Der Platz zwischen Holzklasse und Business Class
Experten legen dar, was der Passagier bei einem höheren Preis fürs Ticket erwarten darf
Economy – die meisten Flugreisenden kennen die Holzklasse im Flugzeug recht gut. Bestuhlung mit wenig Beinfreiheit und eine Armlehne, die man sich mit dem Sitznachbarn teilen muss. Auf dem Weg dahin durchlaufen die Passagiere manchmal die Business Class, und auf der Langstrecke noch ein Zwischending: die Premium Economy, die auch Economy Plus oder Comfort genannt wird.
Fast alle großen Fluggesellschaften haben sie in den vergangenen Jahren eingeführt. Vorreiter war British Airways: Die britische Linie richtete Anfang der 2000er Jahre eine „World Traveller Plus“-Klasse ein.
„Die Fluggesellschaft hat aus der Not eine Tugend gemacht“, sagt Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Denn zu dieser Zeit fingen die Unternehmen zu sparen an und versagten so manchem Mitarbeiter auf der Langstrecke das gewohnte BusinessClass-Ticket. „Sie fanden sich plötzlich in der Economy Class wieder und waren alles andere als glücklich“, sagt er. Und arbeiten konnten sie dort auch kaum. Also erfand British Airways eine bessere EconomyKlasse, aber keine „Lower Business Class“– ein großer Unterschied, wie Schellenberg sagt. Denn die Premium Economy schaffte es durch die Reiserichtlinien der Unternehmen und war trotzdem deutlich komfortabler.
Mehr Beinfreiheit
„Anfangs wurden dazu oft auch alte Business-Class-Sitze genutzt“, sagt David Haße, Herausgeber des Luftverkehrsportals airliners.de. Das hat sich allerdings geändert, trotzdem gibt es einige Vorteile: „Oft haben Sie ein deutliches Plus an Beinfreiheit und Sitzbreite.“Zudem gebe es häufig mehr Freigepäck, manchmal einen Lounge-Zugang, besseres Entertainment und bessere Verpflegung.
In Deutschland ist Lufthansa die Airline mit dem größten Angebot von Premium-Economy-Sitzen. Auf allen Langstrecken-Maschinen gibt es sie, sagt Sprecherin Sandra Kraft. „Der Sitz ist, je nach Flugzeugtyp, um bis zu drei Zentimeter breiter“. Zusätzlich sorge eine eigene, breite Armlehne an jedem Sitz und eine Mittelkonsole zwischen den Sitzen für mehr Privatsphäre und insgesamt rund zehn Zentimeter mehr Freiraum zur Seite. „Die Rückenlehne lässt sich weiter nach hinten neigen und der Sitzabstand ist mit 97 Zentimetern deutlich großzügiger.“Der persönliche Freiraum, sagt sie, wachse im Vergleich zur Economy Class um etwa die Hälfte. Das Essen gibt es mit Menükarte und von Porzellangeschirr, auch am Sitz kann man sich besser einrichten. Allerdings: Um in die Business-Lounge zu kommen, müssen Passagiere 25 Euro extra zahlen.
Weltweit hat American Airlines vor Delta Air Lines und China Southern das größte Sitzplatzangebot in der Economy Plus, Economy Comfort oder Premium Economy-Kategorie. „Die Bezeichnung dieser Zwischenklasse ist nicht geschützt, daher benennen die Fluggesellschaften sie unterschiedlich“, sagt Schellenberg. Das sorge mitunter für Verwirrung.
Emirates plant Neues
Die Golf-Fluglinien wie Emirates, Etihad und Qatar Airways haben als einzige größere Fluggesellschaften bislang keine Premium-Economy doch das soll sich bald ändern. Während Emirates offiziell nur bestätigt, dass es die neue Klasse geben soll, ahnen Insider schon mehr. „Es könnte sein, dass es wieder etwas ganz Neues gibt“, sagt Schellenberg. Gemunkelt werde, dass es einen komplett neuen Sitztyp geben könnte, bei dem eine räumliche Trennung zum Sitznachbarn möglich ist. Zudem könne es sein, dass irgendwann der unbeliebte Mittelsitz entfällt, den es in der Premium Economy immer noch gibt. „Die Produkte werden ständig durch den Wettbewerb verändert“, sagt Schellenberg. „Wenn Emirates 2020 tatsächlich mit diesen Neuerungen kommt, rückt die Premium Economy immer weiter an die Business Class heran.“
Ob sich ein Premium-EconomyTicket tatsächlich rechnet, ist indes Geschmackssache. „Wenn man einen guten Tagesdeal für ein Upgrade bekommt, kann sich das lohnen“, sagt Schellenberg. „Ich persönlich würde allerdings eher nach einem günstigen Business-Class-Angebot suchen“, sagt er. Denn der Mehrwert zu einem normalen Economy-Ticket zahle sich vor allem bei einem Tagflug nicht immer aus. „Und in der Nacht hat man in der Business Class den Vorteil, dass die Sitze sich zu einem Bett umwandeln lassen.“In der Premium Economy habe man zwar eine bessere Sitzneigung als in der Economy Class, doch vom Liegen ist man noch weit entfernt.