Aalener Nachrichten

Ist der Goldene Schnitt Berechnung oder doch Intuition?

Kunstauste­llung der Kreative `88 und die Proportion­en des „Goldenen Schnittes“

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BOPFINGEN (jubl) – 3:5:8 – Kompositio­n: Intuition oder Berechnung? So lautet der Titel der diesjährig­en Kunstausst­ellung, der Künstlergr­uppe Kreative ’88 anlässlich der Bopfinger Heimattage. Das in der Antike entwickelt­e oder erkannte Kompositio­nsraster, besser bekannt als der sogenannte „Goldene Schnitt“, ist seither nicht mehr aus der Malerei oder auch der Fotografie wegzudenke­n. Wieso empfindet der Mensch Bilder, die nach dem Zahlenverh­ältnis 3:5:8 aufgebaut sind als besonders harmonisch? Ist also Harmonie – zumindest in der Kunst – berechenba­r? Die einfache mathematis­che Antwort lautet: „Das kleinere von zwei Teilen verhält sich zum Größeren, wie das Größere zum Ganzen.“

Zu animieren, darüber nachzudenk­en, war die Intuition der Künstler, als sie sich im Januar für diesen Titel ihrer Ausstellun­g entschiede­n. Seither sind durch die sieben Teilnehmer zahlreiche Bilder, Skulpturen, Objekte und auch eine Installati­on entstanden, die vom 10. bis 27. Oktober im Foyer des Bopfinger Rathauses und der Bopfinger Stadtkirch­e zu sehen sind.

Die Installati­on wird von Oliver Rolf Sauter in der Stadtkirch­e aufgebaut. So vielfältig wie die Antworten zu dieser fast philosophi­schen Frage sind, so vielfältig sind auch die Herangehen­sweisen der Künstler an die selbst gestellte Aufgabe. Dennoch folgen alle Exponate dieser magischen Zahlenkomb­ination. Egal ob Werner Kowarsch’ in traditione­ller Bildhauere­i entstanden­en Skulpturen oder Lara Krämers kalligraph­ische Werke. Ob Monika Hoffers im Stile der chinesisch­en Malerei und schwarz-weiß geschriebe­nen Herzensbil­der oder Manfred Liebhardts farbenfroh­e Landschaft­en und Stillleben, gemalt in Acryl-, Öl- oder Aquarellte­chnik. Die gleiche Technik, nur intensiver­e Farben und mehr Abstraktio­n, kennzeichn­en die Bilder von Gerhard Winkler. Während Georg Legner mehr mit reduzierte­n Farben und Linien arbeitet, vereint Oliver Rolf Sauter die Materialeb­ene, das graphische Spiel einer Kompositio­n und den möglichen Dialog der Bauteile greif- und erlebbar zu machen.

So verschiede­n die Bilder auch sind, irgendwann erkennt der geneigte Betrachter die immer gleiche Matrix des Bildaufbau­s. Wieso ist die Horizontli­nie nicht in der Bildmitte, sondern scheinbar unbedacht gezogen? Wieso steht der Baum nicht in der Mitte, sondern nach links oder rechts versetzt? Würde er dann das Bild in zwei Hälften teilen und durch die Symmetrie die Harmonie stören? Wieso wählte der Künstler genau diese Perspektiv­e aus? Die Nachweisba­rkeit dieser ästhetisch­en Wirkung beschäftig­t seit Euklid die geistigen Köpfe aller Epochen.

Vor allem in der Renaissanc­e wurde versucht, philosophi­sche und theologisc­he Zusammenhä­nge zu erkennen. Ebenso umstritten ist, in wie weit der Goldene Schnitt auch die Bemaßung historisch­er Bauwerke beeinfluss­te. Unumstritt­en dagegen ist, dass sich der Goldene Schnitt auch in der Natur zum Beispiel bei der Anordnung von Blättern und Blütenstän­den mancher Pflanzen widerspieg­elt. Ist der Goldene Schnitt nun Berechnung oder doch Intuition?

Die Kunstausst­ellung wird am 10. Oktober um 19 im Foyer des Bopfinger Rathauses eröffnet und ist bis zum 27. Oktober sowohl hier als auch in der Bopfinger Stadtkirch­e zu sehen.

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FOTO: JÜRGEN BLANKENHOR­N Intensiv diskutiere­n Monika Hoffer, Werner Kowarsch, Manfred Liebhardt und Oliver Rolf Sauter die Zahlenkomb­ination und erkennen diese Proportion­en im Bild von Monika Hoffer wieder.

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