Bodenständige Glücksmomente im Gasthaus Rist
Bevor es ums Essen geht, rasch ein paar Worte, bei denen es natürlich auch irgendwie ums Essen geht: In jüngerer Zeit wurden verschiedentlich Leserstimmen laut, die sich über die Qualität der in der Kolumne „Aufgegabelt“verwendeten Fotos beklagen. „Unappetitlich“, „wie schon mal gegessen“oder sogar „ekelig“war da in Kommentaren über die Motive zu lesen. Dazu ist zu sagen: Restaurantbesuche finden immer unangemeldet und anonym statt. Fotos werden bei dieser Gelegenheit naturgemäß mit mobilen Geräten und möglichst unauffällig gemacht. Die Lichtverhältnisse sind oft schlecht, und auch das Talent des Tellerfotografen ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Daher bleiben Speisen im Bild oft hinter ihren optischen Möglichkeiten zurück. Aber: Auch wenn das Auge mitisst, kommt es immer noch darauf an, wie es schmeckt.
Sozusagen auf die inneren Werte des Essens. Der Spargelsalat im Gasthaus Rist in Mochenwangen ist übrigens optisch wie auch geschmacklich formidabel gelungen: Zarteste Ware vom grünen und weißen Ravensburger Spargel tummelt sich mit Kirschtomaten sowie filigranen Gemüsewürfeln. Ein sahniges Dressing mit Feigensenf hält dieses frühsommerliche Arrangement geschmacklich ausgezeichnet zusammen. Frische Kräuter bringen herbe Zwischentöne in diese von leichter Süße umwehte Salatkreation. Geröstete Weißbrotscheiben mit einem offenkundig selbst gemachten weil hocharomatischen Pesto begleiten dazu nichts weniger als perfekt. In den hellen Gasträumen wirbeln flotte Bedienungen, dunkel gekleidet und mit bodenlangen brauen Schürzen. Damit bilden sie einen Kontrast zum eher hellen Interieur mit viel Beige. Das wirkt sehr gepflegt und schafft gute Voraussetzungen zum Wohlfühlen. Auf der Karte spielen die Wirtsleute übrigens leichtfüßig auf der Klaviatur der schwäbischen Küche, ohne überladen oder zu üppig zu sein. Das kommt auch den dreierlei schwäbischen Spezialitäten auf einem länglichen Teller zugute: Da aalt sich links eine kernige und mit Bärlauch herzhaft gewürzte Maultasche auf einer sahnigen Rahmsoße, die den puren Fleischgeschmack im Herzen trägt. Mittig türmen sich Kässpätzle, die durch eine wuchtige Käsemischung intensive Geschmacksmomente offenbaren. Die Spätzle selbst sind goldgelb und verfügen über schönen Biss. Rechts daneben ruht auf einer aromatischen Bratensoße der König unter den Schwabenklassikern: ein saftiger Rostbraten mit Knusperzwiebeln.
Viel könnte man jetzt erzählen über handwerkliche Zubereitung, routinierten Umgang mit guten Rohstoffen und Wirtshausküche, wie sie sein sollte. Vielleicht nur so viel: Mit seinem Angebot ist das Gasthaus Rist genau das, was immer öfter fehlt. Eine Wirtschaft für jeden Tag, die noch anständig selber kocht.
Zum Abschluss Sündiges mit kreativer Note: mit Schokolade gefülltes Knödelchen, eine in Filoteig gehüllte Bananenköstlichkeit – knusprig gebacken. Für eisigen Anklang sorgen ein spritziges Sorbet von Limonen und Basilikum sowie ein Kugel Nutella-Eis. Weil einem da die Worte fehlen, hören wir an dieser Stelle auch besser auf. Bahnhofstraße 8 88248 Mochenwangen Telefon 7502-92220 www.rist.online Geöffnet Dienstag bis Samstag 11.30-14 Uhr und ab 17 Uhr, Dienstag nur abends, Sonntag nur mittags, Montag Ruhetag. Hauptgerichte 10,80 - 23,80 Euro. Weitere www.schwäbische.de/aufgegabelt