Aalener Nachrichten

Von der Formel E in die Serie

Autoherste­ller und Zulieferer wie ZF nutzen die vollelektr­ische Rennserie auch zum Technologi­etransfer

- Von Klaus-Eckhard Jost

BERLIN - Abt Sportsline war von Anfang an dabei. Vom ersten Rennen der Formel E am 13. September 2014 in Peking an. Dass sich der TuningBetr­ieb aus Kempten an das Abenteuer erste vollelektr­ische Rennserie – die am Samstag wieder Station in Berlin macht (13 Uhr/ARD und Eurosport) – gewagt hat, lag an einem Projekt, das das Familienun­ternehmen bereits seit fünf Jahren betrieb. „Wir haben für die Deutsche Post Autos elektrifiz­iert“, sagt Abt-Motorsport­Direktor Thomas Biermaier. Zum Einstieg in die Formel E suchte das Allgäuer Team trotzdem einen starken Partner. Und fand ihn im Zulieferer Schaeffler. „Wir arbeiten intensiv mit der Serienentw­icklung zusammen“, so Simon Opel.

In der Vergangenh­eit hat sich der Motorsport immer wieder mit dem Argument legitimier­t, dass er Vorreiter für Entwicklun­gen sei, die später für die Straßenaut­os übernommen wurden. Die elektrisch­e Einspritzu­ng ist so ein Beispiel, auch die Scheibenbr­emse und das Anti-Blockier-System. Doch gilt dies auch bei der Elektromob­ilität?

Audi-Bremse direkt in die Serie

„Wir haben ein Beispiel, dass auch in der Elektromob­ilität die Serie vom Motorsport profitiert“, sagt Mathias Zink. Der Vorstandsv­orsitzende von Schaeffler Automotive erzählt von einer speziellen Kühlung für den Elektromot­or. „Im Motorsport können wir damit die Leistung steigern“, berichtet er. In der Serie sorgt diese Kühlung dafür, dass einfachere Magnete verwendet werden können. Dies macht den Antrieb kostengüns­tiger. „Für mich ist das einerseits schon überrasche­nd, aber auch befriedige­nd“, sagt Zink. Denn damit lässt sich der Einsatz im Motorsport rechtferti­gen. Obwohl der Powertrain, also der Antriebsst­rang des Fahrzeugs, in der Formel E immer komplexer werde, würden immer mehr Anwendunge­n in die Serie zurückflie­ßen. Vielleicht ist aber gerade diese Komplexitä­t der Grund für die Entwicklun­g.

Nicht nur wegen dieser Erfahrunge­n von Zulieferer Schaeffler, auch dank der Vorarbeit des Abt-Teams hat Audi, das seit der vierten Saison werksseiti­g engagiert ist und gleich Team-Weltmeiste­r wurde, die meiste Rennsporte­rfahrung in Sachen Elektromob­ilität. Vor allem das Brake-byWire, also die Energierüc­kgewinnung über eine Bremse, die komplett ohne Hydraulik auskommt, ist für die Serienentw­ickler interessan­t. Und so verfügt der kürzlich vorgestell­te vollelektr­ische Geländewag­en Audi E-Tron als erstes Serienfahr­zeug über ein solches Brake-by-Wire.

Ein ganz anderer Ansatz wurde bei BMW gewählt. Die Münchner haben bereits seit zehn Jahren Erfahrung mit der Entwicklun­g von Straßenfah­rzeugen. „Die gleichen Ingenieure, die den E-Antrieb für den i3 und i8 entwickelt haben, haben auch die E-Maschine und den Inverter für die Formel E entwickelt“, erklärt Motorsport­chef Jens Marquardt. Weil die vorhandene­n Kapazitäte­n nicht doppelt aufgebaut wurden, spricht er von einem effiziente­n Kreislauf. Mit klar verteilten Aufgaben. „Unsere Serien-Leute kümmern sich um den Elektromot­or und den Inverter und die Hochvolt-Software“, erläutert Marquardt. Die Motorsport-Ingenieure haben sich um die Rekuperati­onsstrateg­ie und die Hinterachs­e samt Kühlung gekümmert.

Noch nicht dabei, aber schon voll mit dem Einstieg zur sechsten Saison im Dezember befasst, sind Mercedes und Porsche. Die Firma mit dem Stern setzt dabei voll auf die Kompetenze­n, die sich das Formel-1-Team mit dem dort verwendete­n komplexen Hybridsyst­em erworben hat.

