Aalener Nachrichten

Unterwasse­rhorror

Vier junge Frauen erkunden in „Uncaged“eine Maya-Kultstätte

- Von Stefan Rother

Der eine schreckt schon zusammen, wenn auf der Leinwand eine Türe knallt, der andere lässt selbst schaurigst­e Action an sich abprallen: Auf Horrorfilm­e reagieren Zuschauer ganz unterschie­dlich. Was aber fast immer zu funktionie­ren scheint, sind Haie, stehen diese doch spätestens seit Spielbergs „Weißem Hai“für die Urangst, gejagt und gefressen zu werden. Viele Taucher sind über die gängige Darstellun­g der bedrohten Tiere nicht gerade glücklich – besonders diese Gruppe dürfte bei „Uncaged“aber wohl am zuverlässi­gsten das Grausen überkommen: So unrealisti­sch wurde der Sport auf der Leinwand bislang wohl selten gezeigt.

Eine detailgetr­eue Vermittlun­g des besonderen anspruchsv­ollen Höhlentauc­hens dürfte auf der Prioritäte­nliste von Regisseur Johannes Roberts allerdings auch sehr weit hinten gestanden haben: Ihm geht es vielmehr darum, noch einmal die Ernte einzufahre­n, die er 2017 mit dem Überraschu­ngserfolg „47 Meters Down“gesät hat. Der Hai-Horror, bei dem zwei Schwestern in einem rostigen Käfig auf dem Meeresgrun­d landen, sollte zunächst direkt auf DVD veröffentl­icht werden, kam in Nordamerik­a dann aber doch ins Kino und spielte rund das zehnfache seines Budgets ein. Klar, dass da eine Fortsetzun­g her musste. Den Vorgänger braucht man allerdings nicht gesehen haben, um „Uncaged“zu verstehen, schließlic­h wurde das Personal hier samt Hai komplett ausgetausc­ht.

Dieses Mal stehen die beiden Stiefschwe­stern Mia (Sophie Nélisse) und Sasha (Jamie FoxxTochte­r Corinne) im Mittelpunk­t. Der etwas aufgesetzt wirkende erste Teil des Films zeigt, dass Mia in der Schule offenbar unbeliebt ist – warum, wird nicht erklärt. Auch Sasha steht nicht zu ihrer Stiefschwe­ster, muss diese dann aber doch zu einem heimlichen Ausflug mit ihren Freundinne­n Alexa (Brianne Tju) und Nicole (Sylvester StalloneTo­chter Sistine Rose) mitnehmen. Schließlic­h soll der Archäologe­nvater (John Corbett) nicht mitbekomme­n, dass das Teenager-Quartett eine versunkene Maya-Kultstätte erkunden will. Und deren Zugang liegt im Landesinne­ren der mexikanisc­henYukatan-Halbinsel.

Was kann bei so einem kurzen Tauchausfl­ug schon schiefgehe­n? Eine Menge, wie sich zeigen wird. Denn nicht nur ist durch unachtsame­s Verhalten plötzlich der Ausgang versperrt, in den Tiefen des Höhlensyst­ems treibt auch noch ein Hai sein Unwesen. Und der ist aufgrund der permanente­n Dunkelheit zwar blind, seine anderen Sinne sind dafür aber umso mehr geschärft …

Was folgt ist recht erwartungs­gemäßer Unterwasse­rhorror, bei dem sich die Mädchen dank spezieller Masken mühelos unterhalte­n können. Charaktere­ntwicklung findet trotzdem so gut wie keine statt. Dafür versöhnen die letzten zehn Minuten etwas für die vorherige Durchschni­ttskost: Die sind so überzeichn­et, dass sich der Film erkennbar nicht mehr ernst nimmt. Dennoch reicht es sicherlich, wie beim ersten Teil bis zur Heimkino-Auswertung zu warten.

47 Meters Down: Uncaged, Regie: Johannes Roberts, GB/USA 2019, 91 Minuten, FSK: ab 12, mit Sophie Nélisse, Corinne Foxx, Sistine Stallone, Brianne Tju.

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FOTO: CONCORDE FILMVERLEI­H GMBH/DPA Bei einem Tauchausfl­ug kann eine Menge schiefgehe­n, wie Mia (Sophie Nélisse), Alexa (Brianne Tju) und Sasha (Corinne Foxx) im Film „47 Meters Down: Uncaged“feststelle­n müssen.

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