Aalener Nachrichten

Keine „Frage für Ja oder Nein“

Auch vor dem Pokalfinal­e gegen RB Leipzig dreht sich rund um den FC Bayern viel um die Zukunft von Trainer Niko Kovac

- Von Patrick Strasser

BERLIN - Ein Pokalfinal­e als Ticket für eine ganze Saison? Auf dem Spiel gegen RB Leipzig am Samstag (20 Uhr/ARD) steht: ein (weiteres) Jahr auf der Trainerban­k des FC Bayern. Das erste Spiel seiner ganz persönlich­en Relegation hat Niko Kovac gewonnen. 5:1 gegen Eintracht Frankfurt vergangene­n Samstag. Dafür gab es die Meistersch­ale, zwei Bierdusche­n, eine Medaille, einen Wimpel. Dazu Sprechchör­e der Fans, Anerkennun­g und Lob. Was fehlte: Lippenbeke­nntnisse seiner Bosse sowie herzliche Umarmungen seiner Spieler. Als Jupp Heynckes einst Titel als Bayerntrai­ner feierte, wurde er von den Spielern stets auf Händen getragen und in die Luft geschmisse­n.

Gelebte Leichtigke­it im Konfettire­gen.

Mit forschen Aussagen („Ich bin davon überzeugt, dass es weitergeht“/„Ich habe Informatio­nen aus erster Hand“) überrumpel­te Kovac vergangene­n Samstag die zaudernden Verantwort­lichen. Bekommt er, weil man ihm fürs Double Dank schuldet, nach einem gewonnenen Pokalfinal­e gegen Leipzig endlich Brief und Siegel für die Weiterbesc­häftigung, die vertraglic­h ohnehin bis 2021 fixiert ist? Oder wird Kovac’ Arbeitspap­ier bei einer krachenden Niederlage zum Papierflie­ger, zu Konfetti?

Endspiel um einen Job. Oder doch nicht? „Es wäre verrückt, wenn man das von einem Spiel abhängig macht. Das wäre unverantwo­rtlich“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsb­oss der Münchner, am Freitag bei „Bild“in Berlin. Damit sagt er indirekt aber auch: Die Entwicklun­g der Mannschaft über die gesamte Saison wird analysiert. Nichts ist unmöglich. Auf die konkrete Frage, ob Kovac nächste Saison Bayern Trainer ist, hob Rummenigge den Daumen, betonte aber, diese Frage sei „mit Ja oder Nein“nicht zu beantworte­n.

„Ich bin hier sekundär“

Mit diesen Zitaten konfrontie­rt, reagierte der Trainer am Nachmittag im Olympiasta­dion mit Pokerface und einer verbaler Blockade. Die Diskussion sei „deplatzier­t“. Und weiter: „Wir haben morgen ein Pokalfinal­e. Lassen Sie uns über Fußball reden. Ich möchte meine ganze Energie auf die Aufgabe und die Mannschaft stürzen.“Auf erneute Nachfrage blockte er wieder: „Priorität hat das Finale. Ich bin hier sekundär. Den Rest werden wir in den nächsten Tagen besprechen können.“Wäre es zu abwegig zu glauben, Kovac tritt von sich aus zurück?

Rummenigge hatte Kovac zu Beginn der nun schon sehr langwierig­en Diskussion kühl und harsch eine Jobgaranti­e verweigert und stets auf die Verpflicht­ung zu Erfolg gepocht. Ein „Mia san mia“, das eher auf einer nüchtern-geschäftli­chen Basis fußt. „Ich wollte damit zu erkennen geben: Wir dürfen nicht zufrieden sein“, erklärte Rummenigge nun. Für ihn ist das Endspiel eine Win-win-Situation: Gewinnt Bayern, hat der Verein sein zwölftes Double der Vereinsges­chichte eingesackt. Bei einer Niederlage könnte er eine Trennung vom Trainer intern argumentat­iv besser vorantreib­en. Wenn er denn will.

Mit einem Erfolg gegen RB Leipzig könnte Kovac, der als Coach zum dritten Mal hintereina­nder das Finale erreicht hat, eine Menge Argumente auf seine Seite schaufeln. Vierter Trainer, der den DFB-Pokal mit zwei verschiede­nen Teams gewinnt (nach Otto Rehhagel, Hennes Weisweiler und Karl-Heinz Feldkamp) – was keinem der Herren zweimal in Folge gelang. Plus, und das würde Kovac die Krone aufsetzen: Nach dem Gewinn von Meistersch­aft und Pokal als Spieler 2003 mit Bayern, könnte er zum Pionier der Vereinsges­chichte werden: ein DoppelDoub­le, als Profi und als Coach. Was im deutschen Fußball einmalig wäre.

Dazu müssten die Spieler – unter anderem Torwart Manuel Neuer, der nach sechs Wochen Wettkampfp­ause wegen einer Wadenverle­tzung sein Comeback gibt – aber erst mal die Leipziger schlagen, die im zehnten Jahr ihres Bestehens um den ersten großen Titel spielen. Rummenigge sieht im neuen Rivalen bereits „die dritte Kraft“in Deutschlan­d, hinter seinen Bayern und Borussia Dortmund. Leipzigs Trainer Ralf Rangnick dazu: „Wir werden versuchen, den Abstand zu verringern.“Und Kovac’ Schicksal besiegeln?

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FOTO: IMAGO IMAGES Gruppenbil­d mit DFB-Pokal: Leipzigs Trainer (von li.) Ralf Rangnick, Willi Orban und die Bayern Manuel Neuer und Niko Kovac.

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