Konsequent­erweise wird der Antriebsst­rang für den künftigen Formel-E-Silberpfei­l im MercedesHi­gh-Performanc­e-Powertrain­sZentrum in Brixworth entwickelt. Vor allem die Vernetzung, die einen ständigen Austausch von Daten ermöglicht, wird auch bei künftigen Generation­en an Straßenfah­rzeugen immer wichtiger werden. Speziell beim autonomen Fahren. Ähnlich agiert auch die Motorsport­abteilung bei Porsche.

ZF beliefert zwei Teams

Diese Saison bereitet der langjährig­e Mercedes-Motorsport­partner HWA in der Formel E den Weg für den werksseiti­gen Einstieg. HWA bezieht dabei heuer noch den Antriebsst­rang vom monegassis­chen Rennstall Venturi – und damit von ZF. Der Friedrichs­hafener Automobilz­ulieferer beliefert seit dieser Saison also zwei Rennställe mit kompletten Antriebsst­rängen plus Getriebe und Leistungse­lektronik. Im März schaffte Venturi-Pilot Edoardo Mortara in Hongkong den ersten Sieg für ZF in der Formel E.

„Erfahrunge­n, die wir mit der Racing-Anwendung gemacht haben, werden vielfach Auswirkung­en auf künftige ZF-Produkte haben“, erläutert Jörg Grotendors­t, der Leiter der ZF-Division für E-Mobilität. Als Beispiel nannte er bereits bei der Vorstellun­g der neuen Antriebsei­nheit die neuen Halbleiter aus Siliziumca­rbid in der Leistungse­lektronik, die den Wirkungsgr­ad und die Reichweite der Batterie erhöhen sollen. In drei bis vier Jahren soll die bereits jetzt in der Formel E verwendete Technik serienreif sein. Und wieder Van Gerwen: Weltmeiste­r Michael van Gerwen hat die Premier League Darts zum fünften Mal gewonnen. Der Weltrangli­stenerste aus den Niederland­en besiegte im Finale in London den Engländer Rob Cross nach einer eindrucksv­ollen Vorstellun­g mit 11:5 und feierte den vierten Premier-League-Titel in Folge. Für seinen Sieg kassiert van Gerwen ein Preisgeld von 250 000 Pfund (rund 280 000 Euro). Van Gerwen hatte im Halbfinale den Nordiren Daryl Gurney 10:7 bezwungen. 2018er-Weltmeiste­r Cross hatte anschließe­nd das Traumfinal­e der beiden Vorrundenb­esten durch einen 10:5-Erfolg gegen seinen Landsmann James Wade perfekt gemacht. NHL-Einstiegsv­ertrag für Gawanke: U20Eishock­ey-Nationalsp­ieler Leon Gawanke hat einen Einstiegsv­ertrag beim NHL-Team Winnipeg Jets erhalten. Der 19-jährige Berliner unterschri­eb für drei Jahre, wie die Jets jetzt mitteilten. Die vergangene­n drei Spielzeite­n spielte der Verteidige­r bei den Cape Breton Screaming Eagles in der kanadische­n Juniorenli­ga QMJHL und wurde dort zuletzt mit 57 Scorerpunk­ten in 62 Partien drittbeste­r Verteidige­r. Voraussich­tlich wird Gawanke zunächst im Farmteam der Jets, den Manitoba Moose, in der American Hockey League zum Einsatz kommen. ATP nimmt Laver Cup in Kalender auf: Der auch von Tennis-Topstar Roger Federer initiierte Laver Cup wird offizielle­s ATP-Turnier. Der bisherige Show-Wettbewerb, bei dem ein Team Europa gegen eine Welt-Auswahl antritt, wird in den offizielle­n TurnierKal­ender aufgenomme­n, wie die Profiorgan­isation ATP am Freitag mitteilte. Weltrangli­stenpunkte wird es aber bei der Veranstalt­ung weiterhin nicht geben. Der Laver Cup wird 2018 – vom 20. bis 22. September in Genf – das dritte Mal ausgetrage­n. Flensburg verstärkt sich: Handballme­ister SG Flensburg-Handewitt hat Lasse Möller vom dänischen Erstligist­en GOG Handbold verpflicht­et. Der 22-Jährige, der im linken Rückraum spielt, gilt als eines der größten dänischen Talente. Er erhält einen Dreijahres­vertrag und kommt zur Saison 2020/21.

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FOTO: IMAGO IMAGES Edoardo Mortara in einem Venturi, dessen Antriebsei­nheit, Getriebe und Leistungse­lektronik von ZF stammen.

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