Zwei Turnerinnen, zwei Chancen
Sarah Voss und Elisabeth Seitz vertreten den WM-Gastgeber in den Frauen-Finals
STUTTGART (SID/dpa) - Für Elisabeth Seitz sind ihre beiden letzten WM-Auftritte fast schon Routine, auf Teamkollegin Sarah Voss wartet dagegen eine völlig neue Herausforderung. Und so blickt die 19-jährige BWL-Studentin geradezu ehrfürchtig zur sechs Jahre älteren deutschen Rekordmeisterin auf, obwohl die beiden Kunstturnerinnen aktuell beinahe auf einem Leistungslevel sind. Die Kölnerin hat schon jetzt schon viel mehr erreicht, als sie sich von den Heim-Weltmeisterschaften in Stuttgart jemals erträumt hat. Kurzfristig für den Mehrkampf nachnominiert, überraschte die Voss mit Rang 14 in der Qualifikation. Und der Sprung ins Schwebebalken-Finale am Sonntag war nun schon überhaupt nicht eingeplant.
Entsprechend gelöst sieht Voss dem Mehrkampffinale der 24 besten Turnerinnen diesen Donnerstag (16 Uhr/SWR Livestream) entgegen: „Mir geht es sehr, sehr gut, ich habe für mich schon jetzt 100 Prozent aus dieser WM herausgeholt.“Überschüssige Energien fließen daher aktuell in ihr Fernstudium ein, sogar im Wellnessbereich des Mannschaftshotels wird hin und wieder der Laptop aufgeklappt.
Ganz der Vollprofi an den Turngeräten, lässt Elisabeth Seitz hingegen ihr Lehramtsstudium während der Tage von Stuttgart ruhen. Denn ihre Chancen, WM-Bronze von 2018 am Stufenbarren zu wiederholen, sind durchaus real. „Ich bin ja keine No-Name-Turnerin mehr“, sagt die 25-Jährige – wovon sich die Lokalmatadorin am Samstag keine besseren Noten verspricht, aber „eine gerechte Bewertung“.
Selbstbewusst kratzt die deutsche Rekordmeisterin sogar ein bisschen am makellosen Image von Mehrkampf-Olympiasiegerin Simone Biles. Ausgerechnet am Stufenbarren hat die Rekord-Weltmeisterin aus den USA noch keinen Titel geholt. Für Seitz durchaus nachvollziehbar: „Simones Übung ist hochwertig, und sie bekommt ihre Punkte, Sarah Voss aber andere Übungen gefallen mir besser.“Rums. Die eigene Übung eingeschlossen, was sie dann lieber doch nicht direkt sagt. Tatsache aber ist: Wenn alles optimal läuft, ist für Elisabeth Seitz vielleicht sogar Stufenbarren-Silber hinter der wohl unschlagbaren Titelverteidigerin Nina Derwael aus Belgien drin. Mit der viertbesten Note (14,800) zog Seitz in den Barren-Endkampf ein, will sich aber nicht unter Druck setzen. Denn dann würde sie sich den „Riesenspaß“, den sie vor dem frenetischen Publikum hat, verderben.
Damit Seitz’ Übung auf den Punkt gelingt, muss Vereinskollegin Kim Bui als Glücksbringerin – wie schon 2018 – die Holme präparieren. Nahezu der einzige Aberglaube, den Seitz pflegt. Nur vom Ritual des zeitlich ausgedehnten Schminkens und Frisierens vor dem Wettkampf kann und will sie nicht lassen: „Dafür nehme ich mir eine Stunde, 20 Minuten würden auch ausreichen.“Nun müssen nur noch die „unberechenbaren Füße“(O-Ton Seitz) bei der Olympiavierten am Stufenbarren halten, aktuell aber ist Elisabeth Seitz gut unterwegs. Ihr Antrieb im Mehrkampf? „Top Ten wäre ein Traum.“ Champions League (5. Spieltag) Gruppe C: Augsburger Panther – Bili Tygri Liberec 2:3 n.P. (1:0, 0:1, 1:1/0:1), Belfast Giants – Lulea HF 3:6 (0:1, 0:2, 3:3). – Tabelle: 1. Lulea 22:15/11, 2. Augsburg 15:13/9, 3. Liberec 18:17/6, 4. Belfast 12:22/4. Gruppe F: Djurgardens IF Stockholm – Adler Mannheim 6:3 (3:1, 1:3, 2:0), GKS Tychy – Vienna Capitals 4:2 (0:1, 3:1, 1:0). – Tabelle: 1. Stockholm 19:12/12, 2. Mannheim 21:9/11, 3. Tychy 8:18/4, 4. Wien 10:19/3. Gruppe G: EHC RB München – Färjestad Karlstad 2:1 (1:0, 0:0, 1:1), HC Banská Bystrica – HC Ambri-Piotta 0:4 (0:2, 0:2, 0:0). – Tabelle: 1. München 13:6/12, 2. Karlstad 14:9/8, 3. Ambri-Piotta 9:9/7, 4. Banská Bystrica 7:19/3. München und Mannheim haben sich vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert.
„Ich habe für mich schon jetzt 100 Prozent aus dieser WM herausgeholt.“