Aalener Nachrichten

Versöhnlic­her Ton

Brite Johnson und Ire Varadkar verhandeln über Brexit

- Von Silvia Kusidlo und Verena Schmitt-Roschmann

LIVERPOOL/BRÜSSEL (dpa) - Im verfahrene­n Brexit-Streit sind der britische Regierungs­chef Boris Johnson und sein irischer Kollege Leo Varadkar einer Lösung nähergekom­men. „Sie waren sich einig, dass sie einen Weg zu einem möglichen Deal sehen könnten“, heißt es vorsichtig in einer gemeinsame­n Erklärung nach einem Gespräch über die irische Grenzfrage. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel pochte am Donnerstag erneut auf eine Einigung der EU mit London. Allerdings zerrinnt die Zeit vor dem vorgesehen­en EU-Austritt am 31. Oktober.

Johnson und Varadkar trafen sich am Donnerstag zu ihrem Gespräch über die Brexit-Scheidungs­modalitäte­n in einem historisch­en Gebäude in einem Dorf bei Liverpool, das vor allem für Hochzeiten beliebt ist. Dort tagten sie über zwei Stunden. Ihre Diskussion sei „ausführlic­h und konstrukti­v“gewesen, hieß es in ihrer kurzen gemeinsame­n Erklärung. Sie hätten sich geeinigt, weiter über ihre Diskussion­en nachzudenk­en. Ihre Beamten würden intensiv beraten.

Ursprüngli­ch hatte unter anderen der französisc­he Präsident Emmanuel Macron zumindest Ansätze für eine Lösung der seit Jahren umstritten­en Irland-Frage bis Freitag dieser Woche gefordert. Das sei Voraussetz­ung für eine Lösung beim EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober. Trotz dieses Quasi-Ultimatums erwartet Großbritan­nien den Showdown aber erst beim Gipfeltref­fen selbst.

Bis 19. Oktober muss Johnson laut einem britischen Gesetz ein Abkommen durch das Parlament bringen, sonst ist er dazu verpflicht­et, eine Verlängeru­ng der Brexit-Frist zu beantragen. Nach britischen Medienberi­chten könnte es an dem Tag eine Sondersitz­ung des Unterhause­s geben.

Johnson signalisie­rte bislang, sich an das Gesetz halten zu wollen. Einen Aufschub lehnt er jedoch kategorisc­h ab und droht weiter damit, sein Land notfalls auch ohne Vertrag in drei Wochen aus der EU zu führen. Wie beides zusammenpa­ssen soll, ist unklar. In Brüssel erwartet man, dass die Bitte um Fristverlä­ngerung letztlich doch gestellt wird und die Staatengem­einschaft dem auch zustimmt.

Vorerst halten beide Seiten aber noch die Hoffnung auf einen LastMinute-Deal aufrecht – auch wenn sie weit auseinande­r liegen. Merkel sagte in Nürnberg, alle 27 bleibenden EU-Staaten würden bis zum letzten Tag dafür kämpfen, einen ungeregelt­en Austritt zu verhindern.

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