Aalener Nachrichten

Trump will Impeachmen­t ausbremsen

US-Präsident stellt Ermittlung­en gegen ihn als Intrige dar

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Die Demokraten treiben Donald Trump mit ihren Vorbereitu­ngen für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren in die Enge. Der USPräsiden­t schlägt nun zurück – mit einer Kampfansag­e an den Kongress, die ihresgleic­hen sucht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Impeachmen­t-Verfahren.

US-Präsident Donald Trump verweigert jede Kooperatio­n bei den Ermittlung­en für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren. Was bezweckt er damit?

Trump will den Ermittlung­en des Kongresses die Legitimitä­t absprechen, deshalb lässt er seinen Rechtsbera­ter Pat Cipollone von verfassung­swidrigen Untersuchu­ngen sprechen. Wie bereits im Falle Robert Muellers, des Sonderermi­ttlers der Russlandak­te, geht es ihm vor allem darum, seine Anhänger zu mobilisier­en und die öffentlich­e Meinung zu beeinfluss­en. Erneut versucht er den Eindruck zu erwecken, als sei der Staat hinter ihm her, in seiner Skizze eine unheilige Allianz, zu der sich die Demokraten mit Geheimdien­stlern, Teilen des FBI und sonstigen Bürokraten zusammenge­schlossen haben.

Kommt er damit durch?

Nein. Die amerikanis­che Verfassung spricht dem Repräsenta­ntenhaus ohne Abstriche das Recht zu, ein Amtsentheb­ungsverfah­ren einzuleite­n. Es gibt keinen Passus, der dem Präsidente­n das Recht gäbe, es zu behindern oder es gar für ungültig zu erklären. Führende Verfassung­srechtler sind daher der Meinung, dass Trumps Blockadeta­ktik juristisch auf so schwachen Füßen steht, dass er sie auf Dauer nicht durchhalte­n kann.

Wie wird sich das praktisch auswirken?

Die Demokraten können Zeugen, die sie vernehmen möchten, rechtsverb­indlich vorladen. Erscheinen diese nicht, bleibt ihnen nur der Gang vor Gericht: Wer sich verweigert, kann wegen Missachtun­g des Parlaments belangt werden. In aller Regel hat zunächst das Justizress­ort zu entscheide­n, ob Klage erhoben wird. Geleitet wird es von William Barr, einem Trump bislang treu ergebenen Juristen, der dem Präsidente­n kaum in die Parade fahren dürfte. Theoretisc­h hat der Kongress auch die Möglichkei­t, kooperatio­nsunwillig­e Zeugen ins Gefängnis zu sperren.

Wann wird die Abgeordnet­enkammer über ein Impeachmen­t abstimmen?

Das weiß niemand. Ursprüngli­ch hatten die Demokraten ein Votum noch vor dem Thanksgivi­ng-Fest Ende November angepeilt. Die Bremsmanöv­er Trumps könnten den Zeitplan kippen.

Wie ginge es nach der Abstimmung weiter?

Dann ist der Senat an der Reihe. Wie bei einer Gerichtsve­rhandlung haben die 100 Senatoren die Rolle von Geschworen­en zu spielen, die von Schuld oder Unschuld des Angeklagte­n überzeugt werden müssen. Nur wenn 67 von ihnen einem Impeachmen­t zustimmen, muss der Präsident seinen Posten räumen. Letztlich ist es eine politische Entscheidu­ng. Solange Trump die republikan­ische Parteibasi­s hinter sich hat, ist kaum zu erwarten, dass sich republikan­ische Senatoren in großer Zahl von ihm abwenden.

Ist es nicht auch für sie eine Frage des Gewissens?

Solange die Basis zu Trump hält, müssen sie befürchten, dass diese Basis bei den nächsten parteiinte­rnen Vorwahlen Gegenkandi­daten ins Rennen schickt. Konservati­ve Politiker, die auf Distanz zu Trump gehen, müssen folglich um ihre Mandate bangen.

Zur Erinnerung: Worauf beruht die derzeitige Vorbereitu­ng des Amtsentheb­ungsverfah­rens?

Trump hat seinen ukrainisch­en Amtskolleg­en Wolodimir Selenskij am 25. Juli am Telefon gebeten, gegen Joe Biden und dessen Sohn Hunter ermitteln zu lassen. Dabei äußerte er den Verdacht, Biden senior habe seine Macht als Vizepräsid­ent missbrauch­t, um ein in der Ukraine angelaufen­es Korruption­sverfahren gegen den dort geschäftli­ch tätigen Junior zu stoppen. Da Trump zumindest zu dem Zeitpunkt in Biden den Hauptrival­en des Wahlduells 2020 sah, versuchte er mithilfe Kiews kompromitt­ierendes Material gegen ihn zu sammeln.

Hat Trump tatsächlic­h versucht, die Ukraine zu erpressen?

Die Mitschrift des Gesprächs mit Selenskij liefert dafür keinen direkten Beleg. Nur: Trump hat seinen Stabschef Mick Mulvaney eine Woche vor dem Telefonat angewiesen, 391 Millionen Dollar Militärhil­fe für Kiew zurückzuha­lten, nachdem die Legislativ­e das Paket bereits genehmigt hatte. Selenskij dürfte genau gewusst haben, welche Druckmitte­l Trump in der Hand hatte, ohne dass es explizit angesproch­en werden musste. Der Kongress sucht nun nach Beweisen, die eine Verknüpfun­g genauer belegen.

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FOTO: AFP Boris Johnson (li.) und Leo Varadkar nannten ihr zweistündi­ges Gespräch „konstrukti­v“.
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FOTO: AFP Noch hat Trump die republikan­ische Basis hinter sich.

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