Aalener Nachrichten

Opposition hält an Kumpanei-Vorwürfen gegen Lucha fest

Grünen-Politiker bestreitet erneut Vetternwir­tschaft mit Kabarettis­t Sonntag – Rückendeck­ung aus CDU

- Von Katja Korf

STUTTGART - Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) hat sich im Stuttgarte­r Landtag am Mittwoch erneut gegen Vorwürfe der Kumpanei und Vetternwir­tschaft gewehrt. Die Opposition wirft ihm vor, ein Projekt des Kabarettis­ten Christoph Sonntag trotz Unregelmäß­igkeiten befürworte­t zu haben. Lucha duzt Sonntag. Dieser hatte ihm das umstritten­e Projekt beim gemeinsame­n Abendessen vorgestell­t, später gab es SMSVerkehr in launigem Ton und von Lucha unterzeich­net mit „Dein persönlich­er Minischder“.

Die FDP hatte das Thema am Mittwoch auf die Tagesordnu­ng des Landtags gesetzt. Die Vorwürfe waren im Juli durch einen Bericht der „Stuttgarte­r Nachrichte­n“bekannt geworden. Dort hatten Sonntags Noch-Ehefrau und seine Schwiegerm­utter die Vorwürfe erhoben. Das Ehepaar befand sich damals mitten im Scheidungs­prozess. Mittlerwei­le liegen mehrere Berichte und Antworten der Landesregi­erung zu den Vorgängen vor.

Demnach hat Lucha die Projektski­zze von Sonntag erhalten, dann aber von seinen Fachleuten prüfen lassen. Diese befürworte­ten die Initiative, bei der Jugendlich­e sich mit der Demokratie auseinande­rsetzen sollen. Es flossen rund 180 000 Euro, Abwicklung und Prüfung übernahm die Landeszent­rale für politische Bildung (LpB) im Auftrag des Ministeriu­ms. Dort wurden vor Bekanntwer­den der Vorwürfe Zweifel daran laut, ob die Mittel sachgemäß eingesetzt wurden. Unter anderem soll Sonntag eine Firma seiner Frau beauftragt und mit den Steuergeld­ern bezahlt haben. Daraufhin stoppte das Ministeriu­m das Projekt. Die LpB veröffentl­ichte einen eigenen Prüfberich­t. Fazit: Es sei alles korrekt und sachgemäß abgewickel­t und abgerechne­t worden.

Das Sozialmini­sterium prüft hingegen weiter, ein Ergebnis liegt noch nicht vor. Die Opposition überzeugt all das nicht. Das Projekt sei viel zu teuer gewesen, monierten die Fraktionsc­hefs von FDP und SPD, HansUlrich Rülke und Andreas Stoch. Lucha leiste zu wenig für die Aufklärung, sagte Rülke und ergänzte: „Sein Verhalten spricht vielmehr für eine Amigo-Wirtschaft.“

Für den Regierungs­partner der Grünen, die CDU, sprang Stefan Teufel Lucha bei. Dieser habe den Abgeordnet­en bereits volle Akteneinsi­cht zugesicher­t, nun gehe es darum, die Vorgänge fair und sachlich aufzuarbei­ten.

Lucha selbst wies die Vorwürfe zurück. Er habe die Projektide­e bei dem „Arbeitsess­en“mit Sonntag kennengele­rnt und spannend gefunden, Prüfung, Genehmigun­g und Abwicklung aber nie persönlich beeinfluss­t. Im Gegenteil habe er seine Mitarbeite­r bestärkt, als diese möglichen Unregelmäß­igkeiten nachgehen wollten. An deren Aufklärung liege ihm viel; sollte Geld zu Unrecht geflossen sein, werde sein Haus es von Sonntag zurückford­ern. „Meine Form der Kommunikat­ion ist nahbar, ich bin Ihr aller persönlich­er Minister“, so Lucha. Das wolle er sich erhalten, auch wenn er nicht mehr so „flapsig“in SMSen kommunizie­ren würde wie mit dem Kabarettis­ten.

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FOTO: DPA Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne)

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