45 Minuten Glanz
Junges DFB-Team führt 2:0 gegen Argentinien, ist am Ende aber mit dem 2:2 gut bedient
DORTMUND (fil) - Natürlich konnte auch der Fußball an einem Tag wie diesem nicht sofort zur Tagesordnung übergehen. Vor dem Anpfiff dieses 2:2 (2:0) im Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Argentinien in Dortmund, wurde zu Gedenken der Opfer des antisemitischen Anschlags von Halle/Saale eine Schweigeminute abgehalten. Als währenddessen ein Stadionbesucher, die deutsche Nationalhymne intonierte, rief ein anderer laut und deutlich „Halt die Klappe“. Die einzige angemessene Reaktion, ebenso wie der anschließende donnernde Applaus von den – insgesamt recht spärlich – besetzten Rängen.
Deutschlands Angreifer Serge Gnabry konnte sich da einen Schmunzler nicht verkneifen. Eben dieser Gnabry, nicht nur wegen seiner schwäbischen Mutter und seines ivorischen Vaters, sondern viel mehr noch wegen seines öffentlichen Eintretens für Gleichberechtigung in allen Bereichen ein idealer Botschafter eines Deutschlands, in dem kein Platz ist für Rassismus, Antisemitismus und Hass ist, wurde bald auch auf dem Platz zum ersten Protagonisten einer Partie, in der Deutschland furios begann, jedoch auch stark nachließ.
Drei Freiburger Debütanten
Nach einem flachen Rückleger in den Strafraum durch den Leipziger Lukas Klostermann setzte sich Gnabry nach 15 Minuten gleichsam robust wie elegant gegen den arg nachlässig verteidigenden argentinischen Abwehrverbund durch und traf zum 1:0. Sein r zehnter Treffer im elften Länderspiel.
Auch am 2:0 war Gnaby beteiligt, von ihm stammte der entscheidende Pass auf Torschütze Kai Havertz. Der Treffer hatte aber eine längere Vorgeschichte: Luca Waldschmidt, der Debütant vom SC Freiburg, hatte im Mittelfeld entscheidend gestört, was Klostermann die Gelegenheit gab, mit einem Sprint den Ball zu erlaufen und einen fulminanten Konter aufzuziehen, der über Gnabry bei Havertz landete – auch, weil Klostermann, der insgesamt ein fulminantes Länderspiel hinlegte, den Ball klug durchließ. Es war ein Tor, wie es der Fußballlehrer Ralf Rangnick in seiner Backnanger Umschaltspielschule lehrt; ein Spielzug, schnell, direkt, schnörkellos, vertikal, erfolgreich, den Bundestrainer Joachim Löw spätestens seit der komplett missratenen WM 2018 öfter von seinen Spielern sehen möchte.
„Ich kann heute keine Perfektion erwarten“, hatte Löw vor Spielbeginn bei RTL gesagt angesichts einer Startelf, die er noch am Montag so sicher nicht im Kopf gehabt hatte. Zu den verletzungs- und krankheitsbedingten zehn Absagen gesellten sich am Mittwoch noch die kurzfristig erkrankten Jonathan Tah und Niklas Stark. „Durch solche Sachen ergeben sich neue Chancen für andere Spieler“, so Löw. Etwa für die zwei Debütanten des SC Freiburg: Innenverteidiger Robin Koch, Sohn der 1990erBundesligalegende Harry Koch, die sich ihren Status ganz ohne Länderspiele erkämpfte, stand ebenso in der Startelf wie Freiburgs Stürmer Luca Waldschmidt. Zusammen mit dem dritten Freiburger Debütanten – dem neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller auf der Tribüne, bis vor wenigen Tagen noch in gleicher Funktion dem SC Freiburg vorstehend, und dem Gesinnungsfreiburger Joachim Löw auf der Trainerbank, ergab das die wohl südbadischste DFB-Elf der Geschichte.
Kapitän Joshua Kimmich
Der erfahrenste Spieler der Löw’schen Rasselbande war kein Südbadener, aber ein Schwarzwälder: Joshua Kimmich aus Bösingen, auch erst 24, durfte in seinem bereits 46. Länderspiel die Not-Elf als Kapitän aufs Feld führen. Kimmich, schon längst Anführer der Gegenwart, bereitete kurz vor der Pause mit einem Freistoß Gnabrys Chance zum 3:0 vor, der Ball strich jedoch am Tor vorbei.
So ging es mit einem 2:0 in die zweite Halbzeit, der zunächst nur die Rasanz der ersten Hälfte abging, in der Deutschland aber zunehmend schwächer wurde. Fiel der Anschlusstreffer noch ein wenig aus dem Nichts – der Leverkusener Lucas Alario nutzte einen Stellungsfehler Kochs zum Kopfballtor (65.), ließen sich die Deutschen danach zunehmend in die eigene Hälfte drängen. Argentinien, ohne den gesperrten Lionel Messi angetreten, drängte nun auf den Ausgleich. Mit Erfolg: Alario, sonst in der Bundesliga für Leverkusen aktiv, war im Strafraum nicht zu bremsen, legte aufOcampos ab – das folgerichtige 2:2 fünf Minuten vor Schluss.
ter Stegen – Klostermann, Süle, Koch, Halstenberg – Kimmich, Can – Havertz (ab 83. Rudy)– Gnabry (ab 71. Serdar), Waldschmidt, Brandt. –
Marchesin – Foyth, Otamendi, Rojo (ab 46. Acuña) – Paredes – Pereyra (ab 76. Saravia), Correa (ab 46. Ocampos), de Paul – Dybala (ab 62. Alario), Martinez. – 1:0 Gnabry (15.), 2:0 Havertz (22.), 2:1 Alario (61.), 2:2 Ocampos (85.). –
42 000. Pioli übernimmt AC Mailand: Der Italiener Stefano Pioli ist neuer Trainer des Traditionsclubs AC Mailand. Der 53-Jährige unterzeichnete einen Vertrag für zwei Jahre. Pioli war bis Frühjahr Trainer beim AC Florenz. Zuvor hatte der 53-Jährige den Stadtrivalen Inter Mailand trainiert. Milan hatte sich am Vortag nach bereits knapp vier Monaten von Trainer Marco Giampaolo getrennt. Messi wollte Barcelona verlassen: Lionel Messi hat in der Saison 2013/14 wegen Steuerermittlungen ernsthaft über einen Abschied vom FC Barcelona nachgedacht. „Zu dieser Zeit hatte ich vor zu gehen“, gab der 32-Jährige gegenüber dem Radiosender RAC3 zu: „Nicht, weil ich Barça verlassen wollte, sondern weil ich Spanien verlassen wollte.“Im Juni 2013 hatte die spanische Justiz wegen Steuerhinterziehung Ermittlungen gegen Messi und seinen Vater Jorge Horacio eingeleitet. Im Juli 2016 wurden sie zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten und einer Nachzahlung von zwölf Millionen Euro verurteilt.