Unterwasserhorror
Vier junge Frauen erkunden in „Uncaged“eine Maya-Kultstätte
Der eine schreckt schon zusammen, wenn auf der Leinwand eine Türe knallt, der andere lässt selbst schaurigste Action an sich abprallen: Auf Horrorfilme reagieren Zuschauer ganz unterschiedlich. Was aber fast immer zu funktionieren scheint, sind Haie, stehen diese doch spätestens seit Spielbergs „Weißem Hai“für die Urangst, gejagt und gefressen zu werden. Viele Taucher sind über die gängige Darstellung der bedrohten Tiere nicht gerade glücklich – besonders diese Gruppe dürfte bei „Uncaged“aber wohl am zuverlässigsten das Grausen überkommen: So unrealistisch wurde der Sport auf der Leinwand bislang wohl selten gezeigt.
Eine detailgetreue Vermittlung des besonderen anspruchsvollen Höhlentauchens dürfte auf der Prioritätenliste von Regisseur Johannes Roberts allerdings auch sehr weit hinten gestanden haben: Ihm geht es vielmehr darum, noch einmal die Ernte einzufahren, die er 2017 mit dem Überraschungserfolg „47 Meters Down“gesät hat. Der Hai-Horror, bei dem zwei Schwestern in einem rostigen Käfig auf dem Meeresgrund landen, sollte zunächst direkt auf DVD veröffentlicht werden, kam in Nordamerika dann aber doch ins Kino und spielte rund das zehnfache seines Budgets ein. Klar, dass da eine Fortsetzung her musste. Den Vorgänger braucht man allerdings nicht gesehen haben, um „Uncaged“zu verstehen, schließlich wurde das Personal hier samt Hai komplett ausgetauscht.
Dieses Mal stehen die beiden Stiefschwestern Mia (Sophie Nélisse) und Sasha (Jamie FoxxTochter Corinne) im Mittelpunkt. Der etwas aufgesetzt wirkende erste Teil des Films zeigt, dass Mia in der Schule offenbar unbeliebt ist – warum, wird nicht erklärt. Auch Sasha steht nicht zu ihrer Stiefschwester, muss diese dann aber doch zu einem heimlichen Ausflug mit ihren Freundinnen Alexa (Brianne Tju) und Nicole (Sylvester StalloneTochter Sistine Rose) mitnehmen. Schließlich soll der Archäologenvater (John Corbett) nicht mitbekommen, dass das Teenager-Quartett eine versunkene Maya-Kultstätte erkunden will. Und deren Zugang liegt im Landesinneren der mexikanischenYukatan-Halbinsel.
Was kann bei so einem kurzen Tauchausflug schon schiefgehen? Eine Menge, wie sich zeigen wird. Denn nicht nur ist durch unachtsames Verhalten plötzlich der Ausgang versperrt, in den Tiefen des Höhlensystems treibt auch noch ein Hai sein Unwesen. Und der ist aufgrund der permanenten Dunkelheit zwar blind, seine anderen Sinne sind dafür aber umso mehr geschärft …
Was folgt ist recht erwartungsgemäßer Unterwasserhorror, bei dem sich die Mädchen dank spezieller Masken mühelos unterhalten können. Charakterentwicklung findet trotzdem so gut wie keine statt. Dafür versöhnen die letzten zehn Minuten etwas für die vorherige Durchschnittskost: Die sind so überzeichnet, dass sich der Film erkennbar nicht mehr ernst nimmt. Dennoch reicht es sicherlich, wie beim ersten Teil bis zur Heimkino-Auswertung zu warten.
47 Meters Down: Uncaged, Regie: Johannes Roberts, GB/USA 2019, 91 Minuten, FSK: ab 12, mit Sophie Nélisse, Corinne Foxx, Sistine Stallone, Brianne Tju.