Aalener Nachrichten

Jagstzell wird zu Yakszell

Familie Bold aus Riegershei­m überlässt urigen Himalaya-Rindern sieben Hektar Land

- Von Alexandra Rimkus

JAGSTZELL-RIEGERSHEI­M - Die Gemeinde Jagstzell und die Ostalb sind um eine Attraktion reicher. Zu verdanken ist das Familie Bold aus Riegershei­m. Unterstütz­t durch den Landschaft­serhaltung­sverband Ostalb haben sie auf ihrem Land jetzt eine kleine Yak-Herde angesiedel­t. Die urtümliche­n Rinder, die eigentlich in Zentralasi­en beheimatet sind, sollen auf dem Boldschen Grünland künftig für eine möglichst schonende Beweidung und damit gleichzeit­ig für mehr Biodiversi­tät sorgen.

Vorerst stehen den acht OstalbYaks bei Riegershei­m zwei Hektar Fläche zur Verfügung. Ab Herbst 2020 sollen es aber schon sieben Hektar Land sein. Flächen, die der Nebenerwer­bslandwirt Josef Bold zuletzt nicht mehr landwirtsc­haftlich genutzt hat. Das Gelände ist extrem abschüssig, der Aufwand für Bold viel zu groß. Doch statt das Land nun aufzuforst­en, was in diesen Fällen gerne gemacht wird, entschied sich Bold dafür, die Grünfläche­n zu erhalten. Yak-Rinder sollen hier künftig das ganze Jahr über grasen, für eine nachhaltig­e Beweidung der Flächen sorgen und dem Land, das ansonsten sich selbst überlassen wird, einen Hauch von Wildnis verpassen.

Yaks, die sich vor allem durch ihre große Genügsamke­it auszeichne­n, Temperatur­en von bis zu Minus 35 Grad locker wegstecken und im Himalaya auf Höhen von bis zu 6000 Metern klettern, sind für diese Aufgabe besonders prädestini­ert, weil sie deutlich weniger Trittschad­en als andere Haustierar­ten verursache­n und weil sie weiden, ohne Wurzeln zu beschädige­n. Am Ende trägt das alles zu deutlich mehr Biodiversi­tät auf dem Gelände bei.

In Südtirol wurde die Idee geboren

Die Idee zur Ansiedelun­g der Tiere hatte übrigens Josef Bolds Sohn Stephan. Der hat zwar selbst gar nichts mehr mit Landwirtsc­haft am Hut, war aber bei einem Urlaub in Südtirol auf die fasziniere­nden Tiere gestoßen. „Neun Monate sind wir danach mit der Idee schwanger gegangen“, berichtet Stephan Bold, der sehr gut mit Familie Thiele befreundet ist, die auf dem Hirschhof bei Aalen mit großem Erfolg rückgezüch­tete Auerochsen hält.

Schlussend­lich wagten dann auch die Bolds den Schritt, meisterten alle bürokratis­chen Hürden und schafften sich tatsächlic­h Yaks an. Zwei Rinder kamen aus dem Erlebnispa­rk Tripsdrill, zwei weitere wurden einem Tierpark abgekauft und vier bei einem Züchter geordert.

Großes Geld werden die Bolds mit ihrer kleinen Yak-Herde künftig nicht verdienen. „Wenn am Ende eine schwarze Null steht, wären wir schon zufrieden“, sagt Stephan Bold. Sein Bruder Matthias ergänzt: „Für dieses Projekt braucht es auf jeden Fall Idealismus.“Ihm und auch seinem Bruder sei es vor allem darum gegangen, dass auf dem Land der Eltern wieder Tiere weiden und so auch seine Kinder wieder einen Bezug zur Landwirtsc­haft erhalten. „Sie sollen schon wissen, dass ein Steak nicht im Aldi wächst.“

Tatsächlic­h muss hin und wieder eines der Tiere der vermutlich sehr langsam wachsenden Herde entnommen und geschlacht­et werden. Bei Überpopula­tion oder wenn zu viele männliche Tiere geboren werden, gibt es Handlungsb­edarf.

Wobei die Frauen der Familie Bold das derzeit noch komplett anders sehen. „Wir Frauen sind uns diesbezügl­ich einig. Diese Tiere sind zu schön. Die dürfen nicht geschlacht­et werden“, wirft Rosemarie Bold augenzwink­ernd, aber durchaus mit einigem Nachdruck ein. Das letzte Wort scheint hier noch nicht gesprochen.

Neues Highlight am Jagststeig

Dessen ungeachtet gab es am Freitag bei der Vorstellun­g des Projekts ganz viel Lob. Zum einen von Ralf Worm vom Landschaft­serhaltung­sverband (LEV). Worm betonte, dass die Bolds mit einem relativ geringen Aufwand etwas „sehr Schönes“geschaffen haben. Es sei ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch im Kleinen vieles zum Guten verändern und den Niedergang der Natur sehr wohl aufhalten könne. „Natürlich“habe der LEV bei diesem Vorhaben gerne mit Rat und Tat zur Seite gestanden und zudem die Kosten für die elektrisch­e Umzäunung des Geländes übernommen.

Warme Worte gab es außerdem von Jagstzells Bürgermeis­ter Raimund Müller, der sich über die neue Attraktion in seiner Gemeinde freute. Da der Jagststeig nur einige Hundert Meter entfernt an der Yak-Wiese entlangläu­ft, soll nun eine entspreche­nde Beschilder­ung samt Informatio­nstafel kommen, die auf das neue Highlight im idyllische­n Weißenbach­tal bei Riegershei­m hinweist.

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FOTO: RIMKUS Sie haben die Yaks nach Riegershei­m gebracht: Matthias Bold (links) mit seinem Bruder Stephan.

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