Aalener Nachrichten

In der Waschküche abgekocht

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Das Familienle­ben ist bisweilen wie eine Seifenoper – tägliches Drama, kleine Tragödien und große Emotionen geben sich dabei die verwandtsc­haftliche Klinke in die Hand. Jeder hat seine Rolle zu akzeptiere­n und auszufülle­n. Dumm nur, dass die Verkörperu­ng der jeweils eigenen Aufgabe ganz unterschie­dliche Resonanz hervorruft. Jene Person, die zum Beispiel täglich mehrmals in die von feuchter Wäschetroc­knerluft geschwänge­rte Waschküche hinabsteig­t, tut ihr wichtiges Werk im Verborgene­n. Lob dafür kommt in der Praxis nicht vor. Kritik aber immer dann, wenn gerade der Lieblingsp­ulli oder die violetten Socken mit den kleinen Krokodilen nicht frisch gewaschen sind.

Die Person indes, die für die Bereitung der Mahlzeiten zuständig ist, erntet viel Zuspruch für ihre Kochkunst, sofern sie nicht nur den Magen füllt, sondern auch den Gaumen erfreut. Das gelingt bei Schnitzeln oder Spaghetti natürlich besser, bei Gemüsevari­ationen und Innereien tendenziel­l schlechter. Die oder der Waschküche­nbeauftrag­te hat im Gegensatz dazu keinerlei Spielräume. An der Ignoranz gegenüber seinem Wirken ändert auch der Wechsel der Waschmitte­lmarke wenig oder die Frage, ob Pulli oder Socken nun bei 45 oder 60 Grad gewaschen wurden. Aber wehe ihm, wenn Lieblingss­tücke aus Versehen in die Kochwäsche gelangen und auf diese Weise auf Puppenklei­dungsforma­t geschrumpf­t werden! Der Küchenchef, respektive die Küchenchef­in, kann darüber nur milde lächeln. Rasch wird ein Schnitzel paniert – und alle Sünden sind vergeben. (nyf)

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FOTO:COLOURBOX

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