im Aldi wächst.“
Tatsächlich muss hin und wieder eines der Tiere der vermutlich sehr langsam wachsenden Herde entnommen und geschlachtet werden. Bei Überpopulation oder wenn zu viele männliche Tiere geboren werden, gibt es Handlungsbedarf.
Wobei die Frauen der Familie Bold das derzeit noch komplett anders sehen. „Wir Frauen sind uns diesbezüglich einig. Diese Tiere sind zu schön. Die dürfen nicht geschlachtet werden“, wirft Rosemarie Bold augenzwinkernd, aber durchaus mit einigem Nachdruck ein. Das letzte Wort scheint hier noch nicht gesprochen.
Neues Highlight am Jagststeig
Dessen ungeachtet gab es am Freitag bei der Vorstellung des Projekts ganz viel Lob. Zum einen von Ralf Worm vom Landschaftserhaltungsverband (LEV). Worm betonte, dass die Bolds mit einem relativ geringen Aufwand etwas „sehr Schönes“geschaffen haben. Es sei ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch im Kleinen vieles zum Guten verändern und den Niedergang der Natur sehr wohl aufhalten könne. „Natürlich“habe der LEV bei diesem Vorhaben gerne mit Rat und Tat zur Seite gestanden und zudem die Kosten für die elektrische Umzäunung des Geländes übernommen.
Warme Worte gab es außerdem von Jagstzells Bürgermeister Raimund Müller, der sich über die neue Attraktion in seiner Gemeinde freute. Da der Jagststeig nur einige Hundert Meter entfernt an der Yak-Wiese entlangläuft, soll nun eine entsprechende Beschilderung samt Informationstafel kommen, die auf das neue Highlight im idyllischen Weißenbachtal bei Riegersheim hinweist.